Daddy Cool - Mein Vater der Held

Von Florian Regelmann
Golf, Masters, Augusta
© Getty

München - Was ist denn nur in der Sport-Welt los? Es sollte doch das Jahr der Grand Slams werden. Sowohl für Roger Federer als auch für Tiger Woods.

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Nun ist auch im Golf das erste Major des Jahres vorbei und es klappt irgendwie nicht für die beiden größten Einzelsportler der Gegenwart. Man ist irgendwie verwirrt.

Die Highlights der Finalrunde bei SPOX.TV

Überhaupt hat das Masters in Augusta viele Fragen aufgeworfen. Hat irgendjemand Sergio Garcia gesehen? Und wer hat eigentlich den Ball, mit dem Arnold Palmer seinen Eröffnungsabschlag am Donnerstag auf das Fairway drosch?

Man ist schon wieder verwirrt. Warum man aber dankbar sein sollte, was Trevor Immelman mit Reinhold Beckmann zu tun hat und der Witz des Jahres steht im SPOX-Par-10.

1. Jacob Immelman, Superstar: Es gibt keinen, dem man den Sieg mehr gönnt als Trevor Immelman. Das Talent für Major-Siege hatte der Südafrikaner schon lange, nun hat es nach vielen Rückschlägen endlich geklappt. Und das völlig aus dem Nichts. Im vergangenen Jahr machte Immelman erst ein rätselhafter Virus (Parasiten im Magen) zu schaffen, dann wurde auch noch ein Tumor im Zwerchfell festgestellt. Eine Woche lang lag der 28-Jährige im Krankenhaus und musste zittern, ob der Tumor bösartig ist. Er war zum Glück gutartig. In dieser Saison lief es bislang auch nicht wirklich und das Putten war sogar richtig mies. Tolle Voraussetzungen für Augusta. Keine Form und kein Selbstvertrauen auf den Grüns. Niemand kann es erklären, aber Immelman erwischte einfach eine überragende Woche und zog sein Ding ganz cool durch. Es waren schöne Bilder, als er nach dem Sieg seine Frau Carminita und seinen einjährigen Sohn Jacob in die Arme nahm. Vor allem, dass der kleine Rotschopf (warum hat er eigentlich rote Haare?) schon golf-technisch richtig angezogen war - mit grünem Polo-Hemd - klasse.

2. Beckmanns Bruder: Die Immelmans sind eine verrückte Golf-Familie. Vater Johan war lange Chef der südafrikanischen Sunshine-Tour. Sein älterer Bruder Mark arbeitet als Golfcoach an der Columbus Universität in Georgia. Und als Golf-Kommentator für das südafrikanische Fernsehen. Kommentieren zu können, wie der kleine Bruder das Masters gewinnt, muss etwas ganz Besonderes sein. Das wäre ja so, als ob der Bruder von Reinhold Beckmann uns im Finale gegen Italien zum EM-Titel schießt. Seltsame Vorstellung. Schnell weiter.

3. Woods und Federer: Buh! Sicher, eine Menge Spieler wären sehr zufrieden, wenn sie beim Masters auf Platz zwei landen würden. Tiger Woods aber nicht. Ihm ist es wurscht, ob er jetzt 2., 17. oder 68. wird. Siege zählen, sonst nichts. Aber statt seinem nächsten großen Triumph steht für Woods jetzt zum dritten Mal bei den letzten fünf Majors ein zweiter Platz zu Buche. Und das völlig zurecht. Denn Woods machte ungewollte Spaziergänge im Wald und lochte auf den Grüns überhaupt gar nichts (außer an der 11 am Sonntag). Als sein Birdie-Putt an der 18 ins Loch fiel, winkte Woods ab, als wollte er sagen: "Jetzt musst Du auch nicht mehr rein gehen, Scheiß-Ball". Trotzdem hätte es für Tiger wie so oft wieder fast gereicht, weil die Mehrheit der Konkurrenz in der Finalrunde einbrach.Gut, dass es diesmal einen gab, der es nicht zuließ, dass Tiger mit einer gar nicht Tiger-liken-Leistung gewann. Danke, Trevor!

Vielleicht hat Woods in letzter Zeit auch zu viele Matches von seinem Freund Federer gesehen. Die schaut er nämlich immer an. Der Schweizer spielt jetzt übrigens sogar schon bei den Clubmeisterschaften von Estoril mit und holt - wo er doch früher so etwas wie einen Trainer gar nicht nötig hatte - nun auch noch den ehemaligen Coach von Michael Chang. Was will der ihm beibringen? Aufschläge von unten? Tiger und Roger, irgendwas stimmt nicht.

4. Schon witzig: Ian Poulter ist ein lustiger Vogel. Stylisch immer ganz weit vorne und immer mit einem guten Spruch auf den Lippen. In diesem Jahr machte er Schlagzeilen, weil er behauptete, dass es, wenn er einmal sein Potenzial ausschöpft, nur noch zwei Spieler an der Weltspitze geben würde: Woods und Poulter. Daraufhin brachte sein Buddy Lee Westwood einen Witz in Umlauf, der auch beim Masters für Lacher sorgte. Westwood kommt auf die Driving Range und es ist nur noch ein Platz frei, zwischen Woods und Poulter. Sagt Westwood: "Oh Gott, ich stehe zwischen den beiden besten Spielern der Welt...." Beim Masters spielte Poulter lange vorne mit, brach aber am Sonntag völlig ein.

5. Der blonde Putter: Auch wenn er nicht als Sieger vom 18. Grün ging, Brandt Snedeker ist einer der Gewinner des Turniers. Snedeker, der sein halbes Leben mit Golf und das andere mit der Buchstabierung seines Namens verbracht hat, ist als Super-Putter bekannt. Dies stellte er beim Masters eindrucksvoll unter Beweis. Snedeker gehört zu der Spezies Golfer, die praktisch jeden Ball lochen. Außerdem muss man Snedeker einfach mögen. Wie ehrlich er sich mit Immelman freute, obwohl es auch sein großer Tag hätte werden können, stark. 

6. Divot-Frechheit: Als Immelman in der Finalrunde nach seinem Abschlag an der 18 seinen Ball auf dem Fairway liegen sah, muss er sich wie im falschen Film gefühlt haben. Der lag doch tatsächlich in einem Divot. Ja, spinn ich! Dass so ein übler Verstoß gegen die Etikette im lokalen Golfclub passiert, ist schlimm genug, aber da hat doch ein Profi tatsächlich im ehrwürdigen paradiesischen Augusta National Golf Club sein Divot nicht zurückgelegt. Gut, dass Immelman genug Vorsprung hatte, dass es so oder so keinen Unterschied gemacht hätte. Aber wehe, es wäre eng geworden...

7. Mitfühlen mit Justin Rose: Eines ist klar: Würde ein ganz normaler mittelbegabter Amateur eine Runde in Augusta spielen, er würde nicht annähernd unter 100 Schlägen bleiben. Dennoch konnte er mitfühlen, als Justin Rose in Runde zwei an die 15 kam und dort eine ganze Weile verbrachte. Schlag 3 ins Wasser gechipt, Strafschlag 4, Schlag 5 viel zu lang fast ins nächste Wasserhindernis, Schlag 6 wieder fast ins Wasser, Schlag 7 aufs Grün, Putt 8 ins Loch, Triple-Bogey notiert. Ende. Wer kennt es nicht...

8. Von wegen Fans: Augusta legt auf viele Dinge wert. Dass Frauen im Club nichts zu suchen haben zum Beispiel. Oder aber auf die Bezeichnung der Zuschauer. Diese heißen nicht Zuschauer, schon gar nicht Fans, sondern "Patrons". Vornehm, vornehm. Wenn es aber darum geht, sich früh morgens die besten Plätze zu sichern, kommt doch ganz normales Fanverhalten durch. Sich schnell einen Stuhl kaufen, den darf man nämlich nicht mitbringen, sondern muss ihn vor Ort erwerben, und dann schnell ran ans Grün und hinsetzen.

9. And we say Good bye, bye bye: Als Ben Curtis und Shaun Micheel 2003 völlig überraschend ein Major gewannen, sicherten sie sich damit auch für fünf Jahre das Startrecht beim Masters. Mal kurz nachgerechnet: 2004, 2005, 2006, 2007, 2008 - 5! Das war es dann wohl mit den Herren Curtis und Micheel. Tschüß auch.

10. Antworten: Es sind noch zwei Fragen zu klären. Erstens: Sergio Garcia war natürlich mit dabei, auch wenn man von dem Spanier nicht viel gesehen hat. Belly-Putter, kurzer Putter, völlig egal, Garcia lochte mal wieder nichts und verpasste den Cut. Was soll man sagen, schon enttäuschend. Zweitens: Den Ball von Arnold Palmer hob irgendein Offizieller auf. Was er dann damit gemacht hat? Schätzungsweise behalten.

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