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NBA Playoffs - Erkenntnisse zu Spiel 5: Die Lakers haben ohne Anthony Davis keine Chance gegen die Warriors

Von Thomas Lehmitz-Artmann
Gary Payton Jr. springt für Kevon Looney in der Starting Five ein.
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Nach der deutlichen 106:121-Niederlage gegen die Golden State Warriors ist für die Los Angeles Lakers ein Superstar das Zünglein an der Waage. Steve Kerr könnte auf der Gegenseite seine beste Starting Five für die Serie endlich gefunden haben. Die Erkenntnisse aus Spiel 5.

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Außerdem: Was machen die Lakers ohne ihre geliebten Freiwürfe? Und: Die Superstars der Dubs haben auch nach dieser Saison noch einiges im Tank.

Darvin Ham hat auf die Flopping-Vorwürfe von Steve Kerr reagiert.
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NBA Playoffs: Die Los Angeles Lakers brauchen ihre Freiwürfe

Darvin Ham hatte die Schnauze voll. Nach einem No-Call mit sehr viel Kontakt an Dennis Schröder zum Ende des ersten Viertels musste der Lakers Coach etwas klarstellen. "Wir trainieren hier kein Flopping", knurrte Ham in das Mikro von TNT. Klar, es war ärgerlich, dass Schröder keinen Foulpfiff bekam.

Viel ärgerlicher war allerdings, dass die Schiedsrichter eher generell die Pfeife ruhen ließen (außer dieser seltene 5-Sekunden-Pfiff gegen LeBron James). Das ist nämlich nicht gut für das physische Spiel der Lakers. Vor allem Anthony Davis attackiert gerne und sucht den Weg an die Linie. Doch der Dank für sein aggressives Spiel waren diesmal eher Offensiv-Fouls als einfache Punkte an der Linie. So hatte es der wichtige Anker im Spiel von Los Angeles extrem schwer.

Nur 15-mal durften die Lakers in Spiel 5 an die Linie - die gleiche Anzahl an Freiwürfen, welche auch die Sprungwurf-lastigeren Warriors bekamen. 103 Freiwürfe gab es bis dato insgesamt für LA in der Serie - nur 51 für Golden State. Dabei sind die Lakers das Team, das in der regulären Saison am häufigsten an die Linie durfte und die Warriors das mit den wenigsten Freebies.

Ein weiterer Aspekt der No-Calls sind die daraus resultierenden Ballverluste - eigentlich eine Parade-Schwäche der Warriors. Doch die Lakers warfen den Ball diesmal genauso häufig weg wie Golden State. Ham wollte das Spiel schnell machen. "Wir sind 12 Punkte hinten. Wir müssen noch schneller spielen", trug er seiner Mannschaft auf. Dafür saß auch der starke Verteidiger, aber schwache Schütze Jarred Vanderbilt viel auf der Bank. Doch ein Shootout mit dem Chefkoch ist selten von Erfolg gekrönt. So waren die Dubs bei gleicher Turnover-Zahl (14) einfach treffsicherer.

Die Lakers sind bei ihrer Spielweise auf Pfiffe angewiesen. Der Davis aus der Bubble, der die Lakers per Sprungwurf zur Meisterschaft geballert hat ist Geschichte. Nun müssen die Lakers wieder den Weg an die Linie finden, sonst kann die Serie noch kippen. Denn an der eigenen Aggressivität will Purple and Gold nichts ändern. "Wir haben keine Angst vor physischem Kontakt", erklärte James nach dem Spiel den Journalisten. "Wir mögen ihn sogar. Wir müssen weiter aggressiv bleiben."

Gary Payton Jr. springt für Kevon Looney in der Starting Five ein.
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NBA Playoffs: Warriors-Coach Steve Kerr könnte die Starting Five der Serie gefunden haben

Physisches Spiel liegt auch Draymond Green, der einige gute Aktionen gegen AD hatte. Ein Steal hier, ein Offensiv-Foul da und auch ein bisschen Trash Talk. Das Matchup war zumindest diesmal ein Schlüssel für die Warriors. Kevon Looney scheint immer noch nicht bei 100 Prozent zu sein und so rückt eben Draymond auf die Center-Position. "Wir wollen AD vom Korb weghalten. Ich finde, das ist Dray und uns ganz gut gelungen", plauderte Curry den offensichtlichen Gameplan aus.

Dadurch rückte wie schon im letzten Spiel Gary Payton Jr. in die Starting Five. Seine 13 Punkte und 6 Rebounds lesen sich ordentlich. Doch vor allem der getroffene Dreier dürfte Coach Kerr gefallen haben. Nach dem Experiment mit JaMychal Green in Spiel 2 und Spiel 3 könnte der Meister-Trainer nun endlich seine erste Fünf für den Rest der Serie gefunden haben.

Auch wenn es sicherlich gut tut, eine Rebound-Monster-Option wie Looney auf der Bank zu haben. Vielleicht ändert Kerr seine Aufstellung auch noch einmal. Vertrauen in den Trainer ist auf jeden Fall da. "Unser Coach ist einer der größten Gewinner in der Geschichte der NBA und du verlässt dich auf ihn in solchen Situationen", betonte Draymond.

Anthony Davis musste Spiel 5 vorzeitig auf einem Rollstuhl verlassen.
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NBA Playoffs - Verletzungen: Lakers ohne Anthony Davis chancenlos

So gut Green auch verteidigt, Davis ist für die Warriors in dieser Serie schwer zu stoppen. Bei fast jedem Sieg von LA war Davis der alles überragende Mann. Nicht ohne Grund steht es immer noch 3-2 für die Lakers. Ham dürfte das Herz in die Hose gerutscht sein, als er erfuhr, dass Davis nach einem Schlag auf die Schläfe mit dem Rollstuhl abtransportiert werden musste. Umso größer dürfte die Erleichterung gewesen sein, als die Entwarnung des medizinischen Personals kam. Es besteht wohl keine Gefahr einer Gehirnerschütterung.

Eine Restgefahr besteht dennoch. Das nächste Spiel ist schließlich schon am Freitag. Das sind 48 Stunden, um wieder fit zu werden. Das hauseigene Concussion-Protocoll der NBA sieht vor, dass ein Spieler nach einem Zusammenstoß am Kopf physisch fit sein muss. Sollte eine Gehirnerschütterung festgestellt werden, muss jedes noch so kleine Anzeichen einer Beeinträchtigung zum Spielausschluss führen.

Vor allem ein Blick auf die lange Krankenakte der Braue ist selbst für hartgesottene Lakers-Fans eine Horrorgeschichte. Seine nur 56 Spiele diese Saison waren wohl auch ein Mitgrund, warum Davis nicht in ein All-NBA-Team gewählt wurde. Zwischenzeitlich sah er nämlich wie der dominanteste Spieler der Liga aus.

Ein erneuter Ausfall wäre für die Lakers ein herber Rückschlag. Ohne AD fehlt die nötige Durchschlagskraft. 21,5 Punkte, 13,5 Rebounds und 3,4 Blocks pro Spiel würden an allen Ecken und Enden fehlen. Die Lakers brauchen Anthony Davis, um überhaupt eine Chance gegen die Warriors zu haben.

Steve Kerr glaubt an seine Superstars.
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NBA Playoffs: Die Superstars der Warriors sind noch nicht am Ende

Denn die Dubs haben gezeigt, dass immer noch mit ihnen zu rechnen ist. "Immer wenn es nicht läuft, erinnerst du dich an deine Grundlagen, daran, was du schon erreicht hast", gab sich Green selbstbewusst. Steve Kerr wies einen Vergleich mit der Dokumentation "The Last Dance" der Chicago Bulls von 97/98 allerdings entschieden von sich. "Damals war das ganze Bulls-Team leer. Emotional, mental. Wir waren ausgelaugt. Das sehe ich hier gar nicht. Ich glaube, diese Jungs - Steph, Klay, Draymond - die kommenden Jahre noch jede Menge im Tank."

Nach der Vorstellung am Donnerstag in Spiel 5 mag man ihm Glauben schenken. Curry entschied die Partie mit einem unwiderstehlichen Scoring-Run und erzielte in einer Druck-Phase der Lakers 7 Punkte am Stück. Green zeigte sich so Punkte-geil wie nur selten: 20 Zähler standen zur Belohnung auf dem Statistikbogen.

Nur das Shooting von Klay Thompson bereitete Sorgen. 3/12 FG und nur 2/6 Dreier ist eine magere Ausbeute für den Splash Brother. Doch Green weiß um die Qualitäten von Thompson. "Er ist auch gefährlich, wenn er nicht trifft und bindet immer einen Mann an sich", erklärte Green. "Hoffentlich sinken sie jetzt von ihm ab", wünschte sich Dray mit einem Augenzwinkern. Denn heißlaufen könne Thompson jederzeit. Er sei schließlich einer der besten Schützen, die es jemals gegeben hat. Zusammen mit der durchwachsenden Leistung von Jordan Poole (11 Punkte, 5/14 FG, 1/6 Dreier) ist auf jeden Fall noch jede Menge Luft nach oben für die Dubs.

Ansonsten zieht halt wieder Andrew Wiggins den Karren aus dem Dreck. Der Kanadier erledigt still und leise seine Arbeit. Supereffiziente 25 Punkte (10/18 FG) hatte Wiggins auf dem Konto. Ein Sonderlob gab es vom Coach. "Ich glaube, dass war der beste Wiggins , den wir seit seiner Pause gesehen haben", freute sich Kerr über die Leistung.

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