BVB: Der Transfer von Marcel Sabitzer vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund aus drei Perspektiven

Von Justin Kraft
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Der BVB hat Marcel Sabitzer verpflichtet. Der Mittelfeldspieler konnte sich beim FC Bayern München nicht durchsetzen. Ein Transfer, der für alle Seiten Sinn ergibt? Eine Analyse aus drei Perspektiven.

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Marcel Sabitzer schlief einst in Bayern-Bettwäsche und wird nun im BVB-Trikot auflaufen. Vermutlich hätte sich der Österreicher eine andere Fortsetzung seiner Karriere gewünscht. Doch vielleicht ist der Wechsel eine Chance für ihn.

Und wie ist der Transfer aus Sicht der beiden Klubs zu bewerten? SPOX analysiert den Sabitzer-Deal aus drei Perspektiven.

Marcel Sabitzer
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FC Bayern München: Erneut eine starke Schadensbegrenzung

Auf dem Transfermarkt haben die Bayern in den letzten Jahren den einen oder anderen Spieler verpflichtet, der nicht die Leistung erbrachte, die man sich von ihm erhoffte. Gerade im zentralen Mittelfeld ist die Suche nach einem Partner für Joshua Kimmich bisher auffällig schiefgelaufen.

Neben Marcel Sabitzer scheiterte auch Marc Roca daran, seinen Weg ins Team zu finden. Bei Ryan Gravenberch sieht es im Moment auch nicht gut aus. Allerdings haben die Bayern es in letzter Zeit oft geschafft, ihre Fehleinkäufe geschickt weiterzuverkaufen - teilweise sogar mit Gewinn.

So jetzt auch bei Sabitzer. 15 Millionen Euro überwies man 2021 an RB Leipzig, Medienberichten zufolge kassiert der Rekordmeister jetzt 20 Millionen Euro sowie mögliche Bonuszahlungen vom BVB. Dass Sabitzer in Dortmund nun eine wichtige Baustelle schließen könnte, ist sicher eine kleine Kehrseite des Wechsels.

Für den FC Bayern geht ein Missverständnis dennoch glimpflich zu Ende - vielleicht mit einem Hauch Wehmut. Denn zu Beginn der vergangenen Saison sah es kurzzeitig so aus, als könnte Sabitzer der gesuchte Kimmich-Partner sein. "Im Training ist er immer einer der Besten", erzählte Joshua Kimmich damals: "Er gibt uns sehr, sehr viel - gerade in Abwesenheit von Leon Goretzka."

Damals präsentierte der Österreicher sich defensiv und spielerisch stark. Es war eine kurze Phase, die andeutete, was hätte sein können. Doch als Goretzka zurückkehrte, setzte Julian Nagelsmann wieder auf ihn. Sabitzer wurde an Manchester United verliehen und schließlich endet seine Zeit in München erfolglos.

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Marcel Sabitzer: Der geplatzte Traum

"Ich bin sehr glücklich, für den FC Bayern spielen zu dürfen", wurde Marcel Sabitzer damals von den Münchnern zitiert, als sein Wechsel bekanntgegeben wurde: "Schon als Kind war mein Bayern-Trikot mein großer Stolz, jedes Jahr zu Weihnachten bekam ich ein neues." Alles las sich wie ein wahrgewordener Traum.

Wie so oft war die Realität schließlich eine andere. Sein Traum zerplatzte ziemlich schnell und Sabitzer musste lernen, dass es bei einem großen Klub wie dem FC Bayern oft auf mehr ankommt als nur auf die Leistung. So durchwachsen seine erste Saison auch war, so gut war sein Start in das zweite Jahr. Das unbändige Vertrauen in Goretzka warf ihn zurück auf die Bank.

Auch deshalb dürfte der 29-Jährige dieser Tage eher schlechte Laune haben. Wortkarg und genervt präsentierte er sich den Medien, bei ersten Fotos mit BVB-Fans machte der Mittelfeldmann keinen fröhlichen Eindruck. So hatte sich Sabitzer die Fortsetzung seiner Karriere vermutlich nicht vorgestellt - und es gelingt ihm nicht, das zu verstecken. Zwischenzeitlich hatte er sogar alle Bayern-Fotos von seinem Instagram-Account gelöscht, einige sind mittlerweile wieder da.

Doch wenn die Enttäuschung gewichen ist, dürfte auch er begreifen, dass dieser Wechsel eine große Chance ist. Der Rechtsfuß geht zu einem Klub, der einen Spieler wie ihn dringend benötigt. Es könnte sich zudem bezahlt machen, einen Schritt zurückzumachen.

Für Sabitzer ist es womöglich der Neustart einer Karriere, die zuletzt mächtig ins Stocken geriet. Denn mit Blick auf seine Leistungen vor seinem Bayern-Wechsel gibt es da ein großes ungenutztes Potenzial.

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BVB: Ist Marcel Sabitzer die Rettung einer verkorksten Planung?

Dass Borussia Dortmund ein Klub ist, der das Potenzial von Spielern entfalten kann, ist weitgehend bekannt. Vor allem junge Spieler wechseln deshalb Jahr für Jahr zum BVB. Ein Grund dafür ist die sorgfältige Transferplanung in den letzten Jahren. Immer wieder mussten die Schwarz-Gelben Schlüsselspieler abgeben, immer wieder schienen sie vorbereitet zu sein.

Frühzeitig waren die Planungen abgeschlossen und so konnte sich der Kader einspielen. Diesen Sommer ist aber alles anders. Obwohl es absehbar war, dass Jude Bellingham den Klub verlassen würde, gab es bisher keinen Ersatz. Das liegt auch daran, dass man sich wochenlang bei Edson Álvarez verrannte - einem Spielertypen, der eher dem von Emre Can entspricht und weniger Qualitäten in der Ballverarbeitung mitbringt. Obwohl der Wechsel kurz vor dem Abschluss stand, soll Edin Terzic sich am Ende dagegen ausgesprochen haben.

Nun also Sabitzer. Wieder ein anderer Spielertyp, aber vielleicht einer, der dem BVB mehr hilft, als es Álvarez getan hätte. Denn der Österreicher ist vom Profil her kompletter. Er ist kein so starker Zweikämpfer wie der Mexikaner, aber spielstärker und flexibler einsetzbar. Eine Rolle für den Österreicher zu finden, sollte deutlich einfacher fallen.

So zufällig der Transfer also wirkt, so glücklich könnte die Fügung für die Borussia sein. Sabitzer mag vor allem mit Blick auf seine Leistungen beim FC Bayern kein Königstransfer sein, aber er kann ein sehr wichtiger Baustein für ein Team sein, das gerade im Mittelfeld nicht die ballsichersten Spieler hat.

Insofern hat der BVB hier möglicherweise einen Glücksgriff getätigt. Alles wird davon abhängen, ob sie den Sabitzer verpflichtet haben, der sich einst in Leipzig für den FC Bayern qualifizierte, oder jenen, der es in München nicht schaffte, sich durchzusetzen. Dementsprechend wird man auch die recht hohe Ablösesumme erst in einigen Wochen, vielleicht Monaten bewerten können.

Marcel Sabitzer im Steckbrief

Name:Marcel Sabitzer
Geburtstag:17. März 1994
Größe:1,77 Meter
Position:Zentrales Mittelfeld
Starker Fuß:rechts
Vereine:Admira Villach, Grazer AK, Wiener Neustadt, Austria Wien, Admira Wacker, Rapid Wien, RB Salzburg, RB Leipzig, FC Bayern München, Manchester United (Leihe)
Nationalelf:Österreich (71 Spiele, 14 Tore)
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