1860 München mal wieder in der Krise

SID
Löwen-Trainer Ewald Lienen holte in dieser Saison erst elf Punkte in elf Spielen
© Getty

Abstiegskampf statt Aufstiegsplatz und dazu noch Ärger mit dem ungeliebten Nachbarn: Zum 150-jährigen Klub-Jubiläum 2010 wollte 1860 München nach sechs quälend langen Jahren in der 2. Liga eigentlich wieder aufsteigen - statt Euphorie herrscht bei den Löwen aber Tristesse.

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"Über die Aufstiegsplätze brauchen wir nicht zu reden. Es geht jetzt darum, da unten wegzukommen", sagte Trainer Ewald Lienen nach dem 0:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern angesichts des andauernden Sinkfluges, der 1860 vorerst auf Platz 15 führte.

"Wir sind jetzt im Abstiegskampf, da braucht man sich ja nur mal die Tabelle anschauen", sagte Kapitän Benjamin Lauth über die Misere, die den Druck auf Lienen erhöht.

"Der Trainer schuldet uns eine Leistung. Diese Leistung hat er noch nicht erbracht", moserte Geschäftsführer Manfred Stoffers, ehe er sagte, dass er optimistisch sei, dass Lienen die Leistung zeitnah doch noch erbringen könnte.

Deshalb will Stoffers auch den branchenüblichen Reflexen, die Schuld beim Trainer zu suchen, nicht nachgeben. Sportdirektor Miki Stevic beraumte für Montag eine Krisensitzung an, meinte aber schon vor dem Treffen: "Wir haben kein Trainerproblem. Wir kommen da raus - gemeinsam, mit Lienen."

Stevic fordert Verbesserungen

Jetzt müssten allerdings endlich auch mal Entscheidungen her, "die uns besser machen", ergänzte Stevic. Das ist dringend nötig, schließlich trennen die Löwen nur noch zwei Zähler von Relegationsplatz 16.

Wie blank die Nerven auch bei Lienen liegen, bewies er nach dem Lautern-Spiel, als er FCK-Trainer Marco Kurz den Handschlag verweigerte. "Provokation pur, unterhalb der Gürtellinie", nannte Lienen den Jubel seines Kollegen nach dem Spiel: "Wenn er sowas in Südeuropa macht, würden sie ihn lynchen."

Neben sportlichen Problemen und überflüssigen Diskussionen auf Nebenkriegsschauplätzen droht den Löwen zudem Ungemach von Nachbar Bayern München. Dessen Manager Uli Hoeneß kündigte eine Klage gegen den Rivalen wegen ausstehender Zahlungen des Arena-Mieters aus dem Stadion-Catering an.

Mit 1860 sei eine seriöse Zusammenarbeit kaum möglich, sagte Hoeneß. Noch im November komme es daher zum Prozess. Mit rund fünf Millionen Euro belastet der Stadion-Mietvertrag die ohnehin klammen Löwen jährlich, weshalb "Ewiggestrige" (Hoeneß) mal wieder eine Rückkehr ins Grünwalder Stadion diskutieren.

Rückkehr zum Grünwalder Stadion

Am Dienstag will die Projektgruppe Stadionzukunft bekannt geben, dass dies wirklich eine Option ist. Hoeneß würde einen Auszug von 1860 aus der Arena begrüßen, zweifelt aber an der Machbarkeit, weil die Stadt einen Umbau des Sechzger-Stadions nicht unterstützen will.

Ohnehin hat Hoeneß für den abgestürzten Meister von 1966 nur noch Spott übrig. "Die haben davon geredet, dass sie in ihrem Jubiläumsjahr in die Bundesliga wollen. Ich weiß gar nicht, welche Bundesliga die meinen. Die haben keine Perspektive", stichelte er.

Die Löwen-Perspektive im grauen November heißt Abstiegskampf. "Irgendwie müssen wir uns Luft verschaffen", sagte Kapitän Lauth. Das soll in den Spielen bei Energie Cottbus und Arminia Bielefeld gelingen - ausgerechnet auswärts: Da hat Lienen mit seiner Truppe bei fünf Versuchen bisher erst einen einzigen Punkt geholt.

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