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NBA - "Unbegreiflich": Wie ein Midseason-Trade Popovich zur Weißglut brachte

Von Philipp Jakob
Gregg Popovich ist seit 1996 der Head Coach der San Antonio Spurs.
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Die diesjährige Trade Deadline (9. Februar) nähert sich mit großen Schritten, da lohnt sich die kleine Erinnerung: Richtig oft gibt es Game-Changer während der Saison nicht. Aber manchmal eben schon ... hier kommt unser Ranking!

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Blockbuster-Trades während der Saison gab es in der Liga-Historie natürlich schon einige. Wir müssen gar nicht so lange zurückblicken, um ein paar Mega-Deals zu finden, da reicht schon der Name James Harden.

Im Januar 2021 sicherten sich die Brooklyn Nets in einem Trade mit den Rockets ihre neue Big Three um Harden, Kevin Durant und Kyrie Irving. Mit etwas weniger Verletzungspech in den Playoffs 2021 hätte das vielleicht sogar für den Titel und damit eine Platzierung sehr weit vorne in diesem Ranking gereicht. Doch es kam bekanntermaßen anders.

Nur ein Jahr später gab es den nächsten Harden-Blockbuster, dieses Mal wechselte der Bärtige im Tausch für Ben Simmons nach Philadelphia. Noch hat sich dieser Deal weder für die Sixers noch für die Nets in etwas Zählbares verwandelt, das kann aber ja noch kommen.

Andere Midseason-Trades haben sich dagegen sehr schnell für ihre Teams ausgezahlt. Wir haben die Top 15 der besten Deals für Euch zusammengestellt.

Jae Crowder
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Platz 15: JAE CROWDER zu den Heat (2020)

Der Trade in der Übersicht:

  • Miami Heat erhalten: Jae Crowder, Solomon Hill, Andre Iguodala (alle von den Grizzlies)
  • Memphis Grizzlies erhalten: Dion Waiters, Justise Winslow (beide von den Heat), Gorgui Dieng (Wolves)
  • Minnesota Timberwolves erhalten: James Johnson (Heat)

Auf den ersten Blick ging es bei dem Deal vor allem um Andre Iguodala, der für die Grizzlies nach seinem Trade aus Golden State kein einziges Spiel absolviert hatte, aber Crowder hatte den größeren Einfluss.

Vor allem in der Bubble lief der Forward heiß und entpuppte sich als bärenstarke Stretch Four für Miami. Die Heat erreichten sensationell die Finals, danach wechselte Crowder prompt für viel Geld zu den Suns. Dort wartet er mittlerweile auf den nächsten Trade ...

DeMarcus Cousins, Anthony Davis
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Platz 14: DEMARCUS COUSINS zu den Pelicans (2017)

Der Trade in der Übersicht:

  • New Orleans Pelicans erhalten: DeMarcus Cousins, Omri Casspi
  • Sacramento Kings erhalten: Tyreke Evans, Langston Galloway, Buddy Hield, 2017er Erstrundenpick (Zach Collins), 2017er Zweitrundenpick (Frank Mason III)

Während des All-Star Games erfuhr Boogie, dass er getradet wurde. Zwei Wochen zuvor hatte Sacramento noch erklärt, Cousins sei nicht zu haben. Dann aber änderten die Kings doch noch ihre Meinung, vielleicht auch deshalb, weil Teambesitzer Vivek Ranadive damals in Hield einen zweiten Stephen Curry sah.

Doch zurück zu Cousins und den Pelicans. Im Big Easy räumte der Center für eine magische Saison gemeinsam mit Anthony Davis ab, viel roch nach Traumduo. Doch im Januar 2018 riss sich DMC die Achillessehne und wurde nie wieder der Alte.

Marc Gasol
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Platz 13: MARC GASOL zu den Raptors (2019)

Der Trade in der Übersicht:

  • Toronto Raptors erhalten: Marc Gasol
  • Memphis Grizzlies erhalten: C.J. Miles, Jonas Valanciunas, Delon Wright, 2024er Zweitundenpick

Über viele Jahre war der Spanier die Franchise-Ikone schlechthin in Memphis, doch 2019 endete eine Ära und er stimmte einem Trade zu.

Nutznießer waren die Raptors, die einer ohnehin starken Defense ein weiteres Ass hinzufügten. Gasol überragte unter anderem in den Playoffs gegen Joel Embiid - und Toronto marschierte angeführt von Kawhi Leonard zum Titel.

Jason Kidd
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Platz 12: JASON KIDD zu den Mavericks (2008)

Der Trade in der Übersicht:

  • Dallas Mavericks erhalten: Jason Kidd, Malik Allen, Antoine Wright
  • New Jersey Nets erhalten: Devin Harris, DeSagana Diop, Keith Van Horn, Maurice Ager, Trenton Hassell, 2008er Erstrundenpick (Ryan Anderson), 2010er Erstrundenpick (Jordan Crawford)

Als mehrmaliger All-Star kehrte Kidd zurück zu dem Team, das ihn einst gedraftet hatte, unter anderem für Devin Harris.

Es dauerte zwar ein wenig, aber 2011 folgte auch dank Opa Kidd (und dank eines gewissen Dirk N.) der Durchbruch und die Mavericks gewannen den ersten und bisher einzigen Titel ihrer Franchise-Geschichte.

Damian Lillard
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Platz 11: Blazers werden GERALD WALLACE los (2012)

Der Trade in der Übersicht:

  • New Jersey Nets erhalten: Gerald Wallace
  • Portland Trail Blazers erhalten: Mehmet Okur, Shawne Williams, 2012er Erstrundenpick (Damian Lillard)

Erst auf den zweiten Blick ist dieser Deal signifikant. Die Blazers erhielten für Wallace damals einen Erstrundenpick, da Brooklyn dachte, es gebe im Draft 2012 höchstes fünf gute Spieler.

Portland pickte dann an Position sechs einen gewissen Damian Lillard. Das hat sich wohl gelohnt ...

Carmelo Anthony
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Platz 10: CARMELO ANTHONY zu den Knicks (2011)

Der Trade in der Übersicht:

  • New York Knicks erhalten: Carmelo Anthony, Chauncey Billups, Renaldo Balkman, Anthony Carter, Shelden Williams, 2016er Erstrundenpick (Jakob Pöltl, alles von den Nuggets), Corey Brewer (Wolves)
  • Denver Nuggets erhalten: Danilo Gallinari, Wilson Chandler, Raymond Felton, Timofey Mozgov, 2014er Erstrundenpick (Dario Saric), 2016er Erstrundenpick (Jamal Murray) und zwei Zweitrundenpicks (alles von den Knicks), Kosta Koufos (Wolves)
  • Minnesota Timberwolves erhalten: Eddy Curry, Anthony Randolph, Cash (alles von den Knicks), 2015er Zweitrundenpick (Richaun Holmes, von den Nuggets)

Die Knicks opferten ihren halben Kader, um Melo zu bekommen. Der hätte theoretisch auch ein halbes Jahr später in der Free Agency wechseln können, wollte aber unbedingt sofort in den Big Apple. Man hatte Großes vor.

Der Erfolg nach dem Melo-Drama hielt sich allerdings sehr in Grenzen. Bis zum Sommer 2017 gewannen die Knicks mit Melo genau eine Playoff-Serie. Seither lief Anthony bereits für vier weitere Teams auf, aktuell wartet er noch auf ein neues Angebot.

Andrew Bogut
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Platz 9: ANDREW BOGUT zu den Warriors (2012)

Der Trade in der Übersicht:

  • Golden State Warriors erhalten: Andrew Bogut, Stephen Jackson
  • Milwaukee Bucks erhalten: Monta Ellis, Kwame Brown, Ekpe Udoh

Monta Ellis oder Stephen Curry? Die Warriors mussten damals eine Entscheidung treffen, einer der beiden Guards musste gehen. Angeblich entschieden sich die Bucks nach dem Blick in Currys Krankenakte für Ellis. Was für ein Glück für die Dubs, die damit die Zügel in die Hände von Curry legten.

Und in Bogut erhielten sie den Defensiv-Anker, der 2015 essenziell für den ersten Franchise-Titel seit etlichen Jahren war. 2016 wurde er zu den Mavs getradet, um Platz für Kevin Durant zu machen.

Isaiah Thomas
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Platz 8: ISAIAH THOMAS zu den Celtics (2015)

Der Trade in der Übersicht:

  • Boston Celtics erhalten: Isaiah Thomas (Suns), Jonas Jerebko, Gigi Datome (beide von den Pistons)
  • Phoenix Suns erhalten: Marcus Thornton, 2016er Erstrundenpick (Skal Labissière, beide von den Celtics)
  • Detroit Pistons erhalten: Tayshaun Prince (Celtics)

Die Suns gingen mit viel zu vielen Guards in die Saison, IT - erst im Sommer aus Sacramento gekommen - wurde schnell unglücklich. In Boston erhielt er eine neue Chance und die nutzte er.

Bei den Celtics avancierte Thomas umgehend zum Publikumsliebling und spielte sich 2016/17 sogar in die MVP-Konversation. Dann allerdings wurde er für Kyrie Irving weitergetradet und Verletzungen machten seinen Karriereplänen einen Strich durch die Rechnung.

Baron Davis
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Platz 7: BARON DAVIS zu den Cavaliers (2011)

Der Trade in der Übersicht:

  • Cleveland Cavaliers erhalten: Baron Davis, 2011er Erstrundenpick (Kyrie Irving)
  • L.A. Clippers erhalten: Mo Williams, Jamario Moon

Dieser Trade steht hier weder wegen Davis, noch wegen Williams. Natürlich geht es um den Erstrundenpick, den die Clippers mit nach Cleveland schickten, um den Vertrag von Davis loszuwerden. Sie verzichteten dabei komplett auf Protections ...

Das sollte sich rächen. Wenig später gewannen die Clippers die Lottery - trotz einer 2,8-prozentigen Chance auf den Top-Pick -, mussten ihr Auswahlrecht aber eben an die Cavs abtreten. Der Nr.1-Pick? Ein gewisser Kyrie Irving!

Dikembe Mutombo
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Platz 6: DIKEMBE MUTOMBO zu den Sixers (2001)

Der Trade in der Übersicht:

  • Philadelphia 76ers erhalten: Dikembe Mutombo, Roshown McLeod
  • Atlanta Hawks erhalten: Toni Kukoc, Nazr Mohammed, Theo Ratliff, Pepe Sánchez

Die Sixers hatten zwar die beste Bilanz der Liga, aber vor kurzem Center Theo Ratliff an eine Hüftverletzung verloren. Es sollte also Ersatz her - und dieser Ersatz hieß Mutombo.

Atlanta wollte dafür lediglich den verletzten Ratliff haben, der allerdings auch den Großteil der nächsten Saison verpasste. Kukoc war längst nicht mehr in seiner Prime. Für Philly lohnte sich der Deal: DPOY Mutombo und MVP Allen Iverson führten die Sixers in die Finals!

Kevin Johnson
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Platz 5: KEVIN JOHNSON zu den Suns (1988)

Der Trade in der Übersicht:

  • Phoenix Suns erhalten: Kevin Johnson, Tyrone Corbin, Mark West, 1988er Erstrundenpick (Dan Majerle), 1988er Zweitrundenpick (Dean Garrett), 1989er Zweitrundenpick (Greg Grant)
  • Cleveland Cavaliers erhalten: Larry Nance, Mike Sanders, 1988er Erstrundenpick (Randolph Keys)

In Mark Price hatte Cleveland schon einen starken Point Guard, trotzdem wurde KJ im Draft 1987 an Position 7 gedraftet - und wenige Monate später direkt wieder abgegeben.

In Phoenix avancierte Johnson zum mehrfachen All-Star. Mehr noch: Ein Pick, der mit ihm zu den Suns getradet wurde, war Dan Majerle - und beide Spieler waren essenziell, als Phoenix 1993 die Finals erreichte.

Rasheed Wallace
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Platz 4: RASHEED WALLACE zu den Pistons (2004)

Der Trade in der Übersicht:

  • Detroit Pistons erhalten: Rasheed Wallace (Hawks), Mike James (Celtics)
  • Atlanta Hawks erhalten: Chris Mills (Celtics), Bob Sura, Zeljko Rebraca, 2004er Erstrundenpick der Bucks (Josh Smith, alle von den Pistons)
  • Boston Celtics erhalten: Chucky Atkins, Lindsey Hunter, 2004er Erstrundenpick (Tony Allen, alle von den Pistons)

Erst kurz zuvor wurde Wallace in einem Deal für unter anderem Shareef Abdur-Rahim und Theo Ratliff von den Blazers zu den Hawks verfrachtet. Portland wollte die berüchtigten "Jail Blazers" aufsprengen. In Atlanta verbrachte Sheed dann ganze zehn Tage, bevor er in einem Drei-Team-Trade nach Detroit weitergeleitet wurde.

Dort verbreitete er gemeinsam mit Ben Wallace Angst und Schrecken. Die Pistons sicherten sich als großer Außenseiter den Titel 2004 und hätten im Jahr danach beinahe den Repeat geschafft.

Clyde Drexler
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Platz 3: CLYDE DREXLER zu den Rockets (1995)

Der Trade in der Übersicht:

  • Houston Rockets erhalten: Clyde Drexler, Tracy Murray
  • Portland Trail Blazers erhalten: Otis Thorpe, Marcelo Nicola, 1995er Erstrundenpick (Randolph Childress)

The Glide hatte in Portland viele Jahre ohne Erfolg versucht, einen Titel zu holen. Nun schickten ihn die Blazers nach Houston.

Dort traf er auf seinen alten College-Kumpel Hakeem Olajuwon. Gemeinsam führte das Duo die Rockets zu ihrem zweiten Titel nacheinander - dem einzigen für Drexler.

Wilt Chamberlain
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Platz 2: WILT CHAMBERLAIN zu den Sixers (1965)

Der Trade in der Übersicht:

  • Philadelphia 76ers erhalten: Wilt Chamberlain
  • San Francisco Warriors erhalten: Connie Dierking, Paul Neumann, Lee Shaffer und Cash

Es gab damals noch keine Trade Deadline, aber Wilt war der erste Blockbuster-Trade, der während der Saison stattfand. Aus dem Paket, das nach San Francisco ging, war nur Shaffer ein All-Star (1x), für die Warriors spielte er aber nie. Er lehnte ein Angebot der Dubs ab und arbeitete lieber für die Spedition eines Kumpels.

Keine Frage, die Sixers bekamen den mit Abstand besten Spieler in diesem Deal. In Philly gewann Chamberlain direkt mal drei MVPs in Folge. Mehr noch: Als er 1967 seinen ersten Titel holte, siegte er in den Finals - ausgerechnet - gegen die Warriors. Rache ist süß!

Pau Gasol, Kobe Bryant
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Platz 1: PAU GASOL zu den Lakers (2008)

Der Trade in der Übersicht:

  • Los Angeles Lakers erhalten: Pau Gasol, 2010er Zweitrundenpick (Devin Ebanks)
  • Memphis Grizzlies erhalten: Kwame Brown, Marc Gasol, Javaris Crittenton, Aaron McKie, 2008er Erstrundenpick (Donté Greene), 2010er Erstrundenpick (Greivis Vázquez)

Kobe Bryant brauchte Hilfe, andernfalls drohte er (erneut) mit einem Wechselwunsch. Dann fiel den Lakers Gasol in den Schoß. Die einhellige Meinung damals: L.A. habe den All-Star für 'n Appel und 'n Ei bekommen.

Spurs-Coach Gregg Popovich beschwerte sich zum Beispiel in der Sports Illustrated: "Was sie in Memphis getan haben, ist unbegreiflich. Es sollte ein Trade-Komitee geben, das alle Trades streichen kann, die keinen Sinn ergeben. Ich wünschte, ich wäre in diesem Komitee. Ich würde mich gerne selbst nominieren. Ich hätte bei diesem L.A.-Trade 'Nein' gewählt."

Solch ein Komitee gab es aber nicht und somit ging der Deal durch. Der Spanier avancierte zum idealen Partner für Kobe. Gemeinsam kam das Duo dreimal nacheinander in die Finals, 2009 und 2010 sicherten sich die Lakers den Titel. Und Paus etwas speckiger Bruder Marc stellte sich später immerhin ebenfalls als mehr als solider Spieler für die Grizzlies heraus, das konnte damals aber noch keiner ahnen.

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