Jakob Pöltl hat in seiner zweiten Saison bei den San Antonio Spurs einen schwierigen Start erlebt, zuletzt aber eins der besten Spiele seiner Karriere hingelegt. SPOX sprach mit dem Österreicher über das kuriose Spiel gegen die Houston Rockets und die Probleme der Spurs.
Außerdem erklärte der Big Man, wie ein Team-Dinner mit Gregg Popovich wirklich abläuft und warum ihm das Spiel mit der Bank manchmal etwas leichter fällt.
Herr Pöltl, zunächst einmal Gratulation: Sie hatten gegen die Rockets ein Monsterspiel mit insgesamt 6 Blocks, nach zweifacher Overtime wurde gewonnen. Auch wenn es nur eines von 82 Spielen war, war das kein gewöhnliches Spiel, oder?
Jakob Pöltl: Danke. Ja, das war nicht ganz normal. Ich kann nicht behaupten, dass ich es gewohnt bin, über 40 Minuten auf dem Court zu stehen. (lacht)
Sie waren in der heißen Phase mittendrin, hatten am Ende der regulären Spielzeit einen entscheidenden Block gegen James Harden. Damit haben Sie sogar die Top 10 der Nacht angeführt. Wie lief die Szene aus Ihrer Sicht ab?
Pöltl: Das wusste ich gar nicht, aber das dürfte eine Premiere für mich sein. Auf der Gegenseite hatte Lonnie [Walker, d. Red.] diesen Dreier getroffen und ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Houston eine Auszeit nimmt. Stattdessen wurde direkt eingeworfen und ich wusste, dass James Harden versuchen wird, den letzten Wurf zu nehmen. Ich wollte mich dann einfach in eine gute Position bringen, um den Wurf zu erschweren, sollte er zum Korb gehen und nicht von draußen werfen. Das hat vom Timing her gut funktioniert: Lonnie und DeMar [DeRozan] waren bei ihm und konnten den Wurf etwas beeinflussen, indem sie ihn aus der Balance brachten, und ich konnte ihn dann abräumen.
Am Ende fuhren die Spurs den Sieg ein, die Rockets haben erfolglos Protest eingelegt, weil ein Dunk von Harden rund acht Minuten vor Schluss nicht gegeben wurde.
Pöltl: Das war schon kurios. Ich hatte einen guten Winkel und habe klar gesehen, dass der Ball durchs Netz ging und danach eben diesen komischen Bounce hatte, wodurch er außen wieder an den Ring kam. Ich kenne die genauen Regeln gar nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass dieses Play so einen großen Einfluss auf den Rest des Spiels hatte. Klar, das Spiel ging in die Overtime, aber es war noch extrem viel Zeit dazwischen. Da könnte man auch noch viele andere Plays auf den Prüfstand stellen.
Mal unabhängig von diesem Protest: Wie sehr hat Ihr Team ein solches Spiel gebraucht? Es lief in San Antonio zuletzt überhaupt nicht rund. Selbst in dem Spiel lag man bereits mit 22 Punkten hinten.
Pöltl: Ja, das war ein wichtiges Spiel für uns. Wir haben in den letzten Wochen in jedem Spiel, in dem wir eigentlich gut drin waren, oft nach einem simplen negativen Lauf direkt die Köpfe hängen lassen und es nicht geschafft, uns aus diesem Tief wieder rauszuholen. Das war gegen Houston das erste Mal in dieser Saison, dass wir uns zurückgekämpft haben. Ich hoffe, dass wir daran jetzt anknüpfen können. Denn zumeist spielen wir eigentlich ganz gut, halten auch mit den guten Teams mit, aber wenn dann einmal der Negativlauf kommt, ist es viel zu schnell vorbei.
Haben Sie eine Erklärung, warum das so regelmäßig passiert? Man hat viele erfahrene Profis, gestandene All-Stars, trotzdem wirkt es so, als würde teilweise komplett der Rhythmus verloren gehen.
Pöltl: Da kommt einiges zusammen. Wenn du als Spieler im Formtief steckst und dein Team sieben, acht Spiele am Stück verliert, dann ist es schwer, das wegzustecken, auch wenn man erfahren ist. Solche Phasen sind nicht leicht und wenn man im nächsten Spiel direkt wieder so ein Erlebnis hat, zehrt das auch an der Mentalität. Es ist nicht leicht, den Schalter wieder umzulegen.
Das Mentale ist das eine, spielerisch wirken die Spurs momentan ebenfalls nicht so, wie man sie kennt: Als Team, das gut verteidigt und vorne wenige Fehler begeht. Woran liegt das?
Pöltl: Einerseits hat sich die NBA weiterentwickelt in dem Sinn, dass Scoring generell mehr im Fokus steht als noch vor beispielsweise zehn Jahren. Aber was zu unseren Breakdowns in der Defense führt, ist schwer zu sagen. Unsere Coaches suchen intensiv nach Lösungen. Vielleicht haben wir auch nicht das Personal, um defensiv richtig stark zu sein. Aber wie Sie sagen: Eigentlich hat schon immer die Team-Defense die Spurs ausgezeichnet, und ich denke, auch da ist es eine Sache der Mentalität. Wenn man den Kopf hängen lässt, ist eben auch in der Defense die Intensität nicht da. Dann entsteht leicht ein Rückstand von zehn, 15 oder 20 Punkten.
Wenn Sie den Wandel der NBA ansprechen - offensiv spielen die Spurs für heutige Verhältnisse ja recht ungewöhnlich, Stichwort Mitteldistanzwürfe. Ist das eher eine Vorgabe vom Coach? Oder eine Frage der Präferenz der Spieler?
Pöltl: Irgendwas dazwischen. Uns wird schon von den Coaches ans Herz gelegt, dass wir mehr Dreier werfen sollen, dass Abschlüsse am Ring wichtig sind, Freiwürfe ohnehin. Andererseits wirst du Spieler wie LaMarcus Aldridge oder DeMar DeRozan, die beide so weit in ihrer Karriere sind, nicht mehr dazu bringen, dass sie jetzt nur noch Dreier nehmen. Sie haben ihr Spiel, sind effektiv aus der Midrange, Rudy Gay ja beispielsweise auch, und das bedingt dann diese Spielweise. Das ist primär eine Personalfrage.
DeRozan hatte in Toronto zuletzt viele Dreier geworfen, sie auch ordentlich getroffen, in San Antonio unterlässt er das fast vollkommen. Wurde er von den Raptors dazu gezwungen, oder wie muss man sich das vorstellen?
Pöltl: In Toronto lag der Fokus der Coaches noch viel mehr darauf, da wurde das Thema Analytics in den beiden Jahren, in denen ich da war, sehr großgeschrieben. Jeder Spieler hat nach dem Training noch mindestens seine 100 Dreier abgefeuert, weil sie unbedingt wollten, dass wir das häufiger und effektiver tun. Das galt auch für DeMar. Ich schätze, er hat sich ein bisschen daran gewöhnt. Und in San Antonio war das Ganze nicht so ein Schwerpunkt, daher hat es sich ein wenig zurückentwickelt.
Welchen Schwerpunkt setzen die Spurs stärker als die Raptors?
Pöltl: Das Passspiel steht etwas mehr im Fokus. "The Spurs way", was bedeutet, dass man den Ball nicht lange hält, dass viel Bewegung stattfindet, dass der Extra-Pass gespielt wird. Außerdem: Sie versuchen sehr stark, die Spieler, vor allem die erfahrenen, sozusagen ihr Ding machen zu lassen. Wenn Spieler wie DeRozan oder Aldridge gerne aus der Mitteldistanz abschließen, dann steht man ihnen nicht so im Weg wie etwa die Raptors. Die hatten bei DeMar immer wieder versucht, ihn mehr zum Dreier zu pushen.
Wie sieht es mit dem Wurf bei Ihnen aus? Chip Engelland gilt ja als vielleicht bester Shooting-Coach der Liga. Arbeiten Sie auch daran, früher oder später von draußen zu ballern?
Pöltl: Wir arbeiten viel miteinander. Die Herangehensweise ist aber ganz anders. In Toronto hieß es: "Stell' dich an die Dreierlinie und wirf, bis du umfällst. Irgendwann solltest du es dann schon raushaben." Dadurch gab es Tage, an denen es im Training wirklich recht gut lief mit dem Dreier. Mit Chip geht es jetzt aber darum, das Ganze von innen nach außen aufzubauen. Wir haben bei den Basics angefangen und die Wurftechnik fast komplett neu aufgebaut, um von da aus dann über die Mitteldistanz langsam weiter nach draußen zu gehen. Das ist ein ziemliches Auf und Ab, es ist nicht leicht, vor allem während der Saison, wenn ich nicht so viel trainieren kann. Im Sommer war ich schon recht zufrieden mit meinem Fortschritt, aber es fehlt noch an Konstanz, weshalb ich jetzt immer mal merke, dass mein Wurf in ein Loch fällt. So einen neuen Wurf zu verinnerlichen, bedarf viel Zeit und Arbeit.
Gibt es da heutzutage einen gewissen Druck als Big Man, was den Dreier angeht? Was früher mal ein Novum war, sieht man jetzt quasi überall. Auch Dwight Howard wirft neuerdings Dreier ...
Pöltl: Ich merke natürlich, dass es immer wichtiger wird und dass die Teams auch einen großen Wert darauf legen. Wenn man dann nicht so gut wirft, muss man in anderen Bereichen schon sehr gut sein. Ich persönlich will immer weiter an meinem Wurf arbeiten, aber ich bin auch nicht unglücklich, wenn ich in drei Jahren noch kein Dreierspezialist bin. Ich weiß, was ich gut kann und wie ich auch ohne Dreier mein Ding durchziehen kann. Es wäre aber natürlich ein guter Bonus, wenn das hinzukommt.
Wie zufrieden sind Sie bisher mit Ihren Leistungen in dieser Saison? Zusammen mit Patty Mills haben Sie individuell das beste Net-Rating bei den Spurs, gerade defensiv funktioniert es in Ihren Minuten viel besser als ohne Sie ...
Pöltl: Alles in allem bin ich individuell zufrieden. Ich habe langsam begonnen, aber seitdem ist es ziemlich stetig nach oben gegangen. Es ist halt blöd, dass es gerade in dieser Phase bei mir besser wurde, in der es für uns als Team schlecht gelaufen ist. In meiner Rolle fühle ich mich zuletzt aber wohl, sowohl offensiv als auch defensiv. Ich hatte mir vor der Saison einiges vorgenommen. Ich wollte aggressiver sein, hauptsächlich in der Offense, weil ich das bisher nicht so geschafft hatte. Da wollte ich mehr ausprobieren, in Maßen natürlich, aber die Chancen mehr nutzen, die sich bieten. Da geht es schon voran bei mir.
Die Statistiken von Jakob Pöltl in der NBA
Saison | Team | Minuten | Punkte | Rebounds | Blocks | FG% |
16/17 | Raptors | 11,6 | 3,1 | 3,1 | 0,4 | 58,3 |
17/18 | Raptors | 18,6 | 6,9 | 4,8 | 1,2 | 65,9 |
18/19 | Spurs | 16,5 | 5,5 | 5,3 | 0,9 | 64,5 |
19/20 | Spurs | 18,9 | 6 | 6 | 1,3 | 59,4 |
Dabei kamen Sie zunächst von der Bank, zuletzt sind Sie überwiegend gestartet. Die Spurs spielen je nach Personal teilweise ziemlich unterschiedlich. Wie sehr ändert sich Ihr Job in der Starting Five?
Pöltl: Ich muss mich da schon anpassen. Mein Aufgabenprofil bleibt zwar relativ gleich, ich soll hauptsächlich verteidigen und offensiv bin ich viel im Pick'n'Roll involviert, aber mit der Starting Five bin ich etwas passiver.
Wie meinen Sie das?
Pöltl: Ich habe einfach den Ball weniger in der Hand. Es gibt trotzdem eine gute Anzahl an Pick'n'Rolls, aber ich bekomme den Ball beim Abrollen seltener. Mit der Bank haben wir viel Ball-Movement, viel Bewegung, viele Dribble Hand-Offs, wo ich den Ball außerhalb der Dreierlinie bekomme und mit den Guards involviert bin. Bei der Bank ist mehr Flow drin. Dadurch, dass wir in der Starting Five mehr Iso-Spieler haben, bin ich da etwas passiver und versuche, einfach auf den richtigen Moment zu warten, um mich einzuschalten.
Das klingt, als würde das Spiel mit der Bank Ihnen mehr Spaß machen. Oder ist das zu einfach gesagt?
Pöltl: Es trifft meinen Spielstil besser, das ist schon richtig. Aber ich weiß auch in der Starting Five, wie ich mich einbringen und effektiv sein kann. Ich sehe es auch als meine Aufgabe, mehr Bewegung reinzubringen, wenn wir zu statisch werden. Wir haben nun mal einige Spieler, die eher langsam und nach ihrem Rhythmus spielen wollen, das ergibt auch Sinn, weil sie gut darin sind. Trotzdem hilft uns manchmal mehr Tempo und ich versuche, das einzubringen.
Über Engelland haben wir schon gesprochen, seit dieser Saison ist nun mit Tim Duncan auch noch ein weiterer durchaus prominenter Assistant Coach Teil des Teams. Wie ist es für Sie als Big Man, mit so jemandem zusammenzuarbeiten?
Pöltl: Das ist schon ein Wahnsinn. Mittlerweile ist es irgendwie fast normal geworden, nachdem wir in der Preseason sehr viel zusammengearbeitet haben. Jetzt bin ich etwas mehr mit dem Development Staff zu Gange und er hat seine Pflichten, aber vor jedem Spiel haben wir noch unser Warm-Up, spielen da auch Eins-gegen-Eins, und das ist schon eine geile Sache. Duncan ist ein total chilliger Typ. Man merkt ihm gar nicht an, dass er einer der besten Big Men aller Zeiten ist.
Der Bank-Shot sitzt vermutlich immer noch, oder?
Pöltl: (lacht) Ja, das auf jeden Fall. Er weiß schon noch, was er macht. Er lässt sich nicht gehen. Er hilft auch mir beim Bank-Shot, damit ich den langsam in mein Spiel einfließen lasse. Und es ist einfach irre, wie gut und tief er das Spiel versteht. In der Preseason hat er bei uns noch im Fünf-gegen-Fünf mitgespielt; bei jedem falschen Schritt hat er dich sofort. Da bekommst du die Punkte oder ein Foul angehängt. Da muss er gar nicht schnell sein, weil er genau weiß, wie er sich effektiv bewegen muss.
Kommen wir nochmal zur laufenden Saison. Vor dem Sieg gegen Houston war der Erfolg gegen die Clippers der größte in dieser Spielzeit, zumal es in heimischer Halle gegen Kawhi Leonard ging. Sie waren ja Teil dieses Trades. Hatte das Spiel für Sie dadurch auch eine besondere Bedeutung?
Pöltl: Ich bin da nicht so investiert, um ehrlich zu sein, das ist mehr ein Ding für die Fans. Für mich ist das ein Teil des Geschäfts. Ich habe mich wohlgefühlt in Toronto und wäre gerne dort geblieben, aber ich wurde getradet und habe das akzeptiert. Zumal es mir auch in San Antonio sehr gut geht. Aber klar, während man auf dem Court steht, merkt man natürlich, welche Bedeutung so ein Spiel für die Fans hat. Das hat auch gegen die Clippers geholfen. Grundsätzlich fällt es uns etwas leichter, gegen die guten Teams wirklich fokussiert aufzutreten und aggressiv zu sein. Das sah man in diesem Spiel, einige unserer Spieler wurden vielleicht auch durch das Kawhi-Thema noch zusätzlich angestachelt.
Wie haben Sie den magischen Run der Raptors in der letzten Saison aus der Ferne verfolgt?
Pöltl: Es war ein komisches Gefühl, da ich selbst noch nicht lange weg war. Aber ich habe mich für sie gefreut, gerade für die Freunde, die ich dort noch habe: Pascal [Siakam, d. Red.], Fred [VanVleet], Norm [Powell] ... Mit ihnen verstehe ich mich immer noch sehr gut, mit Pascal tausche ich mich auch noch sehr regelmäßig aus. Deswegen hat das schon Spaß gemacht. Auch wenn es schade ist, dass ich kein Teil mehr davon sein konnte, aber das liegt eben nicht in meiner Hand.
Sie wurden gemeinsam mit Siakam gedraftet, haben in Toronto viel mit ihm trainiert und sich angefreundet - hätten Sie diese Entwicklung, die er hingelegt hat, jemals kommen sehen?
Pöltl: Das hat niemand kommen sehen, außer vielleicht er selbst. Aber auch für ihn sind diese letzten zwei Jahre sicherlich das Optimalszenario, was er sich hätte ausmalen können. Ich wusste schon, dass er einiges draufhat und mal eine große Rolle spielen wird, aber dass es so gut läuft, habe ich absolut nicht erwartet. Umso cooler ist es, dass er so aus dem Nichts auf einmal All-Star- oder sogar MVP-Zahlen auflegt. Er macht einfach in jedem Jahr einen riesigen Schritt nach vorne.
Siakam hat seinen neuen Vertrag bereits unterzeichnet, viele andere Spieler aus ihrem Jahrgang ebenfalls. Bei Ihnen steht nun stattdessen die Restricted Free Agency an. Gab es im Sommer Gespräche bezüglich einer Verlängerung?
Pöltl: Es gab Gespräche, aber wir sind nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Es war von beiden Seiten zwar die Bereitschaft da, aber einigen konnten wir uns nicht, wobei das meines Wissens nach nichts daran ändert, dass die Spurs mich halten wollen und dass ich auch hier glücklich bin. Das ist eben die Natur des Geschäfts.
Von Zeit zu Zeit gibt es Gerüchte, dass Popovich womöglich schon nach dieser Saison aufhören könnte. Bekommen Sie das mit und würde das für Sie eine Rolle spielen?
Pöltl: Ich muss das schon in Betracht ziehen, auch grundsätzlich, wie sich die Franchise aufstellt und positioniert. Aber jetzt gerade spielt das keine Rolle, jetzt muss ich mich auf diese Saison konzentrieren. Wer die NBA verfolgt, weiß ja, wie schnell sich bei jeder Organisation alles Mögliche ändern kann. Deswegen kann man auch nicht zu viel auf Gerüchte geben - natürlich können sie stimmen, oft genug passieren aber auch große Dinge völlig ohne Vorankündigung. Man hört nichts und einen Monat später gibt es einen Haufen Trades, einen neuen Coach, wie auch immer. Man darf sich darüber keinen Kopf machen.
Er selbst hält sich dazu ja sehr bedeckt, nach außen hin zumindest. Wie nehmen Sie selbst Popovich wahr?
Pöltl: Gegenüber den Medien ist er gerne grumpy, das stimmt, uns gegenüber ist er aber anders - normalerweise ist er ein lustiger Typ. Er weiß schon, wann er uns mal ordentlich reinfahren muss, wenn er das Gefühl hat, dass wir nicht mit 100 Prozent spielen - dann hat Pop mal seine Anfälle. Aber die meiste Zeit über ist er eigentlich sehr entspannt und locker.
Das gilt sicher auch für die Team-Dinner, für die die Spurs seit einigen Jahren berühmt sind, oder?
Pöltl: Ja, das kommt regelmäßig vor, wenn wir auswärts spielen und dann auch in der Stadt übernachten. Dann gehen Coaches und Spieler gemeinsam gut essen, das ist auf jeden Fall eine schöne Tradition.
Und Pop sucht die Weine aus?
Pöltl: Ja. Er ist schon ein richtiger Kenner. Er befasst sich viel mit Wein und hat auch sein eigenes Weingut, soweit ich weiß, das ist vielleicht sein größtes Hobby. Deswegen ist es auch gut, dass er die Flaschen aussucht und uns einlädt. Man leidet nicht darunter!
Zuletzt gab es Gerüchte, dass womöglich DeRozan oder Aldridge getradet werden könnten. DeRozan hat dazu kürzlich gesagt, dass er Social Media überhaupt nicht leiden kann und eigentlich nur nutzt, weil es eben sein muss. Wie gehen Sie mit den sozialen Medien um?
Pöltl: Twitter nutze ich gar nicht, das ist ja die Gerüchte-Plattform schlechthin. Instagram habe ich, Facebook auch, beides nutze ich primär, um Fans und Medien auf dem Laufenden zu halten. Grundsätzlich verwende ich Social Media eigentlich nur zum Spaß mit meinen Freunden, dazu verfolge ich einige Sport-Highlights und so etwas, aber das war es dann auch schon. Gerüchte, Analysen oder Sachen in der Art schaue ich mir da überhaupt nicht an. Da muss es schon sehr präsent sein, damit ich es mitbekomme.
Das ist auch eine bewusste Entscheidung, oder?
Pöltl: Ja, schon. Teilweise verlockt es ein bisschen, das alles zu verfolgen, aber wenn man als Basketballspieler in diesem Geschäft drin ist, kann man sich das eigentlich nicht leisten, diese Gerüchteküche zu verfolgen. Da wird man tendenziell wahnsinnig.
Man wird ja sicherlich auch mit viel Negativität konfrontiert, gerade wenn es nicht so läuft.
Pöltl: Dem kann man sich nicht entziehen. Ich bekomme da schon viel mit, über das meiste lache ich aber einfach. Natürlich ist es schön, wenn man etwas Positives von Fans zu hören oder lesen bekommt. Aber wenn da irgendwelche Hassnachrichten kommen oder was in der Art, dann trifft mich das nicht wirklich. Ich nehme das wenn möglich mit Humor.
Das klingt auf jeden Fall gesund. Zum Abschluss - wie zuversichtlich sind Sie, dass Ihr Team die eigenen Ziele in dieser Saison noch erreichen kann?
Pöltl: Unsere Stimmung ist nach wie vor gut. Wir müssen es einfach nur schaffen, ein paar positive Erlebnisse aneinanderzureihen und uns nicht mehr selbst im Weg zu stehen. Wir müssen unser Selbstmitleid loswerden. Wenn es in einem Spiel schlecht läuft und alle sofort die Köpfe hängen lassen, das ist im Moment unser größtes Problem. Wir wissen alle, dass wir die Qualität haben, auch wieder oben mitzuspielen. Wir müssen unsere Leistung nur einfach konstant abliefern und nicht nur in Spielen wie gegen die Clippers oder Houston. Dann ist nach wie vor alles offen, auch im Westen.