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NFL - New Orleans Saints mit über 250 Millionen Dollar Gehaltskosten: So kommt das Team wieder aus der Cap-Hölle

Von Jan Dafeld
Drew Brees, New Orleans Saints
© getty
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Option Nummer zwei: Vertragsumstrukturierungen

Das zweite wichtige Werkzeug in den Händen der Saints sind Umstrukturierungen von Verträgen, ein Mittel, das die Franchise kürzlich bereits bei Brees angewandt hatte. Bei einer Umstrukturierung wird in der Regel ein Teil des Gehalts im anstehenden Jahr (Base Salary) reduziert und gleichmäßig auf die verbleibenden Vertragsjahre eines Spieler aufgeteilt.

Neustrukturierungen von Verträgen machen also bei Spielern Sinn, die über ein hohes Base Salary verfügen und noch viele Jahre unter Vertrag stehen. Doch Vorsicht ist geboten: Im Falle einer Entlassung des Spielers würde der Dead Cap in den kommenden Jahren drastisch ansteigen. Teams sollten somit eigentlich nur Verträge von Spielern neu strukturieren, die noch lange im Team verbleiben sollen.

Bei den Saints entsprechen vier Spieler diesen Anforderungen: Edge Defender Cameron Jordan (bis zu 8,1 Millionen Dollar Cap-Einsparungen 2021, 2,7 Millionen Dollar Cap-Erhöhung in 2022, 2023 und 2024), Wide Receiver Michael Thomas (8,6 Mio. und 2,9 Mio.), Left Tackle Terron Armstead (6 Mio. und 3 Mio.) und Guard Andrus Peat (5,9 Mio. und 1,9 Mio.).

Loomis könnte durch Vertragsumstrukturierungen bei diesen vier Spielern also rund 28 Millionen Dollar an Cap Space einsparen. Aufgrund der bereits angesprochenen Belastung in den kommenden Jahren erscheint es jedoch unwahrscheinlich, dass New Orleans tatsächlich alle vier Verträge umstrukturieren wird.

Option Nummer drei: Vertragsverlängerungen und Trades

Die letzten verbliebenen Optionen der Saints sind etwas komplizierter anzuwenden als die ersten beiden. Für diese bräuchten die Saints nämlich die Zustimmung eines Verhandlungspartners, entweder eines Spielers (bei einer Vertragsverlängerung) oder eines Teams (bei einem Trade).

Die zwei Spieler, die in diesem Zusammenhang in den Fokus rücken, sind Marshon Lattimore und Ryan Ramczyk. Beide wurden 2017 von den Saints in der ersten Runde des Drafts ausgewählt und spielen 2021 daher unter der Option im fünften Vertragsjahr. Zudem stehen beide mit mehr als zehn Millionen Dollar Gehalt in den Büchern des Teams.

Weil sowohl Lattimore als auch Ramczyk in ihr letztes Vertragsjahr gehen, ist eine Umstrukturierung keine Option. Bei einer Verlängerung könnte das Gehalt in diesem Jahr - mal wieder auf Kosten der Folgejahre - deutlich nach unten gedrückt werden. Im Fall eines Trades würde New Orleans das gesamte Gehalt des Spielers streichen können und vermutlich gleichzeitig einen hohen Draft-Pick im Gegenzug erhalten, und auch Draft-Kapital ist eher rar gesät im Big Easy.

Sowohl Lattimore als auch Ramczyk sind eigentlich auch perspektivisch wichtige Bestandteile des Kaders. Allerdings ist durchaus denkbar, dass sich die Saints den Luxus, beide zu halten, schlicht nicht leisten können und sie zumindest einen der beiden abgeben müssen. Einen Trade-Markt zumindest sollte es geben.

New Orleans Saints - Der Sonderfall: Taysom Hill

Ein für sich stehendes Fragezeichen in den Planungen der Saints ist Quarterback Taysom Hill. Der 30-Jährige unterschrieb erst im vergangenen Jahr eine Vertragsverlängerung in New Orleans, dank der er seine Franchise 2021 16 Millionen Dollar Cap Space kostet. Dies ist eine überschaubare Summe für einen Starting Quarterback. Doch ist Hill ein Starting Quarterback?

Die Gerüchte, dass die Saints nach dem wahrscheinlichen Karriereende von Brees mit einem anderen Starter - vermutlich sogar mit Jameis Winston, der 2020 bereits der Backup in New Orleans war - in die kommende Saison gehen wollen, halten sich hartnäckig. In diesem Fall wäre Hills Cap-Nummer deutlich zu hoch - trotz seiner unbestreitbaren Vielseitigkeit.

Eine Entlassung von Hill würde den Saints allerdings gerade mal fünf Millionen Dollar Cap-Einsparungen einbringen. Vermutlich zu wenig, um sich in den Augen von Loomis und Co. zu lohnen. Eine Verlängerung von Hills Vertrag verspricht mehr Einsparungen in der kommenden Saison, sie würde den Quarterback allerdings noch länger an die Franchise binden - und das vermutlich nicht zum Schnäppchenpreis.

Ob, und wenn ja, wie die Saints Hills Vertrag in den kommenden Wochen adressieren, dürfte somit bereits Aufschluss darüber geben, ob New Orleans mit ihm als Starter plant - oder ob ein Quarterback-Wechsel wahrscheinlich ist. Die Idee liegt nahe, dass man auf Winston hofft. Doch auch der muss erst bezahlt werden.

New Orleans Saints: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Die Cap-Situation der Saints ist somit ohne jede Frage schlecht, ausweglos ist sie allerdings nicht. Mit Entlassungen, Vertragsumstrukturierungen und Vertragsverlängerungen wird Loomis in den kommenden Wochen genug Cap Space schaffen können, um auch 2021 konkurrenzfähig zu bleiben. Gerade die Offense sollte, sofern die Quarterback-Frage geklärt ist, trotz allem auch 2021 schlagkräftig daherkommen. Mit einer guten Offensive Line, mit mehreren exzellenten Waffen.

Gelöst sind die Probleme des Teams damit allerdings noch lange nicht. Zum einen wird New Orleans Leistungsträger wie Safety Marcus Williams oder Edge Defender Trey Hendrickson gehen lassen müssen, zum anderen ist an teure Neuverpflichtungen nicht zu denken. In der kommenden Spielzeit auf dem gleichen Niveau wie 2020 spielen zu können, wird also eine echte Herausforderung werden.

Darüber hinaus droht den Saints im Frühjahr 2022 eine ähnliche Situation. Ob, und wenn ja, wie stark der Salary Cap im kommenden Jahr wieder steigt, steht noch in den Sternen. Die wohl notwendigen zahlreichen Umstrukturierungen werden die Cap-Belastung in New Orleans über die kommenden Jahren schon jetzt hochschrauben. Insbesondere die neue Vertragsstruktur von Brees wird die Franchise noch auf Jahre hinweg belasten.

New Orleans hat über Jahre sein Titelfenster offen gehalten und die Cap Hits immer wieder in die Zukunft geschoben - jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Rechnung fällig ist. Der Salary-Cap-Rückgang macht diese Rechnung eben noch deutlich unangenehmer. Aufgeschoben, so viel lässt sich mit Blick auf Salary-Cap-Entscheidungen der Teams grundsätzlich festhalten, ist letztlich nicht aufgehoben.

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