Ein altbekanntes Schicksal

Von Cliff Schmit
Wayne Rooney wurde beim 1:2 gegen Real erst in der 73. Minute eingewechselt
© getty

Die Tage von Wayne Rooney bei Manchester United scheinen sich langsam aber sicher dem Ende zuzuneigen. Spätestens nach seiner Reservistenrolle bei der Niederlage im Champions-League-Achtelfinale gegen Real Madrid wird in England wild über einen Abgang des 27-Jährigen spekuliert.

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Was wurde im vergangenen Sommer nicht alles über das neue Sturm-Traumpaar bei Manchester United geschrieben. Nach der spektakulären Verpflichtung von Robin van Persie vom Ligakonkurrenten Arsenal, hoffte man bei ManUtd, dass man das ideale Angriffsduo gefunden hätte. Ein halbes Jahr später heißt es jedoch nicht mehr Rooney und van Persie, sondern Rooney oder van Persie.

Während der Niederländer seine überragende Form aus der Vorsaison mit ins Old Trafford brachte und diese Spielzeit bereits 27 Scorerpunkte (19 Tore, 8 Assists) auf dem Konto hat, läuft es bei Rooney seit einigen Monaten nicht wirklich rund.

Van Persie das neue Aushängeschild

Obwohl die Zahlen des 79-fachen englischen Nationalspielers (11 Tore, 9 Assists) mehr als ordentlich sind, scheint er für Alex Ferguson nicht mehr unumstritten. Dazu passt es, dass Rooney seit der Ankunft von van Persie nicht mehr das alleinige Aushängeschild bei United ist.

Wie englische Medien wie der "Mirror" nun berichten, soll Rooney wutentbrannt darüber gewesen sein, dass er im Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Real nur auf der Bank saß.

An Stelle von Rooney hatte sich Ferguson lieber für den zwölf Jahre älteren Ryan Giggs sowie den Youngster Danny Welbeck im United-Mittelfeld entschieden. Der ManUtd-Coach selbst wollte seine Entscheidung nicht kommentieren, führte bloß an, dass Rooney die "nötige Spiel-Schärfe fehlen würde".

Angespanntes Verhältnis zu Ferguson

Die Nichtberücksichtigung gegen Real ist der vorläufige Höhepunkt eines ohnehin angespannten Verhältnisses zwischen Trainer und Spieler. So ist es seit Oktober 2010, als Rooney United mangelnde Ambitionen vorwarf und sogar mit einem Wechsel zum Erzrivalen ManCity liebäugelte, immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden gekommen.

In diese Reihe passt es auch, dass Ferguson seinen Schützling in der Vergangenheit immer wieder wegen seines unprofessionellen Lebensstils kritisiert und ihm fehlende Fitness und Einstellung unterstellt hat. Nachdem sich der Schotte bisher in Geduld geübt hat, scheinen sich in letzter Zeit seine Zweifel an Rooneys wahrer Leistungsfähigkeit noch einmal verschärft zu haben.

Rooney selbst soll Freunden gegenüber bestätigt haben, dass es um sein Verhältnis zu Ferguson in dieser Saison sicherlich nicht bestens bestellt ist. Vorwürfe, er würde kein profigerechtes Leben führen, wies der Stürmer jedoch vehement von sich.

Becks und RvN als Warnung

Fergusons Entscheidung ihn in einem derartig wichtigen Spiel draußen zu lassen, dürfte für Rooney jedenfalls Warnung genug sein.

Der 71-jährige Schotte ist nicht gerade dafür bekannt, dass er Rücksicht auf große Namen nimmt. So hat Sir Alex in der Vergangenheit mit ähnlich drastischen Maßnahmen bereits einige seiner verdienten Starspieler auf das Abstellgleis befördert.

2003 strich "Fergie" David Beckham im CL-Achtelfinale gegen Real Madrid überraschenderweise aus der Startelf. Ganz ähnlich erging es Ruud van Nistelrooy 2006, als der Niederländer sich im Liga-Pokal-Finale gegen Wigan auf der Bank wiederfand. Beide hatten für Ferguson keinen sportlichen Wert mehr und wurden jeweils nur kurze Zeit später zu den Königlichen transferiert.

30 Mio. Ablöse

Trotz vieler Spekulationen ist es jedoch mehr als unklar, ob der Tabellenführer der Premier League seinen Stürmer überhaupt abgeben möchte und ob Rooney, der noch bis 2015 bei den Red Devils unter Vertrag seht, selbst gewillt ist Manchester zu verlassen.

Der "Guardian" bringt eine mögliche Ablöse von rund 30 Millionen Euro ins Spiel. Eine Summe, die United wohl nur noch in diesem Sommer einstreichen könnte, bevor Rooneys Marktwert im im letzten Vertragsjahr 2014 deutlich sinken würde.

Kein Markt für Rooney

Im Gegensatz zu Beckham und van Nistelrooy gibt es für "Wazza" jedoch keinen großen Markt an möglichen Abnehmern. Die Liste der Klubs, die für Rooney sportlich Sinn ergeben würden, ist in jedem Fall recht überschaubar. Zudem ist sein üppiges Gehalt in Höhe von 250.000 Euro pro Woche für Interessenten nicht gerade einladend.

Michael Owen, der vor seinem Abgang im Sommer drei Jahre lang mit Rooney bei United spielte, bringt es im "Guardian" auf den Punkt: "Wenn du ein Spieler seiner Klasse bist, bieten sich dir nicht viele Möglichkeiten. Falls Rooney wechselt, wohin soll er gehen? Real Madrid, Barcelona, Bayern München, Man City, Chelsea, PSG: da bieten sich bloß einige Mannschaften an. Paris ist vielleicht der heißeste Anwärter."

Ausgang offen

Die Pariser werden im Sommer erneut mit Millionen um sich werfen, ob Rooney dabei allerdings ganz oben auf der Liste steht, ist zweifelhaft. Bei Barcelona oder Bayern stellt sich die Frage, inwiefern Rooney in die jeweiligen Spielsysteme passen würde.

Bleibt Manchester City, das über die letzten Jahre hinweg immer wieder Interesse am gebürtigen Liverpooler bekundet hat. Angesichts möglicher Konsequenzen durch die Regeln des "Financial Fair-Play" würde ein Transfer für die Citizens aber nur wenig Sinn ergeben.

Ein ganz wildes Szenario spielte die, ohnehin nicht für ihre Zurückhaltung bekannte, englische Boulevardzeitung "The Sun" durch. Im Zuge einer Rückholaktion von Cristiano Ronaldo, könnte Wayne Rooney als "Verrechnungsmasse" zu den Königlichen wechseln. Zweifelsohne reine Spekulation, obwohl United mit Ronaldo und van Persie dann jenes Traum-Duo hätte, das es im Augenblick vermisst.

Wayne Rooney im Steckbrief