NBA

Ein zunehmend ungleiches Duell

Von Philipp Dornhegge
Eine Szene mit Symbolcharakter: Boozer und die Bulls sind nach Spiel vier gegen Miami am Boden
© Getty

Die Miami Heat haben im vierten Spiel gegen die Chicago Bulls den dritten Sieg eingefahren und damit für eine Vorentscheidung in der Eastern-Conference-Semifinals-Serie gesorgt. Beim 88:65-Sieg (BOXSCORE) des Meisters machte LeBron James die meisten Punkte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der MVP verbuchte 27 Punkte, 7 Rebounds und 8 Assists, die meiste Unterstützung erhielt er von Chris Bosh (14 Punkte, 6 Rebounds, 4 Blocks). Dwyane Wade kam auf nur 6 Zähler, dafür verteilte Miami die Scoring-Last auf insgesamt elf Spieler.

Bei den Gastgebern traf kein Spieler außer Nazr Mohammed (1/1) 50 oder mehr Prozent seiner Würfe, die besten Zahlen legte noch Carlos Boozer auf (14 Punkte, 12 Rebounds).

Jimmy Butler steuerte 12 Zähler bei, die Reservisten Rip Hamilton (11) und Taj Gibson (10) punkteten ebenfalls zweistellig. Nate Robinson erlebte dagegen eine rabenschwarzen Abend und machte nicht einen Punkt (0/12 Field Goals).

Die NBA bei SPOX - FOR FREE im LIVE-Stream: Der Zeitplan

Die Reaktionen:

Chris Bosh (Heat): "Wir haben hart für diesen Sieg gearbeitet. Ich weigere mich immer zu sagen, dass es leicht war."

Tom Thibodeau (Trainer Bulls): "Die Sache ist die, dass die Heat eine gute Mannschaft haben. Wir müssen jedes Mal mit hoher Intensität spielen. Aber wir müssen auch unsere Würfe treffen."

LeBron James (Heat): "Sie haben es grad nicht leicht mit all den Verletzungen und Krankheiten. Aber das darf nicht unser Problem sein. Sie haben unterbesetzt auch ein sehr gutes Nets-Team geschlagen."

Richard Hamilton (Bulls) über seine Rolle: "Es gibt Dinge im Leben, die ich nicht verstehe. Ich bin doch für die Playoffs geholt worden. Dass ich meiner Mannschaft dann nicht helfen darf, ist hart. Aber ich will hier kein Fass aufmachen."

Dwyane Wade (Heat) über seine Knieprobleme: "Es ist manchmal frustrierend. Aber ich versuche, das zu machen, was ich machen kann."

Folge NBA.de bei Twitter und bekomme alle News - auch Dirk Nowitzki ist dabei!

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Miami spielt einmal mehr mit der Wunsch-Starting-Five aus Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh, Chicago bietet auf, was es noch aufzubieten hat. Heute sind das Robinson, Belinelli, Butler, Boozer und Noah. Deng ist gemeldet, wird aber wohl kaum spielen können, Hinrich und Rose sind sowieso raus.

1.: Boozer hat sich hier etwas vorgenommen. Der Power Forward gewinnt den Sprungball, holt sich dann im ersten Angriff einen Offensivrebound und macht die ersten Punkte. 2:0 Bulls.

5.: James mit einem Layup, nach dem Boozer-Treffer haben die Heat gleich mal mit einem 11:0-Lauf für klare Verhältnisse gesorgt. 11:2 Heat.

24.: Immer wieder kommen die Bulls auf sieben Punkte heran, knapper wird's aber nicht. Kurz vor der Pause sorgen Chalmers und James jeweils mit Dreipunktspielen für klare Verhältnisse. 44:31 für die Gäste.

28.: Nach Belinelli-Freiwürfen sind es einmal mehr nur noch sieben Punkte Rückstand, doch wieder haben die Heat sofort eine Antwort. Haslem trifft nach James-Assist, Miami führt 48:39.

36.: Ein weiterer Stich tief ins Herz der Bulls: Die Uhr läuft gnadenlos runter, Cole lässt mit der Schlusssirene im dritten Viertel noch einen Dreier fliegen, und natürlich sitzt der. 61:42 Heat.

40.: Wenn's scheiße läuft, läuft's scheiße: Einen Pass von Bosh in die Zone liest Teague richtig, spritzt gegen Andersen dazwischen - und tippt die Kugel unfreiwillig in den Korb. So etwas passiert alle Jubeljahre. Klar, dass heute so ein Tag ist. 70:50 Heat.

Chicago Bulls vs. Miami Heat: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: LeBron James. Gegen körperlich überforderte Bulls konnte Mamis Coach Erik Spoelstra vielen Spielern Minuten geben, entsprechend gut verteilt waren die Punkte, Rebounds und Assists. Der einzige, der wie immer seine Zahlen erreichte, war LeBron James. Der MVP spielte 43 Minuten und kam auf 27 Punkte, 7 Rebounds und 8 Assists. 5 Ballverluste sind ein Makel, zum Glück für Miami schlug Chicago aus den insgesamt 17 Ballverlusten des Meisters aber zu wenig Kapital (9 Punkte).

Der Flop des Spiels: Nate Robinson. Kaum jemand spielt mit mehr Herz als der kleine Wirbelwind, doch in Spiel vier war vom Gewirbel Robinsons nicht mehr viel zu sehen. Selbst dem kleinen Energiebündel ging die Kraft aus, seine Würfe fanden ihr Ziel einfach nicht. Nach 12 Fehlversuchen bei null (!) Treffern schüttelte Robinson im dritten Viertel verzweifelt den Kopf, ihm war die Müdigkeit anzusehen. Dazu verursachte er 4 Ballverluste. Bitterer Abend für Robinson.

Analyse: Nach dem Auftaktsieg in Miami geht für die Bulls gegen die Heat nichts mehr zusammen. Von Verletzungen gebeutelt verlässt die gesunden Spieler, die viel zu viele Minuten spielen müssen, zunehmend die Kraft - und gegen den tief und hochklassig besetzten Meister macht sich das mit jedem Spiel stärker bemerkbar.

Und es purzeln die Negativrekorde: In Spiel zwei kassierte der Underdog die deutlichste Pleite der eigenen Playoff-Geschichte, in Spiel vier spielte Chicago nach ohnehin schon schwacher erster Hälfte das schlimmste dritte Viertel.

Mickrige neun Punkte erzielten die Bulls im Abschnitt nach der Halbzeitpause, mit einem Buzzer-Beater von Norris Cole wuchs der Rückstand auf 19 Punkte an (42:61).

Theoretisch wäre damit nach 36 gespielten Minuten noch nichts entschieden gewesen, aber diese Bulls hatten einfach nicht mehr die Kraft zurückzukommen. Oder es überhaupt nur ernsthaft zu versuchen.

Auf seiner verzweifelten Suche nach körperlich fitten Akteuren setzte Coach Tom Thibodeau vermehrt Richard Hamilton und Rookie Marquis Teague ein, All-Star Luol Deng stand zwar auf dem Spielberichtsbogen, bekam aber keine Minuten.

Das Publikum spürte früh, dass hier nichts gehen würde. Dennoch unterstützte es seine Mannschaft, buhte vor allem LeBron James gnadenlos aus und musste am Ende doch einsehen, dass der Meister derzeit mehr Tiefe, mehr Klasse und mehr Fitness besitzt als Chicago.

Am Ende standen für die Gastgeber 65 Punkte und eine Field-Goal-Quote von 25,7 Prozent zu Buche - auch das jeweils Negativrekorde in der Playoff-Geschichte der Bulls.

Der Sieg zum 3-1 in der Best-of-Seven-Serie war für die Heat auf dem Weg in die nächste Runde mit Sicherheit vorentscheidend, es ist kaum vorstellbar, dass sich die Bulls in Spiel fünf noch einmal zurückmelden. Die Heat werden in der heimischen AmericanAirlines Arena alles klar machen - und können im Grunde schon für die Conference Finals planen.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema