NFL

"Ein unbelehrbarer Troublemaker"

Am College war Winston ein beliebtes Ziel gegnerischer Fans - wird es in der NFL besser?
© getty

Der NFL-Draft 2015 ist Geschichte. Top-Pick Jameis Winston soll die Tampa Bay Buccaneers aus der Versenkung holen, dabei hat der umstrittene Quarterback selbst genug Probleme. Sind die Titans das richtige Team für Mariota? Welche Franchise hat sich am besten geschlagen - und welche den Draft komplett in den Sand gesetzt? Im Panel bewerten die SPOX-Redakteure Stefan Petri, Marcus Blumberg, Adrian Franke und mySPOX-User Maschemist fünf Thesen zum Draft-Wochenende.

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These: Tampa Bay erreicht mit Winston die Playoffs

Adrian Franke (SPOX): Hier musste ich lange mit mir ringen - gehe aber mit meinem Bauchgefühl und sage: Nein. Die Bucs haben zwar dank der eigenen Division und der Spielplan-Kreuzung mit der ebenfalls eher schwachen AFC South durchaus die Chance, einige Spiele zu gewinnen. Aber ich denke, letztlich reicht es nicht ganz. Ich mag Winston (als Spieler) sehr und glaube, er wird in Tampa Erfolg haben. Er könnte der erste Starting-QB in der Geschichte der Bucs werden, der tatsächlich einen neuen Vertrag erhält. Allerdings ist er längst nicht auf dem Level von Andrew Luck in dessen Rookie-Saison, er wird das Team nicht tragen können. Die O-Line bleibt, auch wenn Tampa mit dem zweiten und dritten Pick interessante Spieler für die Line geholt hat, eine Baustelle - und damit gilt das gleiche für das Running Game. Winston wird dafür sorgen, dass die Bucs deutlich mehr Spiele gewinnen als im Vorjahr, Tampa verpasst die Playoffs aber (noch). Mein Tipp: 7-9.

Jameis Winston im Porträt: Dr. Jekyll and Mr. Hyde

mySPOX-User Maschemist: Adrian, da bin ich bei dir. Nein, zumindest nicht im ersten Jahr. Winston sollte ein Upgrade gegenüber der "Glennon & McCown Show" aus dem letzten Jahr sein, die Offensive Line ist aber weiterhin ein Renovierungsobjekt. Donovan Smith und Ali Marpet sind sehr talentiert, aber noch technisch sehr unreif beziehungsweise unerfahren. Dazu wurde der Pass Rush nach den Abgängen von Michael Johnson, Da'Quan Bowers und Adrian Clayborn überhaupt nicht verstärkt. Auf den Safety-Positionen hat man das ehemals in Chicago sehr erfolglose Duo Chris Conte und Major Wright wiedervereint. Zusammengefasst können sie ihren Quarterback nur bedingt beschützen, andere Quarterbacks kaum unter Druck setzen und im Abwehren von Pässen gibt es auch deutlich bessere Teams. Die Buccaneers sollten besser sein als im letzten Jahr, für die Playoffs haben sie aber noch zu viele Lücken im Kader.

Stefan Petri (SPOX): Der Sprung von einer 2-14-Bilanz in die Postseason ist ein großer, da habt ihr schon recht. Trotzdem: Ich lehne mich aus dem Fenster und sage: Die Bucs schaffen es. Nicht weil "Famous Jameis" der neue Andrew Luck ist. Aber er wird, sollte er nicht im Training Camp direkt den nächsten Supermarkt ausräumen, ein enormes Upgrade im Vergleich zur QB-Freakshow des letzten Jahres darstellen. Ich glaube, dass sich Winston gerade im ersten Jahr enorm am Riemen reißen wird, was die Aussetzer abseits des Gridiron angeht. Natürlich gibt es noch Lücken im Kader, keine Frage. Aber man darf nicht unterschätzen, wie groß der Effekt sein kann, wenn man von einem bestenfalls kompetenten QB zu einem guten Mann under Center wechselt. Und dann spricht ja noch ein wichtiger Punkt für die Buccaneers, die sich in den letzten Jahren doch sehr unter Wert verkauft haben: Der Schedule und die Division. Kein Witz, schaut euch mal ihren Spielplan an. Da ist nichts! Einmal bei den Colts, ansonsten gibt es keinen einzigen Schedule Loss. Keine Pats, keine Broncos, keine Seahawks, keine Packers, keine Cowboys... Wenn man dann noch bedenkt, dass in der NFC South im letzten Jahr sieben (!) Siege für die Division Crown gereicht haben und Tampa im letzten Jahr gleich acht Spiele mit sechs oder weniger Punkten Unterschied verloren hat, sage ich: Sie packen es!

Marcus Blumberg (SPOX): Natürlich ist die Vorstellung, Jameis Winston und Mike Evans in einem Team zu haben, verlockend, Stefan. Aber Winston neigt durchaus zu zahlreichen Fehlern auf dem Feld und die Bucs haben jetzt nicht nur aufgrund des Quarterbacks die Playoffs seit geraumer Zeit regelmäßig verpasst. Das Team ist im Rebuild-Modus und das wird es auch noch ein paar Jährchen bleiben. Sportlich gesehen ist Winston natürlich eine solide Grundlage, um in Zukunft wieder konkurrenzfähig zu sein, aber außerhalb des Platzes ist es nicht zu weit hergeholt, zu erwarten, dass dieser Junge früher oder später gesperrt wird oder sogar im Gefängnis landet. Er ist ein offenbar unbelehrbarer Troublemaker. Die Buccaneers sprachen mit 75 Leuten aus seiner Vergangenheit, um sicherzustellen, dass sie nicht den größten Fehler ihrer jüngeren Geschichte machen... nur die Frau, die er damals angeblich vergewaltigt hat, die hat man nicht befragt. Das lässt die Draft-Entscheidung schon wieder fraglich erscheinen.

These 1: Tampa Bay erreicht mit Winston die Playoffs

These 2: Die Titans hätten ihren zweiten Pick traden sollen

These 3: Gewinner des Drafts war(en)...

These 4: Verlierer des Drafts war(en)...

These 5: Der beste Moment des Draft-Wochenendes war...