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Fully Charged

Philip Rivers und die Chargers geben momentan den Ton in der NFL an
© getty

Die ersten fünf Wochen der neuen NFL-Saison sind absolviert - und so langsam trennt sich die Spreu vom Weizen: Die Super-Bowl-Teams der Seattle Seahawks und Denver Broncos halten sich in den Top drei, doch von ganz oben grüßt diesmal ein Überraschungs-MVP-Kandidat. New Orleans stürzt ab, die Cowboys feiern ihre Auferstehung. Und die Schlusslichter müssen sich fragen, wo der ersehnte erste Saisonsieg herkommen soll.

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Willkommen im NFL-Chaos! Erst fünf Wochen liegen hinter uns, doch die "perfekten" Dolphins von 1972 lassen bereits die Korken knallen: Ein zweites unbesiegtes Team wird es auch in diesem Jahr nicht geben. Gleichzeitig sind nur Jacksonville und Oakland noch ohne Sieg. Ein Zeichen also für die von der Liga vielbeschworene "Parity"? Nicht unbedingt - eher ein Zeichen für eine vogelwilde Saison.

Beispiele gefällig? Seattle besiegt Denver, Denver schlägt Arizona, Arizona knackt San Diego - und die Chargers gewinnen gegen den Champion. Cincinnati etwa war vor wenigen Tagen noch ein Kandidat für den Platz an der Sonne, die Patriots dagegen abgestürzt. So schnell kann's gehen. Und wie ist die "Rust Belt"-Kombination Chicago-Detroit-Pittsburgh einzuordnen?

So lässt sich, auch angesichts der noch jungen Saison, vortrefflich über die eine oder andere Platzierung streiten. Feststeht: Die besten drei Teams haben sich etwas abgesetzt. Dahinter streitet sich ein gutes halbes Dutzend darüber, wer in der Verfolgergruppe die Lokomotive geben darf. Und spätestens auf Platz 27 ist man endgültig im feuchten, modrig-miefigen NFL-Keller angekommen.

1. San Diego Chargers (4-1)

(kommende Aufgaben: @Raiders, Chiefs, @Broncos, @Dolphins)

Schau mal einer an! Angeführt von MVP-Kandidat Philip Rivers (12 TD, 2 INT) schnappen sich die Chargers diesmal den Top Spot. Eine gute Offense hätte man zwar erwartet, allerdings nicht angesichts dieser Running-Back-Seuche. Egal, es geht auch mit Backups wie Branden Oliver. Und die Defense lieferte am Sonntag den ersten Shutout dieser Saison. OK, es waren nur die Jets, und in den letzten drei Wochen stand doch eher Fallobst auf dem Programm. Aber die Bolts sind in Topform, und der Sieg im direkten Vergleich mit dem Champion katapultiert sie diesmal an die Spitze.

2. Seattle Seahawks (3-1)

(Cowboys, @Rams, @Panthers, Raiders)

Weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen! Daheim unbezwingbar, auswärts dagegen öfter mal Dienst nach Vorschrift, wie auch am Montag gegen Washington. Das wird am Ende voraussichtlich wieder für mindestens zwölf Siege reichen - und wer will in den Playoffs schon nach Seattle reisen? Also alles im grünen Bereich für Pete Carroll, gerade angesichts der Leistungen von Russell Wilson. Denn der ist von frustrierten Pass Rushern einfach nicht zu greifen! Wir zitieren Sun Tzu: "Geschwindigkeit ist die Essenz des Krieges." Davon haben die Hawks reichlich.

3. Denver Broncos (3-1)

(@Jets, 49ers, Chargers, @Patriots)

Wer hat Lust auf mindestens drei Monate Diskussionen über das Running Game der Broncos? Der Angriff am Boden wurde gegen die Cards in weiser Voraussicht eingestampft, auch gegen Seattle versagten die Running Backs. Sorgt Backup Ronnie Hillman für einen Schub? Wenn nicht, wird man nach der Bye Week gegen die Jets sehen, ob Peyton Manning das Team mal wieder auf seinen Schultern tragen kann - der Spielplan hat es in sich. Positiv: Das Team ist bisher weitgehend von Verletzungen verschont geblieben, die Defense hat einen Sprung gemacht.

4. Indianapolis Colts (3-2)

(@Texans, Bengals, @Steelers, @Giants)

Die Top drei sind geschafft, es wird kompliziert: Gleich mehrere Teams könnten berechtigte Ansprüche auf Rang vier anmelden. Dass die Colts hier landen, liegt an einem Mann - und zwar Björn Werner! OK, vielleicht auch an einem gewissen Andrew Luck, aber die Defense der Hufeisen hat in den letzten Wochen überzeugt, und ein Angriff mit Luck am Steuer wird immer genügend Punkte auflegen. Dass die Colts noch keine wirklich schlechte Leistung abgeliefert haben, gibt am Ende den Ausschlag.

5. Green Bay Packers (3-2)

(@Dolphins, Panthers, @Saints, Bears)

Fünf Buchstaben hatte Aaron Rodgers nach der lustlosen 7:19-Schlappe gegen die Lions für die Kritiker übrig: "R-E-L-A-X". Der Mann weiß offenbar, wovon er redet: In Chicago und gegen die Vikings lieferten die Cheeseheads prompt Blowouts, Neuzugang Julius Peppers scheint angekommen. Damit man nicht aus den Top Five verdrängt wird, muss vor allem Running Back Eddy Lacy wieder konstant liefern. Dann reicht es in einer verrückten NFC North auch wieder zum Division Title.

6. Cincinnati Bengals (3-1)

(Panthers, @Colts, Ravens, Jaguars)

So schön, so dominant, so trickreich in die Saison gestartet - und dann das! Gegen ein Patriots-Team mit dem Rücken zur Wand hätten Andy Dalton und Co. ein Ausrufezeichen setzen können. Stattdessen lieferte man eine blutleere Vorstellung, und so sind die inneren Dämonen der Bengals wieder zurück: Ist man einfach nicht gut genug, wenn es wirklich drauf ankommt? Strahlen die Lichter der Prime Time zu hell? Wir werfen die Flinte mal nicht vorschnell ins Korn, aber Zweifel bleiben. Ein Sieg in Indianapolis wäre doch ein hübsches "Wir sind immer noch wer!"-Statement.

7. San Francisco 49ers (3-2)

(@Rams, @Broncos, Rams, @Saints)

So ganz genau ist noch nicht klar, was von den Niners zu halten ist. Zwei Niederlagen angesichts des Auftaktprogramms sind für sich genommen noch kein Weltuntergang, doch Tatsache ist: Es wird nicht einfacher. Und das Theater um Head Coach Jim Harbaugh ist ebenfalls nicht gerade hilfreich. So heißt es, den Kopf in einer knallharten NFC West über Wasser zu halten, auf die Rückkehr der verletzten und gesperrten Stars zu hoffen - und endlich einmal ein komplettes Spiel zu liefern. Das gilt auch für Colin Kaepernick (7 TD, 4 INT).

8. Dallas Cowboys (4-1)

(@Seattle, Giants, Redskins, Cardinals)

Heyo! America's Team kann zwar nicht einmal mehr die eigene Arena mit Cowboy-Fans füllen - aber dafür läuft es in der "Win Column" besser! Wer hätte vor der Saison gedacht, dass gerade die Defense ganz ordentlich aufspielt und erst zweimal mehr als 20 Punkte zugelassen hat? Tony Romos Rücken funktioniert, das Running Game schneidet die Gegner in feine Streifen (den Ball gaaaaanz festhalten, DeMarco Murray!). Wir schließen die nächste 8-8-Saison mal noch nicht komplett aus, aber es sieht gut aus mit einem Playoff-Auftritt. Auswärts halt - so oder so.

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