NFL

NFL: Wird Taysom Hill der Nachfolger von Drew Brees? Was dafür spricht - und was dagegen

Von Jan Dafeld
Taysom Hill verlängerte kürzlich seinen Vertrag bei den New Orleans Saints.
© imago images
Cookie-Einstellungen

NFL: Taysom Hill als Nachfolger von Drew Brees? Das spricht dagegen

Es weiß schlicht und ergreifend niemand, wie Hill sich tatsächlich als Starting Quarterback über mehrere Spiele auf dem NFL-Level schlagen würde. Bislang hat er in der NFL nur 33 Spielzüge als alleiniger Quarterback auf dem Feld gespielt und dabei gerade mal 15 Pässe geworfen. Werte, auf die Quarterbacks für gewöhnlich in einem halben Spiel kommen - und nicht in zwei Jahren.

Zum Vergleich: Drew Lock, dessen Zukunft als NFL-Quarterback ebenfalls noch in den Sternen steht, warf in der Vorsaison 156 Pässe. Will Grier, der 2019 eineinhalb Spiele für die Panthers machen durfte, kam auf 52 Pässe. Auch Quarterbacks wie Ryan Finley oder Nick Mullens kommen bereits auf ein Vielfaches von Hills Passversuchen.

Die Stichprobe von Snaps als Quarterback ist so klein, dass sie kaum Rückschlüsse auf Hills Fähigkeiten in dieser Rolle zulässt. Doch selbst diese winzige Stichprobe fällt keineswegs ausschließlich positiv aus: Tatsächlich kommt Hill in der NFL bislang auf eine Completion Percentage von weniger als 50 Prozent, er musste bereits zwei Sacks einstecken und warf auch schon eine Interception - allerdings noch nie einen Touchdown-Pass!

Die Effektivität der Saints-Offense war mit Hill als Quarterback auf dem Feld über die vergangenen zwei Jahre sehr gut, dies ist allerdings zu großen Stücken darauf zurückzuführen, dass der einstige Undrafted Free Agent dabei vor allem in so genannten Short-Yardage-Situationen - also zum Beispiel bei Third-and-Two oder Fourth-and-One - zum Einsatz kam, in denen Hills athletische Fähigkeiten besonders zur Geltung kommen.

Ob Hill bei klassischen Dropbacks in klaren Pass-Situationen ähnlich effektiv sein kann, wissen wir Stand heute nicht.

NFL: Taysom Hills College-Leistungen kein Grund für Optimismus

An dieser Stelle muss allerdings erwähnt werden, dass auch Hills Leistungen auf dem College - also das letzte Mal, dass er wirklich als klassischer Quarterback zum Einsatz kam - in dieser Hinsicht eher Anlass zur Sorge als zur Hoffnung sind. Selbst wenn wir Verletzungen, mit denen sich Hill auf dem College immer wieder herumschlagen musste, außen vor lassen, ergibt sich bei dieser Betrachtung kein Bild eines NFL-Quarterbacks.

So kam Hill für die Brigham Young University über eine volle Saison nie auf eine Completion Percentage von mehr als 60 Prozent, er erreichte nie 7 Passing Yards pro Passversuch und warf bei 43 Touchdowns ganze 31 Interceptions. Diese wären in der NFL keine guten Zahlen, auf dem College-Level sind sie definitiv besorgniserregend.

Dazu kommt zu guter Letzt, dass Hill keineswegs ein junges Talent ist, das noch viele Jahre Zeit hätte, um sich weiter zu entwickeln. Sollte Brees seine Karriere 2021 tatsächlich beenden und Hill als Starting Quarterback der Saints übernehmen, wäre er zu Saisonbeginn bereits 31 Jahre alt. Tatsächlich ist der Allrounder älter als Quarterbacks wie Derek Carr, Jimmy Garoppolo oder Teddy Bridgewater. Winston, der bereits fünf Jahre in der NFL gespielt hat und längst nicht mehr als Youngster gilt, ist mehr als drei Jahre jünger als sein neuer Quarterback-Konkurrent.

All diese Gründe ließen lange darauf schließen, dass die öffentlichen Lobeshymnen der Saints über Hill nicht viel mehr als Köder waren, um ein anderes Team dazu zu bewegen, einen hohen Draft-Pick für das (angebliche) Quarterback-Talent auf den Tisch zu legen.

Seit diesem Frühjahr gibt es nun 16 Millionen Gründe, die gegen diese Theorie sprechen. Die Saints aber gehen damit ein hohes Risiko, das ihre nahe Zukunft belasten könnte.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema