Der Matchball ist da. Nachdem die Celtics ihre komfortable 2:0-Führung in der Serie gegen die Toronto Raptors verspielt hatten, liegen sie nun wieder vorn. Der Druck ist zurück beim amtierenden Meister. Win or go home!
Boston ließ in Spiel 5 von Beginn an keinen Zweifel daran, dass sie ihre Lehren aus den vergangenen beiden Partien gezogen hatten. Die Intensität mit der sie zu Werke gingen, war beeindruckend. Sie hatten einen klaren Plan und setzten ihn von der ersten Sekunde an um. "Wir waren sehr aktiv, das konnte man vom Start weg sehen", lobte Coach Brad Stevens sein Team.
Bereits nach dem ersten Viertel hatte sein Team einen 14-Punkte-Vorsprung herausgespielt. Die Celtics waren so dominant, dass der Spielstand den Raptors sogar noch schmeichelte. "Sie haben einige Würfe liegenlassen und wir haben einige Würfe nicht getroffen", sagte Stevens.
Niemand von Toronto hätte sich beschweren können, wenn der Vorsprung bereits im ersten Viertel über 20 Punkte betragen hätte.
Plan der Boston Celtics geht in Spiel 5 auf
"Es sind die Playoffs. Man muss rauskommen und jeden Abend bereit sein zu kämpfen. Wenn nicht, dann verlierst du deswegen", erklärte Jaylen Brown, der mit 27 Punkten Topscorer war (hier geht es zu seinen Highlights).
Doch fighten allein, reicht nicht aus. Boston hatte einen Plan. Sie beraubten den Raptors ihrer größten Stärke, das Transition Game. Toronto kam überhaupt nicht ins Laufen, weil die Celtics immer schnell genug hinter den Ball kamen oder direkt den ballführenden Spieler unter Druck setzten.
So musste Toronto sich jeden Punkt mühsam im Halfcourt-Spiel erkämpfen, etwas, das ihnen ohnehin nicht sonderlich liegt. Die defensive Intensität der Celtics tat ihr Übriges. Der Frust saß tief nach zwei Niederlagen in Folge. Bei jedem in der Starting Five. Egal ob Brown, Jayson Tatum, Kemba Walker, Marcus Smart oder auch Daniel Theis, entsprechend agierten sie auf beiden Enden des Courts.
Daniel Theis mit großem Anteil am Celtics-Sieg
Theis wurde gleich mehrfach vom TNT-Experten und Ex-NBA-Coach Stan van Gundy in den Himmel gelobt. Seine Präsenz unter dem Korb und der Wille, immer wieder die Wege in der Offensive zu gehen, auch wenn der Ball nicht bei ihm ankommt, hätten großen Anteil am Erfolg, lobte van Gundy. Theis machte viele Dinge, die nicht unbedingt auf dem Statistikzettel auftauchen. Und die Dinge, die auftauchten, konnten sich ebenfalls sehen lassen: 15 Punkte (5/5 FGs), 8 Rebounds und 2 Blocks standen dort zu Buche (seine besten Szenen gibt es hier im Video).
Doch wenn die Serie eines bislang gezeigt hat, im nächsten Spiel kann wieder alles ganz anders laufen. "Das bedeutet nichts. Wir müssen am Mittwoch wieder bereit sein. Der Job ist noch nicht beendet. Es gibt noch genug Arbeit, die erledigt werden muss", weiß auch Brown.
Denn den Willen, es allen zeigen zu wollen, haben nun die Raptors. "Jedes einzelne Spiel ist ein anderes Spiel. Spiel 1, 2, 3, 4, 5 waren jetzt unterschiedliche Spiele. Das sind die Playoffs. Man lernt daraus, nimmt Anpassungen vor und wächst an der Situation und findet einen Weg. Aktuell stehen wir mit dem Rücken zur Wand. Wir müssen jetzt auf dem Court um unser Leben kämpfen", schaltete Raptors-Guard Kyle Lowry gleich nach dem Spiel in den Jetzt-erst-recht-Modus.
Toronto Raptors: Frust in Willen umwandeln
Es ist schwer vorstellbar, dass sich der Meister noch einmal so abkochen lässt. "Wir sind wirklich gut darin, zurückzuschlagen. Es ist für mich merkwürdig, dass wir solche Spiele haben. Ist es wirklich, aber das kam schon in der Vergangenheit vor. Und dann haben wir in der Regel auf große Weise zurückgeschlagen", sagte Raptors-Coach Nick Nurse.
Er hat nun zwei Tage Zeit, sein Team wieder einzustimmen, das nach dem zweiten Blowout in der Serie seine Frustation bereits auf dem Court ausließ.
So lieferten sich Serge Ibaka und Lowry ein kurzes Wortgefecht, nachdem sich der Guard bei den Referees beschwerte. Fred VanVleet, der die Situation gleich beruhigte, wollte die Szene nicht zu hoch hängen. "Diese Frustration gibt es immer wieder. Ihr bekommt sowas nur normal nicht mit", sagte VanVleet. Die kleine Halle ohne Fans im Disney World macht dies möglich.
VanVleet hat wahrscheinlich recht und man sollte in die Szene nicht zu viel hineininterpretieren, doch anders als im Vorjahr, als die Raptors eine Art Underdog auf dem Weg zum Titel waren, sind sie nun die Gejagten. Der Druck ist ein ganz anderer. Und ein Elimination Game mussten sie im Vorjahr auch nicht bestreiten.
Coach Nurse muss diesen Frust nun bündeln, das Underdog-Gefühl aus dem Vorjahr wiedererwecken. In Spiel 6 in der Nacht auf Donnerstag (ab 0.30 Uhr live auf DAZN) können die Raptors nun beweisen, aus welchen Holz sie geschnitzt sind.
Toronto Raptors vs. Boston Celtics: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
1 | 30. August | 19 Uhr | Toronto Raptors | Boston Celtics | 94:112 |
2 | 1. September | 23.30 Uhr | Toronto Raptors | Boston Celtics | 99:102 |
3 | 4. September | 0.30 Uhr | Boston Celtics | Toronto Raptors | 103:104 |
4 | 6. September | 0.30 Uhr | Boston Celtics | Toronto Raptors | 93:100 |
5 | 8. September | 0.30 Uhr | Toronto Raptors | Boston Celtics | 89:111 |
6 | 10. September | 0.40 Uhr | Boston Celtics | Toronto Raptors | |
7* | 12. September | tba | Toronto Raptors | Boston Celtics |
*falls nötig