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NFL Rookie Watch nach Woche 5: Herbert vor Burrow - ein Patriots-No-Name in den Top-3

Von Jan Dafeld
Justin Herbert, Joe Burrow und Justin Jefferson sind alle in den Top 10.
© imago images/KeithBirmingham/AdamLacy/AnthonySouffle
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10.: Chase Young (Edge-Defender, Washington Football Team)

Young startete schlicht dominant in die Saison - ganz so wie man es von dem vielleicht größten Pass-Rush-Talent des Jahrhunderts erwartet hatte. In seinen ersten zwei Spielen verbuchte Young 2,5 Sacks und einen Forced Fumble und sah gleich wie einer der besten Edge-Defender in der gesamten NFL aus.

Gegen die Browns verletzte sich der zweite Pick des Drafts dann allerdings nach nur 13 Snaps und konnte nicht wieder auf den Rasen zurückkehren. Das darauffolgende Aufeinandertreffen mit den Ravens verpasste Young, ehe er gegen die Rams mit ihrem starken Tackle-Duo Whitworth/Havenstein zurückkehrte.

Young fehlt somit ein wenig die Konstanz und auch schlicht die Sample Size, um nach fünf Wochen bereits als Kandidat für die Spitzenplätze infrage zu kommen. Der 21-Jährige hat allerdings bereits unter Beweis gestellt, dass er die Klasse hat, um auch in der NFL sofort zu produzieren. Der Titel des Defensive Rookie of the Year dürfte nur über Young gehen.

9.: Joe Burrow (Quarterback, Cincinnati Bengals)

Wäre dieses Ranking in der vergangenen Woche erschienen, hätte Burrow vermutlich an den Top-3 gekratzt, statt sich mit einem der Plätze am Ende der Top 10 begnügen zu müssen. Auch der erste Pick des Drafts wurde dem Hype um seine Person von Beginn an gerecht und präsentierte sich in seinen ersten Spielen in der NFL gleich als legitimer Starter.

Burrow zeigte sich sicher, brillierte vor allem im Kurzpassspiel und machte kaum Rookie-Fehler - und das, obwohl die Umstände in Cincinnati keineswegs optimal für einen jungen Quarterback waren. Hinter einer extrem wackligen O-Line stand Burrow nahezu permanent unter Druck, zudem luden die Bengals mit einigen sehr passlastigen Spielen zusätzlich Verantwortung auf den Schultern des 23-Jährigen ab. Herausforderungen, die Burrow mit Bravour meisterte.

Dann kam allerdings das Spiel in Baltimore. Gegen eine ultra-aggressiv blitzende Defense zeigte sich Burrow ebenso überfordert wie seine Offensive Line, er übersah freie Rusher und warf eine unschöne Interception über die Mitte des Felds. Langfristig sollte Burrow allerdings wieder deutlich bessere Leistungen zeigen und dann auch in diesem Ranking klettern können. Gegen die Ravens-Defense sah in fünf Spielen bislang nur ein einziger Quarterback wirklich gut aus - Patrick Mahomes.

8. Javon Kinlaw (Defensive Tackle, San Francisco 49ers)

Durch die Kombination aus brutalem Verletzungspech (Nick Bosa, Dee Ford, Solomon Thomas) und dem Abgang von DeForest Buckner trifft die Front Four der Niners in dieser Saison nicht mehr ganz so dominant auf wie noch in der Vorsaison. Was durch diese Entwicklung ein wenig untergeht, ist der starke NFL-Einstand von Kinlaw.

Der 13. Pick des Drafts mag (noch) kein Eins-zu-eins-Ersatz für Buckner sein - die Erwartungen der Experten, die ihn als den wohl besten Interior Pass-Rusher dieser Rookie-Klasse gesehen haben, konnte er bislang aber voll erfüllen. Kinlaw kam in jedem Spiel auf mindestens einen Pressure und überzeugte auch in der Run-Defense.

Der 23-Jährige ist somit einer der Gründe dafür, wieso San Franciscos Defensive Line trotz der zahlreichen Verletzungen bislang nach wie vor zu den besseren in der NFL gehörte - das Spiel gegen die Miami Dolphins kürzlich vielleicht mal ausgenommen. Kinlaws erster Sack sollte angesichts seiner bisherigen Leistungen nur noch eine Frage der Zeit sein.

7. Jedrick Wills (Left Tackle, Cleveland Browns)

Die Offense der Browns sieht in dieser Saison um ein Vielfaches besser aus als noch im Vorjahr. Und der Hauptgrund für diese Entwicklung ist - neben der Verpflichtung von Kevin Stefanski - der enorme Schitt vorwärts, den Clevelands Offensive Line und insbesondere die Offensive Tackles genommen haben.

Neben Neuzugang Jack Conklin ist Wills hauptverantwortlich für dieses Upgrade und das obwohl auch er bei seinem Sprung in die NFL mit widrigen Umständen zu kämpfen hatte: Wills wechselte beim Schritt vom College zu den Profis mal eben von der rechten auf die linke Seite der Offensive Line, eine schwierige Umstellung, die seiner Entwicklung aber offenbar nicht geschadet hat.

Der zehnte Pick des Drafts war über die ersten fünf Spiele der Saison ein Anker im Pass-Blocking und macht auch im Run-Blocking, der bislang wohl größten Stärke der Browns, meist eine gute Figur. Den ein oder anderen Rookie-Wackler gab es zwar, sofern Wills den Eindruck aus seinen ersten Starts in der NFL langfristig bestätigen kann, dürften die Browns ihren Left Tackle der Zukunft jedoch gefunden haben.

6. Chase Claypool (Wide Receiver, Pittsburgh Steelers)

Claypool ist der erste Vertreter der so umjubelten Wide-Receiver-Klasse im diesjährigen Draft in diesem Ranking. Tatsächlich war der 22-Jährige im April gerade mal als elfter Receiver ausgewählt worden. Mancher Beobachter vermisste bei ihm Explosivität und Flinkheit, einige sahen in Claypool auf dem NFL-Level sogar mehr einen Tight End als einen Wide Receiver.

Nach nur fünf Wochen können diese Diskussionen wohl schon wieder ad acta gelegt werden. "Mapletron", wie sie ihn in Pittsburgh nennen, hat trotz einer limitierten Rolle in der Steelers-Offense bereits einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Claypool ist schon jetzt ein herausragender Receiver am Catch Point und ein brandgefährlicher Deep Threat.

Bislang sah Claypool in Pittsburgh gerade mal 19 Targets, verwandelte diese allerdings in 261 Receiving Yards und vier Touchdowns. Der nächste Schritt für den 49. Pick des Drafts wird es nun sein, zu beweisen, dass er auch in einer größeren Rolle ähnlich effektiv sein kann. Die Chance dazu sollte er nach diesem beeindruckenden Start in seine Profikarriere auf jeden Fall bekommen.