18 Löcher mit Ronaldinho

Von Interview: Florian Regelmann
Golf, Johnnie Walker open, Martin Kaymer
© Getty

Die Teilnahme am Ryder Cup hat Martin Kamyer denkbar knapp verpasst. Dennoch zieht der 23-Jährige im Interview mit SPOX ein überaus positives Fazit der bisherigen Saison.

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Zudem verrät Kaymer seine Erlebnisse bei den Majorturnieren und erklärt, warum er Tiger Woods nicht "versteht".

SPOX: Herr Kaymer, Sie haben so um die Qualifikation für den Ryder Cup gekämpft. Wie tief sitzt die Enttäuschung, dass es nicht geklappt hat?

Martin Kaymer: Im ersten Moment war es schon enttäuschend. Ich habe in den vergangenen Wochen eigentlich gut gespielt, aber es hat sich einfach nicht auf die Scorekarten übertragen. Ich denke, ich werde noch die eine oder andere Chance bekommen, um beim Ryder Cup dabei zu sein. Ich hoffe, dass es schon beim nächsten Mal soweit ist.

SPOX: Sie wurden dennoch von Europa-Kapitän Nick Faldo zum Ryder Cup eingeladen.

Kaymer: Ja, wir haben telefoniert und er hat mich nach Kentucky eingeladen. Ich würde ins Team nachrücken, wenn ein Spieler ausfällt. Ich wünsche aber keinem, dass er absagen muss. 

SPOX: Der Großteil des Golfjahres ist vorbei. Sie haben alle vier Majors gespielt. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Kaymer: Alle vier Majors sind unglaublich schwer. Natürlich sind die Plätze unterschiedlich, aber vom mentalen Aspekt sollte man immer gleich an die Turniere herangehen. Man braucht sehr viel Geduld und muss auf jeden Fall immer nach vorne spielen. Also nicht zurückhaltend, sondern intelligent aggressiv. Das habe ich in diesem Jahr gelernt.

SPOX: Was ist Ihnen am meisten aufgefallen bei den vier Majors? Bei der PGA Championship war das Setup teilweise so schwierig, dass man bei manchen Löchern auf Bunker zielen musste, wenn man ein Par spielen wollte.

Kaymer: Die Grüns waren unglaublich in Oakland Hills, genauso die Par-3-Löcher, da sind manche gar nicht hingekommen. Und manchmal war man lieber im Bunker als auf dem Grün, das stimmt, das war wirklich so. Das ist einfach eine andere Denkweise bei den Majors. An jedem Loch ist man mit einem Par zufrieden. Es gibt kein einziges einfaches Loch. Hier in Europa gibt es bei den Turnieren dagegen wenig Löcher, wo man sagt: “Gut, dass ich hier ein Par gespielt habe."

SPOX: Ist das dann eigentlich noch fair, was bei den Majors abgeht?

Kaymer: Fair oder unfair ist schwer zu sagen. Es war eine super Herausforderung. Man muss perfekte Schläge machen, um eine machbare Birdie-Chancen zu haben und selbst dann ist es ja nicht hundertprozentig gegeben, dass man diese umsetzt.

SPOX: Hat man Sie in Amerika bei den Turnieren sofort wahrgenommen? 

Kaymer: Ein schönes Erlebnis war in Bay Hill, als Arnold Palmer auf mich zu gekommen ist, mich nett begrüßt und mich gefragt hat: "Are you the new German?“ Und natürlich war vor allem Augusta unbeschreiblich, als ich die Ehre hatte, mit Jack Nicklaus, Gary Player und Bernhard Langer spielen zu dürfen. Das war der beste Vierer in meinem Leben.

SPOX: Nachdem diese Anpassungsphase wieder vorbei ist, wären Sie zufrieden, wenn ich Ihnen heute die gleichen Major-Platzierungen für 2009 anbieten würde?

Kaymer: Nicht wirklich. Wenn man einmal da war, steigt die Erwartungshaltung von alleine. Man will immer den Cut schaffen und wenn man den Cut geschafft hat, will man nach vorne spielen. Man möchte auch um Siege mitspielen, ganz klar, aber dieses Jahr war einfach noch zu früh. Da war ich noch nicht in der Position, um über einen Sieg nachzudenken.

SPOX: Wenn es Diskussionen gibt, wer der beste Spieler unter 30 Jahren auf der Welt ist, nennen mittlerweile selbst Experten aus den USA Ihren Namen. Wie gehen Sie damit um?

Kaymer: Es war in den letzten beiden Jahren sehr viel Rummel um meine Person und auch daran gewöhnt man sich irgendwann. Es ist schön, wenn man so etwas hört, aber man muss da sehr vorsichtig sein, dass man nicht den Boden verliert und weiter arbeitet.

SPOX: Sie haben bewiesen, dass Sie Turniere gewinnen können. Was kommt als nächstes?

Kaymer: Mal schauen.  Ich versuche jetzt jede Woche zu gewinnen, egal bei welchem Turnier, weil ich eben weiß, dass ich gewinnen kann. Ich spiele jedes Turnier auf Sieg. In den USA ist es wie gesagt noch ein bisschen anders, aber hier in Europa habe ich sehr viel Selbstvertrauen.

SPOX: Glauben Sie, dass es möglich ist, der weltbeste Golfer zu werden?

Kaymer (schmunzelt): Da hat glaube ich ein Tiger Woods etwas dagegen.

SPOX: Sie haben bei der US Open mit Woods gespielt. Was beeindruckt Sie am meisten bei ihm?

Kaymer: Sein Putten ist unglaublich. Die wichtigen Putts, wenn die rein müssen, gehen immer rein. Immer. Das ist unfassbar. Ich habe noch nie gesehen, dass einer nicht rein geht. Er locht immer die Putts. Ich verstehe nicht, wie das geht.

SPOX: Tiger gilt als Frühaufsteher, spielt seine Trainingsrunden gerne mal um 5 Uhr morgens. Wären Sie dabei?

Kaymer: Klar würde ich da nicht nein sagen. Ich stehe auch sehr gerne früh auf. In dem Fall natürlich besonders gerne. Da könnte ich sicher eine Menge lernen.

SPOX: Was macht für Sie einen Champion aus?

Kaymer: Ich glaube, der mentale Aspekt macht da den Unterschied. Dass man ruhig bleibt, immer weiter kämpft und immer weiter am Training dran bleibt. Auch wenn man ein, zwei Siege hat wie ich jetzt, darf man mit dem Erreichten nicht zufrieden sein.

SPOX: Was sind Ihre Ziele für den Rest der Saison?

Kaymer: Es gibt auf jeden Fall noch drei Highlights: Die Alfred Dunhill Links Championship in Schottland, das Volvo Masters und dann der World Cup in China.

SPOX: Können Sie sagen, was Ihr bester Golfschlag in Ihrem Leben bislang war?

Kaymer: Das war mein zweiter Schlag auf der 18 in der Finalrunde in Dubai. Nicht nur der Schlag, sondern auch der Eagle-Putt anschließend. Dreier-Eisen über den Teich, Eagle-Putt rein. Das war schon ein cooles Gefühl.

SPOX: Themen-Wechsel zum Schluss: Fußball. Sie haben immerhin mal in der Niederrhein-Auswahl gespielt. Warum haben Sie sich dann für Golf entschieden?

Kaymer: Weil es ein Einzelsport ist, ganz einfach. Weil keine zehn anderen dabei sind. Ich wollte alleine entscheiden, was ich tue und vor allem wie ich es angehe.

SPOX: Mit welchem Star würden Sie denn gerne mal 18 Löcher gehen?

Kaymer: Mit Ronaldinho würde ich sehr gerne mal spielen, das wäre eine feine Sache. Die Tricks, die er drauf hat, finde ich unglaublich. Wenn ich gerne ein Fußballspiel sehe, dann auf jeden Fall eines, bei dem er mitspielt.

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