"Konnte mit NBA-Talenten mithalten"

Von Max Marbeiter
Vasilije Micic kam von KK Mega Vizura zu den Bayern
© getty

Um früher beim FC Bayern sein zu können, verzichtete Vasilije Micic freiwillig auf die WM, nebenher studiert er Jura. Der Serbe ist kein gewöhnlicher Point Guard und soll nun die neuen Bayern anführen. Im Interview spricht Micic über seine Erfahrungen mit NBA-Prospects, Coach Svetislav Pesic und eine mögliche Zukunft in der NBA.

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SPOX: Herr Micic, mittlerweile sind Sie seit einigen Wochen in München. Wie gut haben Sie sich in Ihrer neuen Heimat eingelebt?

Vasilije Micic: Bevor ich hierhergekommen bin, war ich schon aufgeregt. Es ist ja das erste Mal, dass ich außerhalb Serbiens spiele. Dann auch noch bei einem großen Klub, mit großer Tradition, der dazu gerade die deutsche Meisterschaft gewonnen hat. Das bringt auch Verantwortung für mich mit. Schließlich wollen wir den Erfolg wiederholen.

SPOX: Zudem wartet ja auch noch die Euroleague.

Micic: Richtig. Das ist auch eine Premiere für mich. Das wird schon interessant. Aber mit Svetislav Pesic haben wir ja einen sehr erfahrenen Coach. Das wird mir sicherlich helfen. Zumal ich noch nie über einen längeren Zeitraum mit einem derart erfahrenen und erfolgreichen Coach zusammengearbeitet habe.

SPOX: Er war also ein Grund für Ihren Wechsel?

Micic: Definitiv. Ich habe schon viel über ihn gehört. Mein Nationalmannschaftskollege Nemanja Bjelica hat bei Roter Stern Belgrad unter Coach Pesic gespielt und sehr von ihm profitiert. Pesic gab ihm eine Chance und nun ist er einer der besten Spieler Europas auf seiner Position. Bjelica hat mir auch schon ein wenig erzählt, was Pesic erwartet. Er fordert viel, gibt dir jedoch umgekehrt auch viel.

SPOX: Sie sagten bereits, dass Sie vor Bayern nur in Ihrer Heimat Serbien spielten. Hat Ihnen das zu Beginn ein wenig Angst gemacht?

Micic: Angst nicht. In Serbien erwartet jeder von dir, dass du mit 20 Jahren bereits alles weißt. Gerade in Sachen Basketball. Du musst bereits viel Erfahrung gesammelt haben und darfst keine Fehler machen. Ich hatte auch Angebote aus Serbien - von Roter Stern beispielsweise -, aber ich habe meine gesamte Karriere in meiner Heimat verbracht, deshalb sah ich meinen nächsten Schritt im Ausland. Am Ende spielen der Verein und der Coach eine wichtige Rolle.

SPOX: Hat die Tatsache, dass mit Dusko Savanovic zuvor ein weiterer Landsmann verpflichtet worden war, ebenfalls geholfen?

Micic: Auf jeden Fall. Zu hören, dass Dusko kommen und Nihad Djedovic bleiben würde, hat meine Entscheidung noch einmal deutlich erleichtert. Gerade in meinem ersten Jahr ist es sehr wichtig, jemanden zu haben, der auch meine Sprache spricht, der klare Ansagen geben kann. So lassen sich Dinge einfach besser vermitteln, als wenn man Englisch oder eine andere Sprache sprechen müsste.

SPOX: Nimmt Dusko Savanovic also eine Art Mentor-Rolle für Sie ein?

Micic: Durchaus. Gerade während der ersten beiden Wochen hat er mir unglaublich weitergeholfen. Damals war meine Wohnung noch nicht fertig und ich habe im Hotel gewohnt. Dusko und seine Frau haben mir da eine Art Zuhause gegeben. Neben der basketballerischen hat er einfach bereits sehr viel Lebenserfahrung gesammelt - und das ist vielleicht sogar das Wichtigste.

SPOX: Mit Valdimir Stimac hat der FC Bayern einen weiteren Landsmann verpflichtet, der erst kürzlich Vize-Weltmeister geworden ist. Sie hätten ebenfalls in Spanien dabei sein können, richtig?

Micic: Genau. Ich hatte Probleme mit dem Knie, allerdings haben viele Faktoren eine Rolle gespielt. Deshalb habe ich mich während der Vorbereitung dazu entschlossen, nicht an der WM teilzunehmen. Zu dieser Entscheidung stehe ich auch. Diese Saison kann für mich einfach sehr wichtig werden, deshalb wollte ich so früh wie möglich beim Verein sein. Zumal ich noch jung bin und viele Spiele für mein Land machen kann.

SPOX: Es war also keine Entscheidung gegen die Nationalmannschaft.

Micic: Nein, auf keinen Fall. Wir sind eine Basketballnation und da macht es mich jedes Mal sehr stolz, wenn ich für mein Land spielen darf. Diesmal war es einfach eine spezielle Situation. Wie gesagt, ich spiele erstmals im Ausland und habe noch dazu gute Chancen, dort auch Minuten zu bekommen.

SPOX: Haben Sie es dennoch ein wenig bereut, als Serbien dann das Finale erreicht hat?

Micic: Ja, ein wenig schon. Das hatte ja niemand erwartet. Auch nicht in Serbien. Niemand hatte wirklich vertrauen in die Mannschaft, obwohl wir ein wirklich gutes Team mit einem sehr guten Coach haben. Auf der einen Seite habe ich die Silbermedaille verloren, auf der anderen jedoch auch etwas für mich persönlich gewonnen. Entscheidungen muss man immer treffen und diesmal habe ich mich dafür entschieden, nach München zu gehen und von Anfang an beim Team zu sein.

SPOX: Milos Teodosic spielte ein starkes Turnier, hatte im Finale allerdings die erwarteten Probleme...

Micic: Die Stats waren durchaus in Ordnung. Eigentlich ist er jedoch viel besser. Im Viertel- und Halbfinale hat er unglaublich gespielt. In Serbien wird ihm oft vorgeworfen, dass er in wichtigen Spielen nicht seinen besten Basketball spielt, genau das hat er diesmal allerdings getan. Ich bin froh, im Nationalteam an seiner Seite zu spielen und im Training dann auch viele Dinge von ihm lernen zu können. Die guten jedenfalls. Das weniger Gute sollte ich mir natürlich nicht abschauen (lacht)

SPOX: Ist er eine Art Vorbild für Sie? Immerhin ist er der große serbische Point Guard der letzten Jahre.

Micic: Nicht direkt. Er hatte ja auch diese verrückten Momente, in denen er Dinge gemacht hat, die nicht optimal waren. Grundsätzlich ist er für mich jedoch der talentierteste Point Guard in Europa.

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