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NBA, Dallas Mavericks - Fragen zum Debakel der Mavs: Wie kommen Doncic und Co. aus diesem Schlamassel wieder raus?

Von Robert Arndt
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Die Dallas Mavericks haben die Postseason verpasst und steuern auf eine turbulente Offseason zu. Was passiert mit Kyrie Irving? Wie werden die Mavs wieder ein Contender in der Western Conference? Es schweben zahlreiche Fragezeichen über der Franchise.

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Zahlreiche Free Agents, ein alternder Kader und ein Superstar, der langsam ungeduldig werden könnte. Wir haben die wichtigsten Fragen zu den Mavs zusammengefasst und uns auf die Suche nach Antworten begeben.

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Dallas Mavericks: Warum ist die Saison so enttäuschend verlaufen?

Vielen war bewusst, dass diese Saison womöglich nicht so erfolgreich wie im Vorjahr verlaufen würde. Der (unnötige) Abgang von Jalen Brunson riss ein Loch in den Kader, welches zu keinem Zeitpunkt gestopft werden konnte. Intern ruhten die Hoffnungen darauf, dass Tim Hardaway Jr. nach langer Verletzung die Rolle als dritter Guard ausfüllen würde können, das entpuppte sich jedoch nur als Wunschtraum. THJ hatte seine Momente, war aber vor allem eines - nicht konstant.

Blickt man auf die Leistungen von Brunson, müssen sich die Mavs absolutes Missmanagement eingestehen, auch wenn Mark Cuban mit seinem Rundumschlag versuchte, davon abzulenken. Letztlich verdrehte der Owner die Fakten zu seinem Gunsten. War es nicht er, der vor der Offseason tönte, dass man Brunson halten werde? Und selbst wenn man schon im Januar wusste, dass Brunson gehen würde, warum fädelte man zur Deadline keinen Deal ein?

Es sollte sich rächen, dass Dallas seinen Platz im Kader überhaupt nicht besetzte. Das "große" Signing der Offseason, JaVale McGee, war schon nach wenigen Wochen aus der Rotation gepurzelt, Aushilfslösungen wie Facundo Campazzo oder Kemba Walker fruchteten ebenso wenig.

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Auch der Trade für Christian Wood brachte nicht die gewünschten Resultate. Der Big Man hatte offensiv starke Phasen, konnte aber nie das Vertrauen von Head Coach Jason Kidd erlangen. Der einzige Lichtblick der Offseason war das Ziehen von Jaden Hardy in der zweiten Runde. Der Guard machte unter schwierigen Voraussetzungen und ebenfalls schwankenden Minuten das Beste aus seiner Situation und dürfte für die Planungen der Mavs eine durchaus gewichtige Rolle spielen.

Womöglich wird er irgendwann Luka Doncic etwas entlasten können. Es war das große Thema der Spielzeit. Der Slowene war lange Zeit das Mädchen für alles in der Offensive der Mavs. Sobald er auf der Bank saß oder gar pausieren musste, fiel das Kartenhaus wie befürchtet in sich zusammen.

Dabei half auch wenig, dass zahlreiche Schlüsselspieler sich Verletzungen zuzogen. Maxi Kleber verpasste die halbe Saison mit einer Oberschenkelverletzung, für ihn gab es im Kader keinen Ersatz, dazu konnte er seine Form der Vorsaison nicht mehr erreichen. Dass beinahe zeitgleich Dorian Finney-Smith einige Wochen pausieren musste, war ein weiteres Problem, da in Sachen Defense kaum noch Qualität im Kader war.

Und trotzdem war dieses Team so gut, dass es kurz vor der Trade Deadline mit einer positiven Bilanz Platz sechs im Westen belegte - bevor das Front Office der Mavs eine überraschende Entscheidung traf, welche die Franchise in ihren Grundfesten erschüttern sollte ...

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Dallas Mavericks: War der Trade für Kyrie Irving ein Fehler?

Durch den Trade für Irving wurden nicht nur Finney-Smith und Spencer Dinwiddie geopfert, sondern auch ein First Rounder (2029), welchen man womöglich später in einem großen Trade-Paket hätte verwenden können. Schon zum Zeitpunkt des Trades war klar, dass dies ein gewaltiges Risiko für die Mavs sei, insbesondere da Irving im Juli ohne jeglichen Gegenwert die Franchise wieder verlassen könnte.

Während seiner kurzen Zeit in Dallas sprach Irving nie über seine Zukunft, stattdessen verwies der Guard auf das Saisonende. Dann wolle er sich zu seinen nächsten Schritten äußern. Das passierte jedoch nicht, Irving schwänzte die Abschluss-PK und stand den wartenden Journalisten für keine Frage zur Verfügung. Seine Zukunft bleibt ein Rätsel ...

Letztlich lässt sich nicht genau eruieren, ob er und Doncic zusammen funktionieren können. Das Duo stand lediglich 444 Minuten zusammen auf dem Feld und hatte die zu befürchtenden Startschwierigkeiten (Net-Rating: +4,2). Dass sich dann beide Stars beinahe zeitgleich verletzten, half der Sache kaum. Sowohl Doncic als auch Irving wirkten im Endspurt nicht wirklich fit, auch wenn sich beide, so lange sie durften, gegen das drohende Aus wehrten.

Aber auch das gehört eben dazu, wenn man für Irving tradet. Neben all seinen Eskapaden neben dem Feld hat Irving seit Cleveland-Zeiten keine 70 Spiele mehr in einer Saison absolviert. Oft sind es kleinere Wehwehchen, die seinen Rhythmus immer wieder brechen. Mit nun 31 Jahren besteht auch wenig Hoffnung, dass dies in Zukunft besser wird.

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Dallas hat sich so eine eigene Falle gestellt. Eine Verlängerung von Irving ist beinahe alternativlos, da die Mavs ihn nicht gleichwertig ersetzen können. Ein Ausweg wäre ein Sign-and-Trade-Deal, immerhin hat sich Irving in seinen zwei Monaten in Dallas nichts zu schulden kommen lassen und lieferte im Prinzip das, was man von ihm erwarten konnte. Entsprechend erklärte auch Cuban, dass man Kyrie behalten wolle, nannte aber keinen Preis. Laut Marc Stein könnten sich die Mavs einen Deal über drei bis vier Jahre vorstellen.

Dennoch: Welches Team ist (außer vielleicht den Lakers) so verzweifelt auf die Dienste von Kyrie angewiesen? Die Antwort kann eigentlich nur Dallas heißen und es darf befürchtet werden, dass die Mavs dem All-Star einen Vertrag geben, den sie später einmal bereuen. Die ohnehin schon hohen Opportunitätskosten könnten damit noch einmal ungleich ansteigen. Zur Erinnerung: Irving könnte bis zu 273 Millionen Dollar für fünf Jahre fordern, andere Teams können vier Jahre und 210 Millionen anbieten.

Kyrie Irving: Seine Statistiken bei den Dallas Mavericks

SpieleMINPTSFG%3P%REBAST
2038,227,051,039,25,06,0
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Dallas Mavericks: Welche Entscheidungen stehen in der Offseason an?

Irving überschattet natürlich alles, aber auch das Thema Christian Wood dürfte in Dallas kontrovers diskutiert werden. Auch vor dem Start der Free Agency könnte der Big Man für bis zu 77 Millionen Dollar über vier Jahre unterschreiben und war zumindest im Januar nicht abgeneigt. Stattdessen hakte es von Seiten der Mavs, welche Wood, wenn überhaupt, lieber einen kürzeren Vertrag geben würden.

Wie für Irving investierten die Texaner auch in Wood einen (niedrigen) First Rounder, die Resultate waren sehr durchwachsen. Coach Kidd scheint kein Fan des 27-Jährigen zu sein, der zwar offensiv enorm talentiert ist, aber nicht gerade mit dem höchsten Basketball-IQ glänzen kann. Defensiv wechselten sich Licht und Schatten ab, ein defensives Plus war er definitiv nicht. Auch bei ihm wird sich die Frage stellen, was die Alternative wäre. Gute Flügelspieler, die Dallas braucht, sind via Free Agency nur in den seltensten Fällen verfügbar.

Mit Dwight Powell, Frank Ntilikina, Markieff Morris, Theo Pinson sowie Justin Holiday gibt es noch fünf weitere Free Agents, wobei mit Ausnahme von Powell alle ersetzt werden können. Powell sollte natürlich kein Starter sein, aber als Backup und Leader in der Kabine hat er womöglich noch einen gewissen Wert. Klar ist aber auch, dass er wohl eher für das Minimum bleiben könnte. Der Vertrag von Reggie Bullock (noch 10,5 Mio.) ist bis zum 28. Juni nur zur Hälfte garantiert.

Dallas Mavericks: Diese Verträge laufen über den Sommer

Spieler (Alter)23/2424/2525/2626/27
Luka Doncic (24)40,143,046,049,0*
Tim Hardaway Jr. (30)17,916,2UFA-
Davis Bertans (31)17,016,0***UFA-
Reggie Bullock (32)10,5***UFA--
Maxi Kleber (31)11,011,011,0UFA
JaVale McGee (35)5,76,0*UFA-
Josh Green (22)4,8RFA--
Jaden Hardy (20)1,72,0***--

* Spieler-Option, *** nicht oder nur in Teilen garantiert; alle Angaben in Mio. Dollar

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Wie erreicht Dallas wieder das Konzert der Großen?

Nun, vieles hängt natürlich von der Personalie Irving ab, doch was die Mavs unabhängig davon benötigen, sind Akteure, welche auf beiden Seiten des Feldes zumindest solide sind. Josh Green zeigte in dieser Hinsicht gewisse Ansätze, viel mehr gab der Kader zuletzt nicht her und die Möglichkeiten, sich zu verbessern, sind ebenfalls äußerst begrenzt.

Mit dem Irving-Trade wurden wichtige Assets abgegeben, es verbleiben für Trades eigentlich nur Green und Hardy. Die faulen Äpfel Hardaway und Bertans wird Dallas ohne Aufpreis nicht verhökern können (Ausnahme: Der klassische Tausche-Problem-gegen-Problem-Trade). Vermutlich war auch das ein Faktor bei der Entscheidung, um jeden Preis Platz zehn in der Lottery zu sichern.

Doch auch das bleibt nach dem Ende der Saison ein Vabanquespiel, denn ...

Aber auch das wäre für einen Superstar-Trade vermutlich zu wenig, wenn man bedenkt, dass selbst Rudy Gobert satte fünf First Rounder kostete. Dallas' Moves müssen jetzt sitzen, aber auch ein Top-10-Pick ist meist nicht bereit, sofort einem ambitionierten Team zu helfen. Es braucht einen defensivstarken Perimeterspieler und wohl auch einen mobilen Center, der den Ring einigermaßen beschützen kann. Die Offense sollte mit Doncic (und Irving) nicht das Problem sein, aber wie es sich schon im Schlussspurt zeigte: So talentiert man offensiv ist, ist es schwer Abend für Abend 125 Punkte zu kassieren und dennoch zu gewinnen.

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Dallas Mavericks: Wann wird Luka Doncic unruhig?

Vermutlich ist er es schon und dafür muss man gar kein großer Experte für Körpersprache sein. Die PKs des Slowenen waren teils deprimierend, auf dem Feld fehlte bisweilen die gute Laune und Doncic gab selbst zu, dass er "frustriert" sei, auf und neben dem Feld. Auch seine Worte über Brunson ("Ich vermisse ihn. [...] Der Zusammenhalt ist nicht so wie letztes Jahr.") ließen aufhorchen.

Laut Tim MacMahon (ESPN) war aber auch Doncic daran beteiligt, dass Dallas sich auf Irving einließ - mit allen Konsequenzen. In der Vergangenheit hatte der 24-Jährige kein Interesse an Personalentscheidungen, das soll sich inzwischen geändert haben. Die eigene Mittelmäßigkeit trotz MVP-würdiger Saison mag hierbei auch eine Rolle gespielt haben.

"Er ist gerne bei uns", versicherte Cuban, sagte aber auch, dass sich die Franchise das verdienen müsse. In den vergangenen Jahren hat Dallas dafür aber sehr wenig getan (hier gibt es alle Moves der Doncic-Ära) und ein klarer Weg zum Dunstkreis der Titelanwärter ist nur von den kühnsten Optimisten zu erkennen.

Luka Doncic: Seine Stats für die Dallas Mavericks

SaisonSpieleMINPTSFG%3P%REBAST
18/197232,221,242,732,77,86,0
19/206133,628,846,331,69,48,8
20/216634,327,747,935,08,08,6
21/226535,428,445,735,39,18,7
22/236636,232,449,634,28,68,0
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Doncics Vertrag läuft zwar noch bis 2027, ein Jahr zuvor kann der Superstar aber bereits aus seinem Vertrag aussteigen. Somit bleiben Dallas wohl noch rund 1,5 Jahre, um ein konkurrenzfähiges Team aufzustellen, bevor man die Frage nach einem möglichen Rebuild inklusive Doncic-Trade stellen muss. Doncic mag loyal sein, aber eben auch jemand, der es hasst, zu verlieren.

Gemäß ESPN könnte Doncic schon 2024 einen Trade in Betracht ziehen, wenn sich die Situation in Big D nicht verbessert. Auf seiner Abschluss-PK dementierte Doncic dies aber: "Ich habe das gesehen, aber ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich habe so etwas nicht gesagt", stellte Doncic klar und erklärte, dass er glücklich in Dallas sei - allerdings auch mit einer Einschränkung.

"Es müssen sich Dinge verändern", sagte Doncic, ohne dabei explizit auf Probleme einzugehen. "Wir waren in den Conference Finals, hatten Spaß und einen tollen Zusammenhalt", schwelgte Doncic. Ob die Mavs es schaffen, dies wiederherzustellen? Man mag es im Moment kaum glauben.

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