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Taktik-Analyse zum Super Bowl: Die Offense der Philadelphia Eagles - eine Antwort auf jedes Problem?

SPOX blickt auf die beiden Super-Bowl-Offenses - los geht es mit den Philadelphia Eagles.
© getty

Die Philadelphia Eagles sind mit einer dominanten Offense durch die Regular Season marschiert. Neben der Breakout-Saison von Jalen Hurts stand dabei die Gesamtqualität des Kaders regelmäßig im Vordergrund - doch wie formen die Eagles aus dieser Qualität ihre Offense? Die große Taktikpreview zur Eagles-Offense vor Super Bowl LVII!

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Müsste ich die Eagles-Offense in dieser Saison auf den Punkt bringen, dann würde ich sie so beschreiben: Es ist eine Offense, die vergleichsweise simple Antworten präsentiert, aber deren Antworten sich so gut ergänzen, dass man trotzdem den Eindruck hat, dass diese Offense jedes Problem lösen und umgekehrt Defenses zu viele Probleme präsentieren kann.

Es ist auch ein Kader, der diesen Luxus hergibt; diese hohe individuelle Qualität, die es selbstredend einfacher macht, auch mit simplen Mitteln sehr erfolgreich zu sein. Dieser Kader wurde schrittweise fast wie ein Musterbeispiel aufgebaut, mit dem Trade für Star-Receiver A.J. Brown in der vergangenen Offseason als letztem großen Puzzleteil.

Als Lane Johnson nach dem Sieg gegen die San Francisco 49ers im Championship Game gefragt wurde, wo er den Unterschied zum Eagles-Super-Bowl-Team von vor fünf Jahren sieht, ging seine Antwort auch in diese Richtung: "2017 waren wir Underdogs. Dieses Jahr haben wir einen extrem starken Kader. Da wird erwartet, dass man weit kommt. Manchmal muss man All-In gehen, und ich habe den Eindruck, dass wir das in diesem Jahr gemacht haben."

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Jeder kennt die Geschichte von jenem 2017er Eagles-Team, das spät in der Regular Season Quarterback Carson Wentz verlor, und dann im Championship Game und im Super Bowl eine bis dato komplett unbekannte Version von Nick Foles bekam.

Dieses Team ist in vielerlei Hinsicht anders. Und einer der eklatantesten Unterschiede ist die Tatsache, dass die Offense der Eagles in diesem Jahr einen Floor hat, welchen 2017 an diesem Punkt absolut niemand erwarten konnte.

Super Bowl: Die Eagles-Offense - die Basics

  • Die Eagles spielen dieses Jahr über 70 Prozent ihrer Offense-Snaps aus 11-Personnel (ein Running Back, ein Tight End, drei Wide Receiver). Ein deutlicher Sprung der letzten Jahre, seit 2018 lag man nie über 63 Prozent. Hier hat zweifellos der Trade für A.J. Brown der Offense seinen Stempel aufgedrückt.
  • Und das ist nicht der einzige Bereich, in dem Brown diese Offense verändert hat: Einzig Davante Adams (9) hatte in der Regular Season mehr Deep-Receiving-Touchdowns als Brown (7). Brown öffnete auch so diese Offense maßgeblich und machte Hurts zu einem der gefährlichsten Deep-Passer in der NFL.
  • Sowohl A.J. Brown, als auch DeVonta Smith verbrachten je über 25 Prozent ihrer Snaps im Slot. Der primäre Slot-Receiver war schon ab Woche 1 Quez Watkins, der gefährlichste Eagles-Slot-Receiver aber war Smith: Seine 3,01 Yards pro gelaufener Slot-Route waren der ligaweit drittbeste Wert unter allen Receivern mit mindestens 25 Slot-Targets.
  • Die Eagles waren ganz eindeutig darauf bedacht, Hurts die Arbeit zu erleichtern. Nur Tua Tagovailoa, Daniel Jones und Justin Fields hatten eine höhere Play-Action-Quote als Hurts (31,4 Prozent), der zudem eine der höchsten Screen-Pass-Quoten (12,7 Prozent) in der NFL hatte.
  • Das betrifft bereits die Arbeit Pre-Snap: Philadelphia belegte in puncto No-Huddle-Quote Platz 2. Wenn Philadelphia No-Huddle spielte, hatten die Eagles die vierthöchste Run-Quote (41 Prozent). Auffällig ist aber auch, dass sie Hurts ein statisches Bild gaben: Bei lediglich 28 Prozent ihrer Snaps nutzten die Eagles Motion, der zweitniedrigste Wert in der NFL.
  • Mit 0,073 Expected Points Added pro Play führten die Eagles die NFL in der Regular Season mit weitem Abstand an. Insgesamt nur vier andere Teams (Baltimore, Pittsburgh, Atlanta und Cleveland) hatten hier einen positiven Wert. Einzig die Ravens (0,034) erzielten ebenfalls einen Wert jenseits von 0,006. Mit dementsprechend klarem Abstand belegten die Eagles auch in puncto Rushing Success Rate (50,7 Prozent) den ersten Platz; sie waren das einzige Team jenseits der 50-Prozent-Marke.
  • Hier hatte Hurts eine prägende Rolle. Seine 123 Runs in der Regular Season waren mit weitem Abstand der höchste Wert aller Nicht-Running-Backs, genau wie seine 13 Rushing-Touchdowns. Einzig in puncto erlaufene First Downs (68) kam Justin Fields (65) an ihn ran.
  • Die Eagles hatten in dieser Saison 103 designte Quarterback- und Option-Runs, Liga-Höchstwert. Mit 0,4 Expected Points Added pro Run belegten sie unter allen Teams mit mindestens 35 solcher Runs den ersten Platz.

Die Eagles sind gut darin, Vorteile zu kreieren. Das können Überzahlsituationen im Run Game sein, einerseits getrieben durch den Hurts-Faktor, aber Philadelphia ist auch konstant darin, eine leichte Box zu kreieren.

So lief Miles Sanders in dieser Saison nur 18 Prozent seiner Runs gegen eine Stacked Box, also acht oder mehr Verteidiger in der Box. Und das ist kein automatisches Produkt einer QB-Rushing-Offense, zum Vergleich: Die beiden Falcons-Backs Tyler Allgeier und Cordarrelle Patterson lagen hier jeweils bei über 36 Prozent, genau wie Baltimores J.K. Dobbins. Die drei belegten drei der vier ersten Plätze in dieser Kategorie, der Vierte im Bunde war Derrick Henry.

Das können aber auch offene Pässe sein, nicht zuletzt durch Run Pass Options. All das erhöht den Floor der Offense und gibt ihr eine Stabilität, wie sie kaum eine andere Offense ligaweit in dieser Saison hatte.