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Super Bowl LV - Panel zum Duell Chiefs vs. Bucs: Siebter Titel? Brady wäre der bedeutendste Sportler aller Zeiten

Von Jan Dafeld
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Gibt es einen Heimvorteil und wenn ja: Wie stark ist der?

Timo Riske (Data Scientist PFF): Der Super Bowl findet bekanntlich mit Zuschauern statt - bei geringer Auslastung mit 22000 Fans. Nichtsdestotrotz ist der klassische Heimvorteil durch Fans nicht zu erwarten, da das Publikum insgesamt wahrscheinlich recht neutral sein wird. Wenn ein Heimvorteil existiert, dann ist es die ausbleibende Flugreise sowie die Tatsache, dass die Bucs in der Woche vor dem Super Bowl ihrer gewohnten Routine eines Heimspiels nachgehen können, während die Chiefs erst am Tag vor dem Spiel anreisen dürfen und so die Routine eines Auswärtsspiel durchleben. Das ist der wesentliche Unterschied zu sonstigen Super Bowls, zu denen beide Teams bereits eine Woche vorher anreisen. Insgesamt waren die Reisestrapazen für Auswärtsteams diese Saison jedoch kein Problem, ihre Bilanz in dieser Saison ist 134-133-1. Von daher ist ein eventueller Heimvorteil höchstens marginaler Natur, mehr als einen halben Punkt würde ich da nicht vergeben wollen. Das ist circa ein Fünftel des üblichen Heimvorteils vor 2020.

Jan Dafeld (NFL-Redakteur SPOX): Ich war lange der Überzeugung, dass Faktoren wie die Anreise oder die Gewohnheit des eigenen Stadions beim Heimvorteil mindestens eine genau so große Rolle spielen wie die Fans auf der Tribüne. Da hat uns Corona tatsächlich ein wenig Untersuchungsmaterial geliefert. Wie Timo bereits gut veranschaulicht hat, hat sich gezeigt, dass die Fans offenbar doch die größte Rolle spielen, der Heimvorteil in diesem Jahr also kaum existent ist. Der durchschnittliche Football-Fan hätte sich vermutlich aber ohnehin nicht mal eben ein Super-Bowl-Ticket leisten können. Mit den Kanonenschüssen im Hintergrund hätten die Bucs vielleicht doch einen kleinen Heimvorteil genießen können. Da diese aber nicht erlaubt wurden, sehe ich die Spielstätte nicht als einflussreichen Faktor.

Günter Zapf (NFL-Kommentator DAZN): Ich denke auch, dass der Heimvorteil in diesem ganz besonderen Jahr keine Rolle spielt, was natürlich schade ist. Da findet, nach 54 Anläufen endlich mal ein "Super Bowl dahoam" statt und es fühlt sich überhaupt nicht danach an. Die beiden Teams bereiten sich vor wie sonst auch. KC reist am Freitag oder Samstag vor dem Spiel erst an und in der Stadt findet nichts statt, was die Super-Bowl-Woche sonst so besonders macht. Natürlich kennen die Buccaneers das Stadion besser als ihre Gegner, aber das wird keine Rolle spielen, da es doch neutral gestaltet wird und die Fans leider auch keinen großen Einfluss haben werden. Wenn, dann haben die Buccaneers sogar einen Nachteil, weil sie sich vielleicht doch ablenken lassen von der Stimmung in der Stadt, die ja trotzdem zu spüren ist.

Christian "Detti" Detterbeck (NFL-Experte, Footballerei): Einen Heimvorteil, der sich in der Unterstützung der eigenen Fans niederschlägt, wird es aus bekannten Gründen in dieser Form dieses Jahr nicht geben, das sehe ich genau so. Allerdings wäre das Spiel aufgrund der Verteilung der Tickets beim Super Bowl auch bei voller Kapazität nicht mit einem klassischen Home Game in Tampa vergleichbar gewesen. Ich kann mich persönlich nur an einen Super Bowl erinnern, der einem Heimspiel in der NFL nahekam: Ausgabe 40 in Detroit im Jahr 2006, als unfassbar viele "Terrible Towels" von Steelers-Fans zu sehen waren und gegen Seattle zu einer Atmosphäre wie im Heinz Field führten. Die Buccaneers werden in diesem Jahr aber immerhin den Vorteil einer vertrauten Umgebung haben. Für Tom Brady wird dies keinen Unterschied machen, den Nerven vieler junger Spieler wie Devin White und der kompletten Secondary der Buccaneers gegen Patrick Mahomes wird das aber sicher nicht schaden.