FC Barcelona - Trainer, Finanzen und Messis Forderungen: Das sind Barcas Baustellen

Von Oliver Maywurm
Die Zukunft von Lionel Messi beim FC Barcelona ist weiterhin ungewiss - und es gibt noch mehr Baustellen. Was ist beispielsweise mit einem Barca-Trainer Flick?
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Den FC Barcelona plagen immense Schulden, ein Kredit soll Linderung verschaffen. Gleichzeitig ist die Zukunft von Trainer Ronald Koeman und Superstar Lionel Messi weiterhin offen. SPOX und Goal beleuchten Barcas Baustellen.

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Bundestrainer werden oder doch den nächsten Weltklub trainieren? Es ist ein Luxusproblem, das der scheidende Bayern-Coach Hansi Flick derzeit offenbar lösen muss, respektive darf.

Der 56-Jährige soll bei Barca ganz hoch im Kurs stehen, jedenfalls berichtet der katalanische Radiosender RAC 1 bereits von Kontakt zwischen Flick und Barcelonas Präsident Joan Laporta. Der Stuhl des aktuellen Trainers Ronald Koeman wackelt nach der endgültig verspielten Meisterschaft wohl doch wieder bedenklich, der Niederländer könnte trotz Vertrages bis 2022 noch diesen Sommer gehen müssen.

Dass der Job bei Barca für Flick verlockend sein dürfte, ist klar. Schließlich buhlt da einer der größten und prestigeträchtigsten Vereine der Welt um seine Dienste. Doch auch er wird nicht umhinkommen, auch die großen Probleme zu sehen, die die Blaugrana derzeit haben.

SPOX und Goal werfen einen Blick auf Barcas offensichtlichste Baustellen.

Baustelle 1: Barca und das liebe Geld

Es ist eine unvorstellbare Zahl: 1,173 Milliarden Euro. So hoch sind die Schulden, die den FC Barcelona momentan plagen. "Am Rande des Bankrotts" stehe der Klub, schrieb El Mundo nach Veröffentlichung der Zahlen Anfang des Jahres.

Die Verbindlichkeiten sind also noch besorgniserregender als zuvor angenommen, erstmals überschritten sie die Grenze von einer Milliarde Euro. Die nunmehr seit mehr als einem Jahr andauernde Coronavirus-Pandemie hat das Fortschreiten der wirtschaftlichen Probleme natürlich beschleunigt, aber auch die immensen Transferausgaben der letzten Jahre und vor allem die exorbitanten Gehälter der Spieler sind zwei Hauptgründe für die Misere.

Dass rund 730 Millionen Euro der Gesamtschulden kurzfristig abbezahlt werden müssen, intensiviert die Sorgen der Katalanen zusätzlich - wobei nun ein Kredit offenbar zumindest teilweise Abhilfe schaffen soll.

Spanischen Medienberichten zufolge hat die US-Investmentbank Goldman Sachs Barca einen Kredit in Höhe von 500 Millionen Euro zugesagt. Damit könnte der Klub die kurzfristig fälligen Schuldenzahlungen zumindest neu strukturieren, eine erste Tranche in Höhe von 100 Millionen Euro soll sofort ausgezahlt werden, um noch ausstehende Spielergehälter begleichen und Bankkredite bedienen zu können.

Erleichterungen, die Barca nicht nur wirtschaftlich, sondern eben indirekt auch sportlich dringend nötig hat. Denn die Finanzen und der fußballerische Erfolg hängen speziell in Barcas aktueller Situation eng zusammen.

Baustelle 2: Was wird aus Messi?

Nachdem Lionel Messi bekanntlich eigentlich schon letzten Sommer gehen wollte, stellte sich eine Frage rund um Barcelona das komplette Jahr über: Verlängert der inzwischen 33-jährige Superstar seinen Ende Juni auslaufenden Vertrag noch einmal oder verlässt er die Blaugrana nach dann 21 Jahren ablösefrei?

Eine definitive Antwort darauf gibt es weiterhin nicht. Seit Monaten ist klar: Messi wird sich nach Ablauf der Saison, die nun am Samstag mit dem Spiel bei Absteiger Eibar, bei dem es nur noch um die Sicherung von Platz drei geht, beendet wird, zu seiner Zukunft äußern.

Kurz nach der Partie in Eibar werden wir also mutmaßlich wissen, ob sich Messi nun in Richtung Manchester City, Paris Saint-Germain oder wohin auch immer verabschiedet oder doch in Barcelona bleibt. Seit der Wiederwahl des alten, neuen Präsidenten Joan Laporta im März tendierten die Zeichen immer mehr zu einem Verbleib des Argentiniers. Weil er sich mit Laporta gut versteht, weil die problemüberflutete Beziehung zu Vorgänger Josep Maria Bartomeu mit dessen Rücktritt keine Rolle mehr spielte.

Anfang Mai berichtete die Times von einem guten Gespräch zwischen Laporta und Messis Vater und Berater Jorge. Dabei soll es um einen Zehnjahresvertrag für den sechsmaligen Weltfußballer gegangen sein, der auch Vereinbarungen über eine Zusammenarbeit für die Zeit nach der aktiven Karriere beinhaltet. Und Messi soll zwar zu einer deutlichen Gehaltskürzung bereit sein, aber auch eine ganz klare Forderung an die Klub-Bosse gestellt haben: Verstärkt die Mannschaft signifikant und baut den Kader so um, dass man damit noch einmal die Champions League gewinnen kann. Womit man wieder beim Geld wäre ...

Baustelle 3: Kann Messis Forderung erfüllt werden?

Barca hat zwar in diesem Jahr die Copa del Rey gewonnen. Die Meisterschaft wurde am vorletzten Spieltag allerdings endgültig verspielt, zum zweiten Mal in Folge kommt der spanische Meister aus Madrid. Und in der Champions League war für die Katalanen schon im Achtelfinale gegen PSG relativ deutlich Endstation, der letzte Titelgewinn in der Königsklasse gelang 2015.

Dass das alles nicht den Ansprüchen Barcas genügt, machte Präsident Laporta auf einem Event von Diario Sport nun noch einmal deutlich: "Ein Zyklus ist zu Ende gegangen und wir arbeiten an einem Erneuerungsprozess", sagte er. "Von kommender Woche an werdet Ihr einige Entscheidungen sehen, die getroffen werden müssen. Wir müssen hart arbeiten, um eine Mannschaft zu bauen, die den Ligatitel und die Champions League gewinnen kann."

Nicht erst seit Messis Forderungen ist bei Barca wohl jedem klar: Der Kader braucht eine Veränderung. Es gibt vereinzelt positive Ansätze wie zum Beispiel die Entwicklung von Pedri, das verstärkte Einbauen von Eigengewächs Ilaix Moriba oder die großen Hoffnungen in den derzeit verletzten Ansu Fati.

Andere, in die Jahre gekommene Spieler wie Gerard Pique, Jordi Alba oder Sergio Busquets sollen spanischen Medienberichten zufolge jedoch zur Diskussion stehen. Und teure, aber die Erwartungen bis dato nie ganz erfüllende Stars wie Antoine Griezmann oder Philippe Coutinho würde man wohl gerne verkaufen.

Natürlich auch, um die finanzielle Liquidität gemeinsam mit dem Kredit von Goldman Sachs zu erhöhen. Zwingend notwendig logischerweise, um den Kader besser zu machen. Doch mit welchen Spielern? Einen Transfer von BVB-Stürmer Erling Haaland soll man inzwischen wegen der nicht zu stemmenden finanziellen Seite ausschließen, David Alaba zieht es voraussichtlich zu Real Madrid.

Dafür ist man sich mit Eric Garcia nach Informationen von SPOX und Goal bereits einig, das Eigengewächs kommt von Manchester City zurück und gilt als Nachfolger von Pique in der Abwehrzentrale. Weitere realistische Namen, die derzeit gehandelt werden, sind Georginio Wijnaldum (Liverpool), Sergio Agüero (Manchester City) und Memphis Depay (Lyon). Bei Letzterem soll ein möglicher Transfer aber auch an der Zukunft seines früheren niederländischen Nationaltrainers Ronald Koeman hängen ...

Die Zukunft von Lionel Messi beim FC Barcelona ist weiterhin ungewiss - und es gibt noch mehr Baustellen.
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Die Zukunft von Lionel Messi beim FC Barcelona ist weiterhin ungewiss - und es gibt noch mehr Baustellen.

Baustelle 4: Der Trainer

Nachdem Barca im April die Copa del Rey gewonnen hatte, saß der seit seinem Amtsantritt vergangenen Sommer nie so wirklich geliebte Ronald Koeman noch fest im Sattel. Nach der verpassten Meisterschaft hat sich das offenbar geändert.

Koeman hat zwar immerhin einen Punkteschnitt von 2,08, der schon bei seiner Installation angestrebte Umbruch könnte den Bossen aber doch zu schleppend voranschreiten - zumal die zwei wichtigsten Titel nicht geholt wurden. So berichtete RAC 1 zuletzt, dass Laporta und Co. bezüglich der Besetzung an der Seitenlinie nun doch wieder umgedacht hätten.

Laut des Radiosenders wolle man nur an Koeman festhalten, sollte sich kein adäquater Ersatz für den Niederländer finden, dessen Vertrag noch bis Juni 2022 läuft. Die Suche nach eben jenem Ersatz soll Laporta nun persönlich in die Hand genommen haben. Seine Wunschlösung offenbar: Hansi Flick.

Der wird den FC Bayern bekanntlich nach Saisonende verlassen, gilt jedoch eigentlich als Top-Kandidat auf die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrainer. Gespräche mit dem DFB laufen bereits, festgelegt hat sich Flick allerdings noch nicht.

Dennoch: Deutschen Medienberichten zufolge ist die Nationalmannschaft weiterhin Flicks favorisierte Lösung, der Job bei Barca dagegen aktuell keine ernsthafte Option. Laporta müsste sich dann also anderweitig umsehen - oder an Koeman festhalten.

Die Tabelle in der Primera Division nach dem 37. Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Atlético Madrid3765:244183
2.Real Madrid3765:273881
3.FC Barcelona3784:384676
4.FC Sevilla3752:331974
5.Real Sociedad3758:382059
6.FC Villarreal3759:421758
7.Betis Sevilla3747:48-158
8.Celta de Vigo3753:54-153
9.Athletic Bilbao3746:40646
10.FC Granada3747:65-1845
11.CA Osasuna3737:47-1044
12.Cádiz3734:56-2243
13.FC Valencia3750:53-342
14.Levante3744:55-1140
15.Deportivo Alavés3736:56-2038
16.Getafe3728:43-1537
17.Huesca3734:53-1933
18.Elche3732:55-2333
19.Real Valladolid3733:55-2231
20.SD Eibar3729:51-2230
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