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NBA Playoffs - Erkenntnisse zu Lakers vs. Warriors, Spiel 4: Der Wahnsinn um Lonnie Walker kontert die (letzte?) Trumpfkarte der Dubs

Von Robert Arndt
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Die Los Angeles Lakers stehen vor dem Einzug in die Conference Finals. In Spiel 4 ziehen die Golden State Warriors zwar ihre Trumpfkarte, dennoch reicht es nicht. Wegen Lonnie Walker - und auch wegen Dennis Schröder.

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LeBron James greift dazu auf ein altbekanntes Stilmittel zurück. Die Erkenntnisse zu Spiel 4 zwischen den Lakers und Warriors.

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Lakers: Lonnie Walker IV macht's wie Kobe Bryant

Eine kleine Geschichtsstunde vorneweg. Lonnie Walker IV ist der erste Reservist, der in einem Playoff-Spiel der Lakers mindestens 15 Punkte im vierten Viertel erzielte. Der Letzte? Ein gewisser Kobe Bryant vor exakt 26 Jahren gegen Utah. Zufälle gibt es! Nun sollte man Walker nicht mit der Black Mamba verwechseln, dennoch gab der Guard den Lakers in dieser Phase genau das, was das Team brauchte.

Anthony Davis und vor allem LeBron James waren müde, dazu fehlte ein echter Shot Maker, nachdem es nicht der Abend von D'Angelo Russell (4, 1/10 FG) war. Das merkte auch Coach Darvin Ham und entschloss sich zu dem mutigen Schritt in einem solch richtungsweisenden Spiel. Game 4 ist meist der Schlüssel zu einer Serie und Walker öffnete mit seinen Jumpern die Tür zu den Conference Finals. Nun braucht es noch einen Sieg, um durchzugehen.

Womöglich auch schon in San Francisco, dem Ort, wo Walker IV vor einigen Tagen in der Garbage Time von Spiel 2 auf sich aufmerksam machte. Der Guard war bis dahin nicht Teil der Rotation und das seit den großen Trades im Februar. "Es war nicht sein Fehler", erklärte Coach Ham nach dem Spiel und verwies auf die personellen Veränderungen sowie eine Verletzung. "Das war alles sehr unglücklich für ihn. Trotzdem hat er es wie ein Profi hingenommen."

Lakers vs. Warriors: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Mai4 UhrGolden State WarriorsLos Angeles Lakers112:117
25. Mai3 UhrGolden State WarriorsLos Angeles Lakers127:100
37. Mai2.30 UhrLos Angeles LakersGolden State Warriors127:97
49. Mai4 UhrLos Angeles LakersGolden State Warriors104:101
511. Mai4 UhrGolden State WarriorsLos Angeles Lakers
6*13. MaitbaLos Angeles LakersGolden State Warriors
7*15. MaitbaGolden State WarriorsLos Angeles Lakers

*falls benötigt

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Nun bekam er seinen Moment. Selbst als das Spiel auf des Messers Schneide stand, vertraute LeBron James dem 24-Jährigen den Ball an und dieser enttäuschte nicht. Fünf Jumper traf Walker im vierten Viertel, alle anderen Lakers verbuchten gerade einmal drei Field Goals zusammen. "Ich bin heute sehr stolz auf mich", sagte Walker und das konnte er auch sein.

Der Nr.18-Pick von 2018 war während seiner vier Jahre bei den San Antonio Spurs vor allem eines - wenig konstant. Er erlangte nie wirklich das Vertrauen von Head Coach Gregg Popovich und erhielt entsprechend auch keinen Anschlussvertrag. Die Lakers boten eine neue Chance, allerdings wurde das Signing durchaus kritisch gesehen. Nicht wenige vermuteten, dass Walker nur bei den Lakers landete, weil er Klutch-Klient, also einer der Schützlinge von LeBron-Buddy Rich Paul war.

Zwar war der Saisonstart gut, doch Stück für Stück wurden die Minuten weniger, bevor der Februar mit den Trades alles für die Lakers und auch Walker änderte. "Er hat weiter seinen Mann gestanden, hat das Team weiter voll unterstützt und ist positiv geblieben", lobte Ham. Auch das spricht für die Lakers, die mit Walker plötzlich doch noch einen Hasen aus dem Hut zauberten.

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Lakers: LeBron James greift zum Lieblings-Stilmittel zurück

Es war auch bitter nötig. LeBron ließ sich kurzzeitig im vierten Viertel auswechseln, da der Tank schlichtweg leer war. Man muss sich nur diese Szene in Transition anschauen. Dennoch war James zu Beginn des vierten Viertels zur Stelle, als Golden State mit +7 führte und die Lakers unbedingt die Minuten ohne Davis überstehen mussten.

Und sie taten es mit ein paar Minuten Vintage LeBron. Der King machte nun das, was er seine ganze Karriere über gemacht hat und was er so gut wie kaum ein anderer kann - er ging auf Mismatch-Jagd. Play für Play suchte er solange den richtigen Screen, bis endlich Stephen Curry ihm gegenüber stand. Dann ging es an die Arbeit. Nach diesem Schema erzielten die Lakers so lange Punkte bis James' Beine nicht mehr mitmachen wollten und Walker das Scoring übernahm.

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So wirklich zugetraut hatte man LeBron das nicht. Viele Würfe waren kurz, selbst Postups gegen Curry führten überraschend nicht zum Erfolg. Auch defensiv war die Intensität oft nicht da, mehrfach joggte James nur zurück, während die Warriors viele leichte Punkte bekamen. Davon gab es vor allem im dritten Viertel einige Beispiele, als die Warriors einen 11:0-Lauf hinlegten und einen Run der Lakers scheinbar problemlos abwehrten.

LeBron leistete sich hier 2 Ballverluste, vergab einen Leger und war entsprechend nicht in Position. Das sind Dinge, die man von ihm so nicht gewohnt ist. Die enge Taktung der Spiele zeigt aber durchaus Wirkung bei LeBron. In Phasen kann er noch dominieren, doch über ein ganzes Spiel reicht es nicht mehr.

Und am Ende stehen dann doch wieder 27 Punkte, 9 Rebounds und 6 Assists (allerdings auch ein Plus-Minus von -8), so als wäre nichts gewesen. Durch den Sieg haben die Lakers wieder einen kleinen Puffer, in der Theorie können sie Spiel 5 auf Sparflamme angehen, doch der Druck wird damit nicht kleiner. Immer wird das so nicht funktionieren.

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Warriors: Drei Viertel geht der Plan auf mit Stephen Curry auf

Was war nur mit der Offense der Warriors im vierten Viertel los? Nur 17 Punkte bei 6/17 aus dem Feld, dazu versuchten die Dubs lediglich sechs Würfe in der Zone. Der Champion spielte ein rätselhaftes Viertel und vergaß dabei, warum sie in den ersten 36 Minuten 50 Prozent ihrer Würfe getroffen hatten.

Warriors-Coach Steve Kerr zog seinen besten (und vielleicht letzten?) großen Trumpf und setzte voll das Pick'n'Roll von Stephen Curry. Dafür holte er Gary Payton II in die Starting Five. Das Ziel: Anthony Davis in jede Aktion verwickeln, ihn vom Korb wegzuziehen und müde zu machen. Und das klappte auch hervorragend. Alleine in der ersten Halbzeit lief Curry 25 PnRs, 21-mal wurde Davis involviert und die Dubs legten aus diesem Play ein Offensiv-Rating von 122 auf.

Die Lakers fanden darauf lange keine Antwort, doch Golden State verabschiedete sich irgendwann davon. Warum nur? Stattdessen nahm Klay Thompson in der Crunchtime zwei äußerst ambitionierte Dreier, die eher geringe Chancen auf Erfolg hatten (man beachte hier Steve Kerr an der Seitenlinie). Die Lakers schafften es gleichzeitig, das Spiel langsam zu machen und switchten am Ende auch Davis auf Curry, der gleich zweimal in bester Kevin-Love-Game-7-Manier vor Curry blieb und zwei Fehlwürfe erzwang.

Das war nicht mehr die Warriors-Offense mit Ball Movement oder klarer Struktur, sondern Eins-gegen-Eins-Basketball an einem Abend, an welchem Curry, der ansonsten ein brillantes All-Around-Game machte, keinen Rhythmus von draußen fand (3/14). Womöglich war aber auch der Tank des Point Guards leer, der so viel Last wie selten in diesem Spiel schulterte und im vierten Viertel von LeBron ausgelaugt wurde.

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Lakers: Dennis Schröder macht weiter Winning Plays

Und wenn dem so war, dann soll auch Dennis Schröder an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Walker werden die Schlagzeilen gehören, aber auch der Braunschweiger war in Spiel 4 unverzichtbar. Der Guard spielte die letzten 19 Minuten durch und klebte erneut an Curry, mit wechselnden Resultaten. Schröder ist die Konstante dieser Lakers-Saison, sein Einsatz ist Spiel für Spiel da und vor allem im dritten Viertel konnte er auch die Stars offensiv etwas entlasten. Schröder war die Antwort auf den Small Ball der Warriors, da D'Angelo Russell einfach nicht mehr versteckt werden konnte und der mit Abstand schwächste Lakers-Spieler des Abends war.

Schröder jagte dagegen Curry, verteidigte auch nach Switches gegen Draymond Green aufopferungsvoll (unter anderem zog er ein Offensiv-Foul) und übte hin und wieder auch selbst Druck auf den Korb aus, was D-Lo völlig abgeht. 10 Punkte (5/9 FG) und ein Team-Bestwert von +14 wurden für Schröder notiert. Hier und da gibt es einige fragwürdige Plays, dennoch zeigt diese Serie erneut, dass Schröder dann am besten ist, wenn die Intensität hoch ist und einzelne Plays entscheiden.

So war es der Braunschweiger, der den letzten Angriff der Warriors stoppte, als er nicht auf den Fake von Draymond Green hereinfiel und stattdessen vor dem Forward blieb. Die Folge: Ein Turnover.

Und noch eine Anmerkung: Dass die Warriors mit dem letzten Angriff ein "Hammer Set" gegen den Coach liefen, der dieses Play initiiert hat, ist auch interessant. Ende der 90er wurde dieses Play von George Karl für den damaligen Spieler Darvin Ham bei den Milwaukee Bucks kreiert. Ob Kerr und Co. das wussten?