Eden Hazards Situation bei Real Madrid: Carlo Ancelotti hat alles versucht ...

Von Stefan Petri
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Eden Hazard kommt bei Real Madrid einfach nicht in Schwung. In seinem ersten Spiel nach der Weltmeisterschaft in Katar zeigte sich der Belgier einmal mehr desaströs schlecht, die Zeichen stehen endgültig auf Trennung. Nur: Wer will den einstigen Weltklasse-Dribbler überhaupt noch haben?

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Den Tiefpunkt der aktuellen Saison hätte man bei Eden Hazard wohl auf den 1. Dezember gelegt. Beim letzten Vorrundenspiel der belgischen Nationalelf gegen Kroatien (0:0) flog der langjährige Kapitän der Roten Teufel aus der Startelf und durfte in der Schlussphase gerade mal für drei Minuten ran, bevor das bittere Vorrunden-Aus feststand.

Es war das 126. und gleichzeitig letzte Länderspiel einer langen und erfolgreichen Nationalmannschafts-Karriere, auch wenn es für Belgiens "Goldene Generation" nie zum ganz großen Wurf reichte. Wenig später gab Hazard seinen Rücktritt bekannt, er hatte die Zeichen der Zeit richtig gedeutet: "Danke für all das gemeinsame Glück seit 2008", erklärte er. "Die Nachfolge ist geregelt."

Ein "Ende mit Schrecken", aber immerhin auch mit vielen großen Momente und insgesamt 33 Toren. Und mit der Aussicht, sich nun voll auf Real Madrid konzentrieren zu könnten. Dort muss man, will man beim obigen Bild bleiben, nach dreieinhalb Jahren wohl eher von einem "Schrecken ohne Ende" sprechen. Aber der Glaube daran, dass es nur ein einziges gutes Spiel braucht, um das Ruder herumzureißen und aus der Krise herauszusteuern, mag sie noch so tief und langwierig sein, dürfte in so ziemlich jedem Fußballer verankert sein.

Ein einziges gutes Spiel. Vielleicht ja der Auftritt in der Copa del Rey gegen Viertligist Cacereño am 3. Januar, Reals zweiter Gegner nach der WM-Pause.

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Hazard durfte in der Startelf anstelle von Vinícius Júnior ran - und spielte so schlecht, dass Gegenspieler Carmelo Mereciano keine Skrupel hatte, ihn anschließend öffentlich aufs Korn zu nehmen: "Hazard? Es war, als ob ihn das Spiel nicht gekümmert hätte. Er wollte den Ball nicht haben, er ist nicht gelaufen", sagte er Diario AS.

24 Ballkontakte in 67 Minuten, kein Torschuss, kein Dribbling, kaum ein Zweikampf oder zumindest ein Flankenversuch. Note: ungenügend. Das Siegtor für Real fiel kurz nach Hazards Auswechslung.

Natürlich konnte es sein Auftritt gegen Cacereño in Sachen Relevanz nicht mit der WM aufnehmen. Aber wer dachte, dass es nach Katar eigentlich nur noch aufwärts gehen konnte für den einst so brandgefährlichen Dribbelkünstler, der sah sich eines Besseren belehrt.

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Eden Hazard: Real-Trainer Carlo Ancelotti findet kein Mittel

Wenn Carlo Ancelotti eines nachgesagt wird, dann dass er aus seinen Stars das absolute Maximum herausholen kann. Andere tragen das Prädikat "Taktik-Genie" oder "Motivationskünstler" mit sich herum, während der 63 Jahre alte Italiener vergleichsweise stoisch an der Seitenlinie steht und in Interviews fast schon wortkarg wirkt. Aber wenn es auf dem Platz um alles geht, gewinnt keiner so oft wie er.

"People skills" würde man das neudeutsch nennen. Auch wenn Ancelotti selten rotiert, gelingt es ihm, dass die Mannschaft stets an einem Strang zieht. Vier Champions-League-Titel sprechen eine deutliche Sprache.

Aber an Eden Hazard beißt sich auch "Carletto" die Zähne aus. Dabei versucht er alles, redet seinen Problemprofi regelmäßig stark. Im Juli kündigte er an, Hazard als Falsche 9 einzusetzen, als Karim Benzemas Ersatzmann: "Es wird gut für uns sein, ihn dort zu haben." Die Chance für Erfolgserlebnisse, zumal auf den Flügeln kein Weg an Viní Jr. und Fede Valverde vorbeiführt.

Hazard bekam ein paar Chancen, konnte sie aber nicht nutzen und schmorte im Herbst größtenteils auf der Bank. Post-Katar unternahm Ancelotti einen neuen Anlauf: "Er hat gut trainiert, ist in meinen Augen besser als vor der WM. Mit all den Spielen, die noch kommen, wird Hazard wichtig für uns sein." Es folgte das Debakel im Pokal.

Auch danach wurde Hazard von seinem Trainer in Schutz genommen: "Auf einem solchen Rasen kann man nicht spielen. Es ist schwer, die Spieler individuell zu bewerten. Nicht nur Hazard, sondern alle", protestierte der Übungsleiter gegen die harschen Kritiken. Kleinere Spieler wie Hazard hätten es unter solchen Bedingungen schwer: "Er hat seinen Job erfüllt."

Dieser Job wird sich so schnell aber voraussichtlich nicht ändern: Ein paar Minuten hier und da in den unwichtigeren Spielern im Kalender, mehr ist aktuell nicht drin. Mehr rechtfertigt die Leistung auch nicht.

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Eden Hazard: Wie Gareth Bale - nur ohne große Momente

Dreieinhalb Jahre steht Hazard nun schon in der spanischen Hauptstadt unter Vertrag. Dreieinhalb äußerst magere Jahre, wenn man an die bis heute bestehende Rekordsumme von 115 Millionen Euro Ablöse denkt, die an den FC Chelsea überwiesen worden waren, und die kolportierten 20 Millionen Euro Jahresgehalt.

Die Rückennummer 7 von Cristiano Ronaldo hatte er bei seiner Ankunft erhalten. Aktuell steht diese Zahl für die Anzahl seiner Tore in Pflichtspielen für die Königlichen: Sieben genau, in 73 Pflichtspielen, dazu elf Assists.

Vergleiche mit Gareth Bale drängen sich auf, doch der just zurückgetretene Waliser hatte zunächst einige sehr gute Jahre in Madrid und war auch im Spätherbst seiner Karriere immer wieder für große Momente gut. Bei Hazard muss man diese seit Jahren mit der Lupe suchen.

Kein Wunder, dass die Zeichen auf Trennung stehen. Sein Vertrag läuft im Sommer 2024 aus, noch könnte Real eine Ablöse kassieren. Denkbar wäre auch ein ablösefreier Wechsel, um zumindest das Gehalt loszuwerden.

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Eden Hazards Zukunft: Wo könnte er im kommenden Jahr spielen?

"Ich will nicht gehen. Vielleicht sieht es nach der WM ja ganz anders aus", hatte Hazard im Vorfeld der Weltmeisterschaft betont. "Ich will zeigen, dass ich es verdiene, mehr zu spielen." Diesen Nachweis ist er bislang schuldig geblieben, viele Chancen wird er wohl nicht mehr bekommen.

Auch Hazard, am 7. Januar 32 Jahre alt geworden, hat die Zeichen der Zeit erkannt. "Wenn Real sagt, dass ich im Sommer gehen soll, werde ich das akzeptieren", sagte er, schloss einen Winterwechsel allerdings aus: "Ich habe Familie und mir gefällt die Stadt."

Laut The Athletic soll es im Februar Gespräche zwischen Hazard und Real geben. Wo könnte er seine Karriere noch einmal in Schwung bringen? Ein Wechsel zurück in die Premier League drängt sich natürlich auf. Vielleicht nicht gerade Chelsea, aber eine Etage tiefer, wie es unlängst Philippe Coutinho und James Rodríguez vorgemacht haben.

Alternativen wären die MLS, die belgische Heimat, oder natürlich der Nahe Osten. Laut Football Mercato will CR7-Klub Al-Nassr im Sommer nachlegen und auch Hazard holen. Trainer Rudi Garcia kennt ihn noch aus gemeinsamen Lille-Zeiten.

Eine Ente ist mit ziemlicher Sicherheit das Gerücht, das SER Deportivos vor einigen Tagen streute: Hazard könnte mit einem Wechsel von BVB-Juwel Jude Bellingham nach Madrid verrechnet werden und in Dortmund mit Bruder Thorgan zusammen spielen.

Diese Zeiten dürften seit dem 1. Dezember aber endgültig vorbei sein.

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Eden Hazard: Statistiken der Saison 2022/23 bei Real Madrid

PflichtspieleStartelf-EinsätzeEinsatzminutenToreAssists
7329611
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