Jason Dufner: Der Hass-Putter

Von Florian Regelmann
Jason Dufner ist einer der Topfavoriten für die US Open im Olympic Club
© Getty

Am Donnerstag beginnt die 112. US Open im Olympic Club in San Francisco. Holt sich Tiger Woods seinen 15. Major-Titel? SPOX nennt seine fünf Topfavoriten, hat zwei Außenseitertipps und bewertet die Chancen von Martin Kaymer und Alex Cejka. Außerdem: Alle Infos zum berühmten Platz mit den 30.000 Bäumen!

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Einer der großen Stars wird in dieser Woche kein Spieler, es wird der Platz sein. Der Olympic Club in San Francisco. Der berühmte Lake Course. Im vergangenen Jahr feuerte Rory McIlroy - mit Unterstützung der nassen Bedingungen - ein Gesamtergebnis von 16 unter Par auf den Congressional Country Club und verletzte damit das Ego der der USGA.

Eines steht fest: Der Sieger der US Open wird beim Major, das der ultimative Test im Golf sein soll, nicht noch einmal mit -16 vom Platz laufen. Das ist garantiert.

Hier die wichtigsten Fakten zum Olympic Club:

  • Zum letzten Mal wurden die US Open 1998 dort ausgetragen. Sieger: Lee Janzen. Siegesscore: Even Par.
  • Besonderheiten: Es gibt kein einziges Wasserhindernis, kein Out-of-Bounds und nur einen Fairway-Bunker (an der 6). Für Legende Johnny Miller ist es der "größte No-Nonsense-Course der Welt".
  • Dafür gibt es Bäume. Viele Bäume. Ca. 30.000!
  • Vom 1. und 3. Tee kann man die Golden Gate Bridge sehen.
  • Neben den engen Fairways und kleinen, harten Grüns sind die extremen Höhenunterschiede ein Merkmal. Einige Löcher haben ein Dogleg in die eine Richtung, neigen aber in die andere.
  • Der Par-70-Kurs (7170 Yards) spielt sich etwa 400 Yards länger als noch 1998. Ein Grund: Das längste Par-5 der Tour. Die 16 spielt sich bis zu 670 Yards lang! Es ist das längste Loch in der 112-jährigen US-Open-Geschichte. Insgesamt ist der Platz dennoch kein Bombers Course. Es zählt mehr Finesse als Power.
  • Der Platz beginnt mit mörderisch schwierigen Löchern von der 1 bis zu 6. Wer hier mit Par durchkommt, wird glücklich sein. Und: Das Finish hat es in sich. 15: Par 3. 16 und 17: Par 5. 18: Ein kurzes Par 4, das man eventuell vom Tee angreifen kann. Auf den letzten Löchern ist noch alles möglich.

Die Topfavoriten:

1. Jason Dufner (USA)

Einfach ein extrem cooler Typ, dieser Jason Dufner. Im vergangenen Jahr trat er bei der PGA Championship zum ersten Mal so richtig ins Rampenlicht und hätte beinahe sein erstes Major gewonnen, ehe er gegen Keegan Bradley den Kürzeren zog. Aber: Dufner (Nr. 9 der Welt) wird früher oder später sein erstes Major gewinnen. Gut möglich, dass es diese Woche schon soweit ist.

Im Olympic Club ist Ballstriking gefragt und Dufner ist ein absolut phänomenaler Ballstriker. Eine Fairway- und Greens-Maschine. Keiner auf der Tour haut die Bälle auch so nahe an den Stock. In seinen 14 Turnieren 2012 landete er 9 Mal in den Top 25 - in seinen letzten vier Starts hat er 2 Turniere gewonnen und war einmal Zweiter. Dufner ist in überragender Form. Und er hat diese Entspanntheit, die es bei einer US Open braucht.

Was den 35-Jährigen noch so lässig macht? Er liebt es, den Schläger zu schwingen. Aber es hasst putten. "Ich mag es nicht, das Putten zu trainieren. Und im Turnier mag ich es auch nicht", sagte Dufner kürzlich. Legendär! Kann den entscheidenden Teil vom Golf nicht leiden, gewinnt aber gerade ständig Turniere und locht dabei wahnsinnige Putts. Für SPOX ist der Dufner-Waggle der Topfavorit.

2. Tiger Woods (USA)

Eigentlich müsste man auf Tiger setzen. Sein Sieg beim Memorial war ganz großes Kino. Sein gelochter Flop-Shot war einer der besten Golfschläge unter Druck, die man jemals gesehen hat. Es war nach langer Zeit mal wieder ein echter Tiger-Moment.

Woods führt die PGA Tour in dieser Saison in puncto "Total Driving" an - wenn er sein Holz 3 gut trifft und noch ein bisschen besser puttet als zuletzt, gibt es im Prinzip nichts, was gegen ihn spricht. Der Glaube an seinen neuen Schwung hat sich bei ihm inzwischen gefestigt. Dennoch hat man nach den letzten Jahren irgendwie noch Zweifel. Siege auf der Tour sind nett, aber Tiger braucht Majors! Es fehlen ihm schließlich immer noch 4 zum Rekord von Jack Nicklaus (18).

Tigers Wunderschlag im Video!

3. Lee Westwood (ENG)

Welcher Europäer hat in dieser Woche die besten Chancen? Luke Donald ist die Nummer eins der Welt, hat letztens bei der BMW PGA Championship wieder einen schönen Sieg eingefahren, aber SPOX hat jegliches Vertrauen in Donald bei einem Major verloren. Rory McIlroy ist die Nummer zwei der Welt, nach den letzten Wochen sieht es aber nicht wirklich nach einem nächsten US-Open-Sieg für Rory aus, zumal der Platz nichts für seine aggressive Spielweise ist.

Bleibt Westwood. Der Mann, der bei jedem Major vorne dabei ist, aber ums Verrecken keines gewinnt. 6 Top-3-Resultate in den letzten 10 Majors. Westy ist zusammen mit Dufner der beste Ballstriker im Feld, er hat gerade das Nordea Masters in Schweden überzeugend gewonnen - irgendwann muss der beste Spieler ohne Major-Sieg doch mal dran sein, oder nicht? Platzkenntnis hat er auch - 1998 wurde er Siebter. Westwood, Landsmann Justin Rose und der Schwede Peter Hanson sind Europas größte Trümpfe.

4. Dustin Johnson (USA)

Quizfrage: Wobei kann man sich alles den Rücken kaputt machen? DJ würde antworten: Wenn man einen Jet-Ski aus dem Wasser holen will... Johnson musste zwei Monate lang aussetzen, sechs Wochen lang machte er keinen einzigen Schlag. Jetzt ist er aber wieder da und hat sich mit seinem Sieg bei der FedEx St. Jude Classic eindrucksvoll zurückgemeldet.

Johnson ist übrigens der erste Spieler seit Woods, der in seinen ersten fünf Jahren auf der Tour immer ein Turnier gewonnen hat. Johnson ist super drauf - und wie gut ihm Kurse an der Westküste mit kleinen Grüns gefallen, wissen wir. "Problem": In der Geschichte hat es noch nie jemand geschafft, die Woche vor der US Open auf der Tour zu gewinnen und dann auch bei America's National Championship zu triumphieren...

5. Phil Mickelson (USA)

Das letzte Mal sah man Mickelson beim Memorial auf der Tour, als er nach einer miesen ersten Runde aufhörte. Müde sei er, sagte Phil. Unter anderem von einem Urlaubstrip nach Italien und Frankreich... Das spielt alles keine Rolle mehr. Wer Mickelson kennt, der weiß, dass er sich wieder akribisch auf die US Open vorbereitet haben wird.

US Open Moments: "I am such an Idiot!"

Fünfmal war er schon Runner-up, der fehlende US-Open-Titel ist das, was ihn am meisten schmerzt. Sein Flight mit Woods und Masters-Champion Bubba Watson wird an den ersten Tagen die ganz große Show. Am Moving-Day wird Philip Alfred Mickeson übrigens 42 Jahre alt - jede Wette, dass er vorne mit dabei sein wird.

Sleeper Picks: Jim Furyk (USA)/Nicolas Colsaerts (BEL)

Furyk muss man unbedingt auf dem Zettel haben. Der US-Open-Sieger von 2003 kommt mit 7 Top-25-Resultaten aus seinen letzten 8 Turnieren nach San Francisco. Und der Kurs ist wie gemacht für ihn. Seine fehlende Länge fällt überhaupt nicht ins Gewicht. Furyk kann das machen, was er am besten kann. Fairways und Grüns treffen und vor allem keine Fehler machen.

Aus europäischer Sicht ist Colsaerts eine ganz heiße Nummer. Der 29-jährige Belgier hat vor kurzem die Volvo World Match Play Championship gewonnen und spielt insgesamt ein bärenstarkes Jahr. Eine Stärke: Colsaerts ist sehr konstant mit seinen Eisen. Und auch wenn die Longhitter dieses Mal nicht favorisiert sind, sei noch erwähnt, dass dieser Nicolas Colsaerts den Ball ja vom Tee noch weiter schlägt als Bubba!

Die Deutschen: Martin Kaymer/Alex Cejka

Klagen auf hohem Niveau. Anders kann man die Saison 2012 von Kaymer aktuell nicht einschätzen. Zuletzt war der 27-Jährige Siebter in Malaysia, 15. bei der BMW PGA Championship - alles solide, aber es fehlen die richtigen Weltklasse-Leistungen.

Es wird Zeit, dass Kaymer bei einem Major mal wieder bis zum Schluss um den Sieg kämpft. Nach allem, was man hört, ist Kaymers Spiel gut in Schuss. Er weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er wieder gewinnt. Er scheint ganz nahe dran an der spielerischen Explosion. Vielleicht kommt sie ja schon diese Woche. Der Platz liegt ihm, so viel steht fest.

Cejka auf der anderen Seite wird erst mal froh sein, dass er sich über ein Quali-Turnier in die US Open reingespielt hat. Das allein ist schon ein Erfolg. Cejka hatte in den letzten Jahren immer wieder gesundheitliche Probleme, aber seit einiger Zeit geht es bergauf.

Ordentliche Ergebnisse auf der PGA Tour (T18. Zurich Classic of New Orleans, T29. Byron Nelson Championship) waren ein erstes Indiz, die US-Open-Quali hat es bestätigt. Mal schauen, was für Cejka drin ist. Ein guter Ballstriker ist er ohne Frage, den Cut sollte er schon machen können.

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