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NBA: Was bedeutet der Rekordvertrag von Jaylen Brown für die Boston Celtics?

Von Nikolas Pfannenmüller
Der neue Vertrag für Jaylen Brown ist ein Vertrauensbeweis von den Boston Celtics
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Jaylen Brown wird bei den Boston Celtics einen Rekordvertrag über 5 Jahre und 304 Millionen Dollar unterschrieben und ist damit zumindest kurzfristig der bestbezahlte Spieler der NBA. Auch nach schwächeren Auftritten in den abgelaufenen Playoffs planen die Celtics langfristig mit ihrem Co-Star. Der Vertrag ist ein Vertrauensbeweis an den 26-Jährigen, schränkt allerdings auch den Spielraum des Teams in der Zukunft ein.

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Der größte Vertrag in der Geschichte der NBA gebührt nicht etwa Giannis Antetokounmpo oder Luka Doncic, sondern Jaylen Brown. Da der 26-Jährige in der vergangenen Saison ins All-NBA-Second-Team gewählt wurde, war er für einen Supermax-Vertrag berechtigt.

Angesichts des steigenden Salary-Caps dürfte Brown spätestens in ein oder zwei Jahren von einem anderen Star abgelöst werden, trotzdem verwundert die Summe, die Boston seinem zweitbesten Spieler in den kommenden Jahren überweist. Brown selbst wird Nikola Jokic von der "Pole Position" im Gehaltsklassement verdrängen. Der Serbe hatte letztes Jahr einen Vertrag über 5 Jahre und 264 Millionen Dollar bei den Denver Nuggets unterzeichnet und liegt damit 40 Millionen unter dem Small Forward der Celtics.

Jaylen Brown (rechts) im Kampf um den Ball mit Nikola Jokic (links)
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Nach All-NBA-Auswahl war Brown für den Supermax berechtigt

Doch während der amtierende Champion und Finals-MVP seine Leistungen für sich sprechen lassen hat, hat Brown in den Playoffs nicht durchgehend überzeugt. Da der 26-Jährige in der vergangenen Saison ins All-NBA-Second-Team gewählt wurde, war er für einen Supermax-Vertrag berechtigt. Wie in diesem Jahr Brown haben auch Jokic, Devin Booker und Karl-Anthony Towns im vergangenen Jahr einen Supermax erhalten, der maximal 35 Prozent der Gehaltsobergrenze ausmachen darf.

Im Gegensatz zu den Supermax-Verlängerungen des letzten Sommers, die alle in den ersten Stunden der Free Agency gemeldet wurden, zog es sich bei Brown mehrere Wochen hin. CBS berichtet, dass Brown einen Supermax bereits am 1. Juli hätte unterzeichnen können, aber beide Seiten verbrachten Wochen damit, die Einzelheiten auszuhandeln.

Welche Auswirkungen hat der Deal für Brown und die Celtics?

Browns Verlängerung tritt erst im nächsten Sommer in Kraft, zumindest die Finanzen in der Saison 2023/2024 sind nicht durch den neuen Deal beeinträchtigt. Brown erhält 31,4 Millionen Dollar, die noch aus seinem früheren Vertrag stammen. Ab der Saison 2024/2025 zeigt sich ein völlig anderes Bild: Bei einer voraussichtlichen Gehaltsobergrenze von 149 Millionen Dollar wird Brown im 1.Jahr seines Vertrags 52,4 Millionen Dollar erhalten. In der Saison 2028-29 kann das Gehalt auf aberwitzige 69,1 Millionen Dollar (!) ansteigen. Im Durchschnitt kassiert Brown rund 60 Millionen Dollar pro Saison.

Der Deal enthält einen Trade-Kicker, aber keine Player-Option. Ein Trade-Kicker weist auf den Prozentsatz des Gehalts eines Spielers hin, der im Falle eines Trades als Bonus gewährt wird. Das heißt: Ein Trade-Kicker ist eine Geste an den Spieler, um ihm zu zeigen, dass man für die Dauer des Vertrags mit ihm plant. Boston müsste mit finanziellen Konsequenzen rechnen, wenn man Brown doch abgeben sollte. Dafür hat Brown aufgrund der fehlenden Player-Option nicht die Möglichkeit, seinen Vertrag um eine weitere Saison zu verlängern.

Jayson Tatum (links) ist bei den Celtics die Nummer eins, allerdings verdient Jaylen Brown (rechts) derzeit sogar mehr
© getty

Jayson Tatum könnte im im nächsten Jahr einen Supermax bekommen

Aller Voraussicht nach wird im kommenden Sommer auch Jayson Tatum einen Supermax-Vertrag unterzeichnen. Kristaps Porzingis hat vor kurzem erst einer Verlängerung über 2 Jahre und 60 Millionen Dollar zugestimmt. Spätestens im Sommer 2025/2026, wenn Tatums neuer Vertrag in Kraft treten dürfte, werden die Celtics massive Schwierigkeiten bekommen, unter der Gehaltsobergrenze zu landen. Sollte der Salary-Cap in den nächsten beiden Spielzeiten jeweils um die maximalen 10 Prozent steigen, könnte Tatums potentieller neuer Vertrag auf 338 Millionen Dollar ansteigen.

Am wahrscheinlichsten ist, dass der Vizemeister von 2022 eine deftige Luxussteuer zahlen wird müssen. Allein für Brown, Tatum und Porzingis können die Celtics dann mit rund 140 Millionen US-Dollar rechnen. Spieler wie Robert Williams III, Derrick White, Malcolm Brogdon könnten dann nur mit größten Kraftanstrengungen gehalten werden, vermutlich werden einige wichtige Rollenspieler Boston verlassen - vor allem bei guten Angeboten anderer Teams.

Zwar tritt nach der Saison 2024/2025 ein neuer TV-Vertrag in Kraft, allerdings haben sich Eigentümer und Spieler bereits auf Bestimmungen zur "Deckelung der Obergrenze" geeinigt, um einen Gehaltsboom wie im Jahr 2016 zu verhindern.

In diesen Bereichen muss sich Brown verbessern

Mit Blick auf die jüngsten Leistungen ist Browns Vertrag eher als Wagnis einzustufen: In den vergangenen Jahren hat Brown zwar gezeigt, dass er ein dynamischer Scorer ist. Ein guter, aber nicht großartiger Verteidiger, aber eben auch ein Spieler, dessen Ballverluste immer wieder ein Problem waren. In seiner vierten Saison konnte er seinen Scoring-Schnitt von 13 Punkten im Jahr zuvor auf 20,3 Punkte steigern, in der fünften Saison gelang ihm der endgültige Durchbruch auf 24,7 Zähler.

In der vergangenen Spielzeit legte er ein Career High über 26,6 Punkte auf, allerdings war seine Dreierquote mit 33,5 Prozent die schlechteste seit seiner NBA-Ankunft. Bei den Würfen aus dem Zweierbereich war er mit 57,6 Prozent dagegen noch nie so effizient.

Um den nächsten Schritt zu machen, muss Brown aber sein Ballhandling und seine Playmaking-Fähigkeiten verbessern. 3,5 Assists standen in der vergangenen Regular-Season 2,9 Ballverlusten gegenüber. In den Playoffs waren es 3,4 direkte Vorlagen bei 3,3 Ballverlusten. Bei der entscheidenden Niederlage in Spiel 7 gegen die Miami Heat leistete sich Brown acht Turnover.

Mit Brown hat Boston immer die Playoffs erreicht, insgesamt in sieben Saisons, doch innerhalb der nächsten zwei Saisons heißt das Ziel Meisterschaft und wie oben skizziert sind die Chancen dafür kurzfristig besser als langfristig. 2025 oder 2026 werden die Boston Celtics ein anderes Gesicht haben.

Ob Spieler wie der heute 37-jährige Al Horford oder Robert Williams III dann noch im Kader stehen, darf bezweifelt werden. Aber auch ein Abgang von Jaylen Brown ist trotz der jüngsten Vertragsverlängerung nicht ausgeschlossen.

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