Schubser, Nasenbrecher und Trap 2.0

Von Martin Gödderz
Arsene Wenger (l.) und Jose Mourinho (r.) gerieten auch 2014 aneinander
© getty

Arsene Wenger und Jose Mourinho geraten an der Seitenlinie aneinander und verhalten sich im Schluss höfllich, aber patzig. Shannon Briggs und ein Nürnberger Journalist greifen da zu deutlicheren Worten. Und ein italienischer Trainer mutiert zum neuen Giovanni Trapattoni. Unsere fünf größten Video-Aufreger des Jahres.

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Pressekonferenzen können mitunter auch eine etwas dröge Veranstaltung sein, wenn Trainer die x-te Phrase auspacken und alle Beteiligten froh sind, dass die Veranstaltung vorbei ist. Nicht so ist das aber, wenn beispielsweise ein etwas parteiischer "Journalist" oder ein etwas merkwürdiger Alt-Boxer den Ablauf komplett durcheinander bringen.

Noch interessanter werden Pressekonferenzen dann, wenn sie so geführt werden wie die von Giovanni Trapattoni oder wenn zwei Trainer von Weltformat sich auf ihnen wie kleine Schuljungen verhalten. Aufreger gibt es im Sport ja genug.

"FCN, sonst gar nichts!"

Im April kam es zum Bundesliga-Abstiegsduell zwischen dem SC Freiburg und dem 1. FC Nürnberg. Die Breisgauer gewannen am Ende in einem packenden Krimi denkbar knapp mit 3:2. Doch das war nicht alles: Schon während des Spiels gerieten Nürnbergs damaliger Trainer Gertjan Verbeek und Freiburg-Coach Christian Streich aneinander. Beide Übungsleiter sind gemeinhin dafür bekannt, gerne auch mal den Mund aufzumachen.

Unmittelbar nach dem Spiel warf Nürnbergs Trainer seinem Kollegen vor, ihn beleidigt zu haben. Deswegen erschien Verbeek nicht einmal mehr auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Ein sichtlich geladener Christian Streich meinte zunächst auf eben jener PK: "Das ist eine völlige Unwahrheit. Ich habe ihn selbstverständlich nicht beschimpft!"

Auf einen weiteren Vorwurf Verbeeks, er sei für ihn kein Kollege, reagierte Streich emotional und meinte: "Das berührt einen. Es ist völliger Wahnsinn, so etwas zu sagen." Weil Verbeek nicht erschienen war, musste sich der SCF-Trainer alleine den Fragen der Medienvertreter stellen.

Als wäre das alles nicht genug gewesen, löste ein "Journalist" aus Nürnberg noch einen weiteren Eklat aus und sorgte letztendlich für den Abbruch der Pressekonferenz. Ein völlig entnervter Christian Streich murmelte nur noch etwas von fehlendem Niveau in sich hinein. Dann war Schluss.

"Keep it calm, Shannon!"

Wesentlich gelassener als Christian Streich reagierte Wladimir Klitschko auf die Pöbeleien von Kontrahent Shannon Briggs während seiner Pressekonferenz. Der Ukrainer wollte sich eigentlich zu seinem bevorstehenden WM-Kampf gegen Alex Leapai sowie zum politischen Konflikt in seinem Land äußern. Briggs hatte allerdings etwas dagegen.

Der US-Amerikaner, der seinen WM-Kampf gegen Klitschko-Bruder Vitali 2010 verloren hatte, will unbedingt gegen Schwergewichts-Weltmeister Wladimir boxen. Dazu ist sich der mittlerweile 42-Jährige für keine Inszenierung zu schade. So reiste er im April extra aus den USA an, um Klitschkos Pressekonferenz zu stürmen. Dabei brüllte er: "Ich bin der wahre Weltmeister, der Champion des Volkes. Warum kämpft er und nicht ich gegen Klitschko?"

Klitschko selbst blieb ruhig. Er hatte wohl schon eine derartige Showeinlage erahnt und schien nicht sonderlich überrascht, als Briggs die Pressekonferenz unangekündigt unterbrach. "Keep it calm, Shannon", entgegnete Klitschko nur, als Briggs sich schon das T-Shirt vom Leib gerissen hatte und vor den Fotografen posierte.

Klitschko-Konkurrent Leapai blieb nicht ganz so locker und wollte bereits auf Briggs, der den Klitschko-Herausforderer zuvor beleidigt hatte, losgehen. Kurioserweise musste Klitschko seinen eigenen Gegner zurückhalten, damit dieser nicht auf einen möglichen nächsten Gegner einschlägt. Danach meinte Klitschko nur: "Ich mag so ein Verhalten nicht. Ich weiß noch, wo er nach dem Kampf gegen Vitali endete." Kurze Aufklärung: Briggs lag nach dem Kampf 2010 mehrere Tage im Krankenhaus.

Trapattoni Reloaded

Gianmarco Pozzecco war bis zu diesem Sommer Trainer von Orlandina Basket, einem Basketballverein in der zweiten italienischen Liga. Abgesehen davon, dass Pozzecco selbst früher ein starker Point Guard war und 2004 mit der italienischen Nationalmannschaft Olympia-Silber in Athen holte, lässt sich nicht gerade viel sagen über den 42-Jährigen.

Eine Information sollte allerdings nicht außen vor gelassen werden: Pozzecco ist der Prototyp eines Exzentrikers mit der Emotionalität und dem typischen Temperament eines Südländers. So wie es zum Beispiel ein gewisser Giovanni Trapattoni auch hatte. Der ehemalige Bayern-Trainer ist in Deutschland vor allen Dingen wegen seiner Wutrede auf einer Pressekonferenz bekannt.

Nun hat Trap aber einen legitimen Nachfolger, eben jenen Gianmarco Pozzecco. Dabei hatte es Pozzecco nicht einmal auf die eigenen Spieler abgesehen. Er war lediglich leicht enttäuscht über die zuvor erlittene Niederlage und nicht so ganz einverstanden mit dem Verhalten des gegnerischen Trainers nach dem Spiel.

Eines machte der Italiener jedenfalls unmissverständlich klar: Er mag es nicht so gerne zu verlieren. Und noch weniger mag er es, wenn ihm das auch noch unter die Nase gerieben wird.

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