"Die Bayern haben alles richtig gemacht"

Von SPOX
Nihad Djedovic (M.) wechselt zur neuen Saison von Alba Berlin zum FC Bayern Basketball
© getty

Die EuroBasket 2013 in Slowenien (Jeden Tag ein Spiel im LIVE-STREAM FOR FREE bei SPOX) steht vor der Tür. Da darf natürlich eine neue Ausgabe der Triangle Offense nicht fehlen. Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann diskutieren mit Kultkommentator Frank Buschmann, der bei der Europameisterschaft am Mikro sitzen wird, über die Chancen des DBB-Teams, die großen Favoriten und Bayerns neues Megatalent Nihad Djedovic.

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1. Deutschland in Bestbesetzung wäre ein Medaillenkandidat

Florian Regelmann: Deutschland in Bestbesetzung würde die Zwischenrunde erreichen, aber ein Medaillenkandidat? Niemals. Es macht mir beileibe keinen Spaß, hier alles schwarzzumalen, aber wenn ich wetten müsste, würde ich ja wetten, dass Deutschland in der Vorrunde sofort rausgeht. Das Team ist engagiert ohne Ende, zweifellos, aber es ist nüchtern betrachtet einfach so brutal limitiert in seinen Möglichkeiten. Gerade offensiv wird das Spiel für Spiel eine wahnsinnige Herausforderung. Die Mannschaft hat niemanden, der sich seinen eigenen Schuss kreieren kann, der das Team auf seine Schultern nimmt und trägt. Schaffartzik ist am ehesten am Go-to-Guy-Status dran, aber er ist auch jemand, der als zweite, dritte, vierte Option seine Stärken am besten ausspielen kann. Nicht, wenn jeder weiß, dass außer von ihm von kaum jemand Gefahr ausgeht. Wir müssen ehrlich sein: Wir haben phasenweise Lineup-Kombinationen auf dem Feld, die nicht EM-Zwischenrunden-tauglich sind, das reicht einfach nicht. Und was mir zuletzt überhaupt nicht gefallen hat, war die Neigung zur Schönrednerei. Wir hatten beim Supercup dreimal keine Chance, zugegeben, es waren gute Gegner, aber wir hatten keine Chance und hinterher hörte man nur, wie großartig die Leistung wieder war. Sorry, aber das war sie nicht. Wer 20 Mal den Ball wegschmeißt, der hat keine großartige Leistung gebracht. Ende. Die Gruppe mag abgesehen von Frankreich machbar erscheinen, allein mir fehlt der Glaube.

Philipp Dornhegge: Ich bin völlig Deiner Meinung, dass man nichts schön reden sollte. Diese Mannschaft ist nicht besonders stark. Fakt ist aber erstens, dass unsere Gruppe mehr als machbar ist. Das ist ganz klar die leichteste Gruppe der EM. Fakt ist zweitens, dass das gar nicht das Thema ist. Hier geht es darum, was Deutschland mit seiner bestmöglichen Mannschaft leisten könnte, und die sähe mit Nowitzki, Harris, Schröder, Ohlbrecht und vielleicht Kaman ganz anders aus. Dann wären Giffey, Staiger und Co. "nur" die Ergänzungen, und diese Rolle können die Jungs allemal spielen. Wäre das Team ein Medaillenkandidat? So lange Nowitzki mitmischt und mit dem Herz bei der Sache ist - was eigentlich immer der Fall war -, dann ist Deutschland immer ein Medaillenkandidat bei einer EM. Und speziell bei dieser, bei der Pau Gasol fehlt, Italien arg geschwächt ist und auch Russland nicht so toll daherkommt. Etliche Mannschaften haben Ausfälle zu verkraften, wären wir also in Bestbesetzung, hätte ganz bestimmt jeder Gegner Respekt. Ich hoffe sehr, dass sich Harris, Ohlbrecht und Schröder in der NBA etablieren können und sich auf entsprechendem Niveau einpendeln. Dann sollten wir in den kommenden Jahren den unvermeidlichen Rücktritt Nowitzkis wenigstens halbwegs sauber abfedern können.

Frank Buschmann: Wenn wir davon ausgehen, dass Deutschland in Bestbesetzung antreten würde bei der diesjährigen EM, dann würde ich sagen: Ja, das DBB-Team wäre ein Medaillenkandidat. Aber Phil, wenn wir Deutschland theoretisch in Bestbesetzung antreten lassen, müssen wir so fair sein, dass es auch für die anderen Teams gilt. Spanien müsste dann nicht auf Pau Gasol, Serge Ibaka und Juan Carlos Navarro verzichten. Russland hätte Andrei Kirilenko und viele andere. Die Litauer und besonders die Italiener wären in voller Ladung dabei. Und in dem Szenario ist Deutschland nicht zwingend ein Medaillenkandidat, das hat uns die Vergangenheit gelehrt. Bei der EM 2011 in Litauen musste man erkennen, dass selbst mit einem zugegeben müden Nowitzki das Viertelfinale nicht drin war. Zumal wir weiter differenzieren müssen: Wer weiß denn, wie sich Dennis, Elias oder Tim auf europäisches Toplevel als Leistungsträger schon helfen könnten? Sie kennen es nicht, auch nicht vom Klub-Basketball. Es wäre eine unglaubliche Bürde für sie und vielleicht ist es sogar besser, dass sie nicht in Slowenien dabei sind, weil sie als Heilsbringer gehypt werden würden. Daher bleibe ich Berufsoptimist, was die EM 2013 anbelangt. Die Leistungen beim Supercup machten mir Sorgen, vor allem wegen den Ballverlusten. Allerdings lassen sich Turnover auch in kurzer Zeit relativ einfach abstellen oder zumindest nach unten schrauben. Daher bin ich nicht bereit, die Mannschaft abzuschreiben, egal wie viele NBA-Profis fehlen. Ich sehe realistische Chancen auf die Zwischenrunde.

Das DBB-Team in der Kaderanalyse: Wer braucht schon einen Power Forward?

Haruka Gruber: Mir kommt hier die deutsche Mannschaft trotz der vielen Absagen zu schlecht weg. Zu den Top-8-Nationen in Europa fehlt einiges, allerdings sollte man die restliche Konkurrenz nicht stärker reden, als sie ist. Großbritannien und Belgien sind eine Klasse schlechter, die Ukrainer sind ebenfalls kein Überteam. Und Israel mag ein Basketball-Traditionsland sein, aber warum sollen sie so viel stärker sein als unsere DBB-Jungs, wenn bei ihnen Yotam Halperin weiterhin zu den Stützen zählt, obwohl er für die Bayern in der BBL nicht weiter auffiel? Daher bin ich mal ganz verwegen: Deutschland gewinnt vom Frankreich-Auftakt abgesehen alle Spiele und zieht mit einer Niederlage in die Zwischenrunde ein. Von der Parallelgruppe werden sich vermutlich Litauen, Serbien sowie Bosnien, Mazedonien oder Montenegro dafür qualifizieren. Okay, Litauen ist zu stark. Aber ansonsten? Gegen Serbien, das ebenfalls nur in der B-Besetzung antritt, sieht Deutschland immer gut aus. Und ein Überraschungssieg gegen Bosnien, Mazedonien oder Montenegro vorausgesetzt, ist selbst das Viertelfinale nicht komplett illusorisch. Ich sage nicht, dass es so kommt. Aber vor lauter Skepsis sollte auch das mal erwähnt werden. Entsprechend würde ich die These unterschreiben: Selbst ohne Dirk und Kaman, dafür mit Schröder, Harris sowie einer tieferen Big-Man-Rotation mit Daniel Theis und Philipp Neumann wäre Deutschland zumindest ein Viertelfinal-Aspirant. Mit Dirk und Kaman hätte das Ziel ganz klar eine Medaille sein müssen.

These 1: Deutschland in Bestbesetzung wäre ein Medaillenkandidat

These 2: Mit Tibor Pleiß steht und fällt das deutsche Spiel

These 3: Der Geheimfavorit auf den Titel heißt Slowenien

These 4: In Nihad Djedovic steckt ein europäischer Superstar

These 5: Griechenland wird die Negativüberraschung

Der Spielplan der EuroBasket 2013