Bissige Mamba, rostiger Gallo

Marc-Oliver Robbers
04. November 201417:29
Danilo Gallinari und Kobe Bryant kämpften sich zurück in die Ligagetty
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Die neue NBA-Saison läuft und damit kehren auch eine Menge Spieler nach Verletzungen zurück. Schafft Kobe Bryant es zu alter Form? Wie steht's um Derrick Rose? Und wie viel Rost hat Danilo Gallinari noch? SPOX wirft einen Blick auf die wichtigsten Comebacker und nimmt ihre ersten Spiele unter die Lupe.

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Kobe Bryant (L.A. Lakers, Achillessehnenriss, Schienbeinkopfbruch)

Der Superstar steht besonders im Fokus, nicht wenige Experten haben vor der Saison an seiner Leistungsfähigkeit gezweifelt. "Sorry Kobe, aber mit 36 Jahren, nach zwei schweren Verletzungen, kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen", sagte erst kürzlich Sekou Smith in der Triangle Offense. Nach seinem Achillessehnenriss in den Playoffs 2013 verletzte sich Kobe nach nur sechs Spielen in der vergangenen Saison erneut. Dieses Mal brach der Schienbeinkopf unter seinem linken Knie. Wer die Black Mamba kennt, weiß, dass ihn die Zweifel der Experten nur noch weiter anstacheln.

Bryant arbeitete den gesamten Sommer wie ein Besessener am Comeback und bislang zahlt es sich zumindest für ihn persönlich aus. 24,8 Punkte sind es schon wieder im Schnitt. Die Quoten sind dabei noch ausbaufähig (41,2 Prozent aus dem Feld, 25 Prozent Dreier), aber Kobe ist der Go-to-Guy der Lakers. Von Angst sich erneut zu verletzten, ist beim 36-Jährigen nichts zu sehen. Die Black Mamba zieht ohne Rücksicht auf Verluste zum Korb und hat sich dann auch gleich mal in den ersten Highlight-Clips verewigt. Einziger Schönheitsfehler: Die Lakers haben alle vier Saisonspiele verloren.

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Derrick Rose (Chicago Bulls, Kreuzbandriss, Meniskusriss)

Ähnlich tragisch verlief der erste Comebackversuch von Derrick Rose. Der ehemalige MVP riss sich im ersten Playoff-Spiel 2011 gegen die Philadelphia 76ers das Kreuzband und setzte die komplette Folgesaison aus. Nach zehn Partien in der letzten Saison riss sich Rose dann den Meniskus im anderen Knie. Wieder war die Spielzeit vorzeitig beendet. Der Point Guard nutzte die WM in Spanien, um seine Fitness und Gesundheit unter Wettkampfbedingungen zu testen. Erfolgreich. Sein Körper hielt der Belastung stand. "Wenn man zurückblickt auf die Spiele mit dem Team USA, er absolvierte fünf Spiele in sechs Tagen und hatte überhaupt keine Probleme. Er machte neun Spiele in 16 Tagen. Er fühlt sich großartig", sagte Coach Tom Thibodeau unlängst. Dass er sich überhaupt wieder zum Gesundheitszustand seines Stars äußern musste, ist der Tatsache geschuldet, dass Rose in der neuen Saison bereits wieder pausieren musste. Im Topspiel gegen die Cleveland Cavaliers verstauchte er sich den Knöchel und fehlte gegen die Timberwolves. Nichts Ernstes. Nichts, dass mit seinen vorherigen Verletzungen im Zusammenhang steht.

Der Rost, der bei der WM noch deutlich zu sehen war, ist bereits weitesgehend abgekratzt. In der Preseason lieferte er eine Gala gegen die Cavs ab und auch im ersten regulären Aufeinandertreffen sah das bereits wieder gut aus - bis zur Verletzung. Es ist überraschend, wie explosiv der 26-Jährige trotz zweier Knieverletzungen und der langen Pausen noch ist. Ob er wieder ganz der Alte werden kann, ist schwer zu beantworten. Vielleicht braucht er das aber auch nicht. Die Bulls sind viel breiter aufgestellt, Rose muss längst nicht mehr so viel Last schultern.

Brook Lopez (Brooklyn Nets, Fußbruch)

Am 20. Dezember 2013 war für Brook Lopez die Saison beendet. Der Center der Nets zog sich im Spiel gegen die Sixers einen Fußbruch zu. 14 Tage später musste Lopez unters Messer. Das war keineswegs eine neue Erfahrung für den Big Man. Bereits in der Saison 2011-12 brach er sich den gleichen Fuß gleich zwei Mal. Der Unterschied zu damals war allerdings, dass sich Lopez inzwischen zu einem der wichtigsten Spieler Brooklyns gemausert hatte. Der 26-Jährige war auf dem besten Weg, sich seine zweite All-Star-Nominierung zu verdienen. Das konnte er sich abschminken. Stattdessen kurierte Lopez die Verletzung vernünftig aus und zeigte in der Preseason bereits wieder ordentliche Leistungen. Doch dann passiert das nächste Unglück. Beim zweiten Spiel des China-Trips stieg ihm Darren Collison auf den Fuß, Lopez zog sich eine Überdehnung am operierten Fuß zu. Der befürchtete erneute Fußbruch bestätigte sich zwar nicht, aber den Saisonstart musste er abhaken. Das Comeback gab es dann am Montag. Endlich. Die Leidenszeit ist vorbei. Lopez fieberte dem Moment regelrecht entgegen. "Ich werde vielleicht versuchen, ein bisschen zu schlafen, bis es so weit ist. Dann geht es ein bisschen schneller. Es ist wie Weihnachten", sagte Lopez vor der Partie. Nach knapp zehn Monaten im Krankenstand legte er in 24 Minuten 18 Punkte und 6 Rebounds gegen die Thunder auf. Und diese Leistung werden die Nets von ihm in dieser Saison noch häufiger brauchen, soll es wieder in die Playoffs gehen.

Seite 2: Gallinari, Holiday, Anderson

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Danilo Gallinari (Denver Nuggets, Kreuzbandriss)

Eigentlich hatte der Italiener in der letzten Saison längst wieder spielen wollen. Eine Ausfallzeit von einem Jahr bei einem Kreuzbandriss ist zwar nicht komplett unrealistisch, aber normalerweise kommen Profisportler doch schneller wieder auf die Beine. Die Operation hatte nicht den gewünschten Effekt, ein zweiter Eingriff wurde nötig. Gallinari haderte mit dem behandelten Arzt, beklagte sich öffentlich. Im Sommer war er dann endlich bereit für das Comeback. Nach 19 Monaten.

"Ich habe alles am Basketball vermisst. Angefangen beim Abhängen mit meinen Teamkollegen bis zum Gefühl, den Ball in meinen Händen halten zu dürfen", sagte Gallo nach seinem Comeback. Der Italiener ist zurück, aber längst nicht der Alte. "Es braucht noch einige Zeit, bis ich wieder viele Minuten spielen werde. Geduld ist wohl das Schwierigste, wenn man verletzt ist." Aktuell sind nicht mehr als 20 Minuten pro Partie drin. "Gallo war noch ein wenig rostig. Er muss realisieren, dass es sein erstes Spiel seit 19 Monaten war. Ich glaube, das konnte man erwarten", erklärte Coach Brian Shaw nach Gallinaris Comeback. Es wird ihm niemand wiedersprechen wollen. Der 26-Jährige traf zum Auftakt nur einen seiner acht Versuche. Im dritten Spiel gegen die Kings blieb er gänzlich ohne Punkt. Rost eben.

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Jrue Holiday (New Orleans Pelicans, Stressfraktur im Schienbein)

Der Point Guard war nur einer von unzähligen Verletzten im Big Easy. Die Amerikaner nennen die Verletzung "stress fracture in his right tibia". Tibia? Klingt irgendwie harmlos, oder? Wenn man allerdings weiß, dass es sich dabei um das Schienbein handelt, ist gar nichts mehr harmlos. 48 Spiele fehlte der All Star von 2013, nur 16 konnte New Orleans ohne ihn gewinnen. Ein Grund, warum es für die Pelicans nicht zu den Playoffs langte. Jetzt ist er wieder fit, wie der Rest im talentierten Kader von Coach Monty Williams. In der Preseason blitzte die alte Klasse bereits wieder auf. "Ich glaube, ich hatte jetzt die Chance das Potenzial, das wir haben, viel klarer zu sehen", schilderte Holiday seine ersten Eindrücke. Eindrücke, die auch Williams hatte. "Es sieht so aus, als wäre er bereits in guter Form. Er ist sicher noch nicht da, wo er sein will, aber ich bin überrascht, wie gut er schon ist." In der ganzen Reha gab es keinen Rückschlag für Holiday. Daher müssen die Minuten des Spielmachers auch nicht beschränkt werden. Für Holiday geht jetzt darum, möglichst schnell wieder Sicherheit zu gewinnen und Rhythmus zu finden. Die Assistzahlen (5,3) sind noch nicht wieder da, wo sie bereits waren (8,0), aber das wird mit der Zeit kommen. Gegen die Mavs setzte er bereits mit 24 Punkten und 6 Assists, 4 Rebounds und 3 Steals ein Ausrufezeichen.

Ryan Anderson (New Orleans Pelicans, Bandscheibenvorfall)

Der Sixth Man stand schon so lange nicht mehr auf dem Platz, dass er seine eigenen Pre-Game-Routinen vergessen hatte. Immer wieder starte Ryan Anderson vor dem ersten Spiel auf die Uhr und überlegte, ob er noch weiter Musik hören sollte oder noch ein bisschen werfen sollte. Vor dem Saisonstart stand er das letzte Mal am 3. Januar auf dem Feld. Nach einer Kollision mit Gerald Wallace musste Anderson auf einer Trage vom Platz gebracht werden. Es folgte eine Rücken-OP im April und eine lange Pause. "Es ist echt eigenartig, ich muss meine Routinen wieder erlernen. Es ist wieder ein Prozess, man muss sich wieder an alles gewöhnen", erklärte Anderson. Auch daran, dass sein Wurf noch nicht wieder fällt. In den ersten drei Saisonspielen fanden nur 34 Prozent seiner Würfe das Ziel. Für den Strech-Four eine neue Erfahrung, schließlich liegt seine Karriereschnitt rund zehn Prozentpunkte höher. Gegen Memphis traf er nur 2 von 14 und blieb von Downtown gänzlich ohne Treffer. Der Weg ist also noch lang und die Routine sollte vielleicht doch noch um ein paar Würfe erweitert werden.

Der Spielplan im Überblick