Carsten Lichtlein hofft auf Chance im DHB-Tor

SID
Hofft auf seine Chance im Tor der Handball-Nationalmannschaft: Carsten Lichtlein
© Getty

Nach dem Rückzug von Johannes Bitter hofft Edelreservist Carsten Lichtlein auf seine Chance im Tor der Handball-Nationalmannschaft. Der Lemgoer galt bisher als der unsichtbare Dritte mit dem sicheren Stammplatz auf der Tribüne.

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Fast ein Jahrzehnt lang war er der unsichtbare Dritte. Doch wie ein spannender Hitchcock-Krimi dürfte Carsten Lichtlein die Zeit als Ersatzmann des Reservetorhüters in der Handball-Nationalmannschaft nicht vorgekommen sein. Schon eher wie ein kleines Endlos-Drama mit dem Titel "Die unendliche Geschichte".

Jetzt aber darf der Torhüter des Bundesligisten TBV Lemgo auf ein Happy End im Tor des Ex-Weltmeisters hoffen. Nach dem Rückzug des Hamburgers Johannes Bitter ist Lichtlein die unangefochtene Nummer zwei - und will als solche Stammkeeper Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) Konkurrenz machen. "Ich werde versuchen, mich mit guten Leistungen aufzudrängen", sagte der 30-jährige Lichtlein vor dem EM-Qualifikationsspiel am Mittwochabend in Reykjavik gegen Gastgeber Island. Die Olympischen Spiele 2012 in London sind seine Vision.

Stammplatz auf der Tribüne

Bezeichnend für die bisherige Rolle des gebürtigen Würzburgers im DHB-Team war sein Abgang bei der WM im Januar in Schweden. Weil Bundestrainer Heiner Brand ("Carsten tut mir unheimlich leid") Lichtlein nach der Vorrunde keine Nachnominierung für den weiteren Turnierverlauf versprechen konnte, reiste der Schlussmann in Absprache mit dem Coach vorzeitig ab. Auch beim Gewinn des WM-Titels 2007 im eigenen Land durfte Lichtlein in zehn Spielen keine einzige Minute spielen, saß auf der Tribüne, feuerte an - und bekam am Ende als Trostpreis immerhin eine Goldmedaille.

Sogar Lichtleins ehemaliger Nationalmannschafts-Kollege Daniel Stephan wunderte sich im Nachhienin über das Durchhaltevermögen des 2,02-m-Hünen. "Eigentlich ist es bemerkenswert, dass Carsten überhaupt dabei geblieben ist. Manch einer hätte dem Bundestrainer schon lange gesagt, dass er keine Lust mehr hat", sagte Stephan: "Vor allem hat Carsten immer tolle Leistungen gebracht, wenn er gespielt hat." Und er gilt als Mister Zuverlässig: Bei einem einzigen Lehrgang hat Lichtlein bisher gefehlt - wegen einer Blinddarmentzündung.

Blick in die Zukunft

Doch der 130-malige Nationalspieler, der im November 2001 sein Debüt im DHB-Team gab, möchte nicht mehr allzu viel in der Vergangenheit kramen. Typisch für einen Teamplayer wie Lichtlein, der sich trotz der Enttäuschungen immer mit Kritik zurückhielt und seine Tribünen-Rolle fast klaglos hinnahm. "Man kann das Rad nicht zurückdrehen. Es bringt nichts nachzukarten", sagt der Vater eines Sohnes. Die Geburt von Leon vor knapp zwei Jahren hatte Lichtlein übrigens wegen eines Auswärtsspiels verpasst.

Dass ihm der Handball dennoch nicht über alles geht, beweist die Tatsache, dass der Wahl-Lemgoer als Steuerfachangestellter einer geregelten Arbeit nachgeht: "Zweimal die Woche vier Stunden, sodass ich in der Materie drin bleibe." Seine eigene Steuererklärung bleibt trotzdem gelegentlich auf der Strecke. "Da", so Lichtlein schmunzend, "hinke ich schon mal hinterher."

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