Real dreht Spiel im Old Trafford

Von Frank Oschwald / Alex Truica
Danny Welbeck und Raphael Varane haben sich intensiven Zweikämpfen gewidmet
© getty

Real Madrid steht im Viertelfinale der Champions League! Nach den beiden Siegen im Clasico und dem 1:1 im Hinspiel gewannen die Königlichen bei Manchester United mit 2:1 (0:0).

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Ramos sorgte mit einem Eigentor in der 48. Minute zunächst für die Führung von Manchester. Nach einer Roten Karte für Nani (56.) drehten Modric (67.) und Ronaldo (69.) innerhalb von drei Minuten die Partie.

Real Madrid erzielte somit auch im 16. CL-Auswärtsspiel unter Coach Mourinho mindestens ein Tor. Bei Manchester United feierte Giggs seinen 1000. Pflichtspieleinsatz.

Der Platzverweis sorgte nach dem Spiel für heftige Reaktionen. Rio Ferdinand applaudierte dem Schiedsrichter nach dem Abpfiff höhnisch nur ein paar Zentimeter vor dessen Gesicht. United-Trainer Sir Alex Ferguson erschien erst gar nicht zur offiziellen Presskonferenz.

Die Stimmen zum Spiel und zur umstrittenen Roten Karte

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Manchester sitzen Rooney und Kagawa (in der Liga zuletzt mit drei Toren) überraschend auf der Bank. Giggs startet dafür in seinem 1000. Pflichtspiel auf dem linken Flügel, Nani kommt über rechts. Ferdinand wurde rechtzeitig fit und verteidigt zentral neben Vidic, Cleverley spielt für den verletzen Jones.

Madrid mit der erwarteten Startelf. Der junge Varane ersetzt erneut Pepe in der Innenverteidigung, vorne gibt's mit Di Maria, Özil und Ronaldo geballte Offensivpower. Einzige Änderung im Vergleich zum Hinspiel: Higuain bekommt im Sturm den Vorzug vor Benzema.

11.: Erste gute Chance für Madrid. Özil spielt an der Strafraumkante Higuain an, der sich gegen drei Gegenspieler durchsetzt, dann aber beim Schuss aus 16 Metern die Balance verliert. Der Ball geht knapp rechts am Kasten vorbei.

16.: Giggs mit einem ganz feinen Außenrisspass vom rechten Strafraumeck. Am zweiten Pfosten lauert van Persie und will den Ball direkt nach innen geben. Ramos klärt vor Nani.

21.: Nach Ecke von Giggs setzt sich Vidic am Fünfer im Duell gegen Varane durch und setzt den Ball an den Pfosten! Der Rebound prallt von Welbeck ab - und landet genau zwischen den Beinen des am Boden liegenden Diego Lopez! Was für eine Szene!

48., 1:0, Ramos (ET.): Van Persies Schuss wird geblockt, Varane erläuft den Ball, kann aber nicht klären: Nani bringt die Kugel flach in den Fünfer, Welbeck kann den Ball nicht entscheidend auf das Tor bugsieren. Das übernimmt Ramos dann für ihn, der den Ball aus drei Metern ins eigene Tor lenkt.

56.: Nani hat nur den Ball im Blick - geht mit dem Bein Richtung Ball - und trifft den heranrauschenden Arbeloa mit dem ausgestreckten Bein im Bauch. Klares und hartes Foul. Aber auch unabsichtlich.

61.: Varane hat den Ausgleich auf dem Kopf: Ramos verlängert in den Fünfer, Varane köpfelt Richtung Tor, aber auf den Schädel von Rafael, der den Einschlag so verhindern kann.

66., 1:1, Modric: Der eingewechselte Kroate hält aus 18 Metern drauf - und knallt den Ball halbhoch auf das kurze Eck - vom Innenpfosten geht der Ball gerade noch so über die Linie. Toller Schuss.

69., 1:2, Ronaldo: Die Führung für Madrid. Özil bedient Higuain mit der Hacke, der drischt die Kugel durch den Fünfer: Am zweiten Pfosten grätscht Ronaldo die Kugel über die Linie.

Fazit: Zehn Minuten Powerplay reichten Real letztlich, um die Partie gegen sonst defensiv starke Engländer zu drehen.

Der Star des Spiels: Diego Lopez. Während der Keeper im ersten Durchgang hier und da noch Unsicherheiten zeigte, war er vor allem in der Schlussphase des Spiels immer wieder zur Stelle und parierte ein ums andere Mal stark.

Der Flop des Spiels: Alvaro Arbeloa. Während Rafael im Hinspiel große Probleme mit Ronaldo hatte, war es dieses Mal der Rechtsverteidiger von Real, der ein ums andere Mal mit den schnellen Außen von Manchester zu kämpfen hatte. Mit der Geschwindigkeit von Nani und Welbeck kam Arbeloa nicht klar. Zudem in der Offensive ohne jegliche Aktion. Auch aus taktischen Gründen war der Arbeitstag bereits nach 58 Minuten zu Ende.

Der Schiedsrichter: Cüneyt Cakir hatte bis zur 56. Minute überhaupt keine Probleme mit dem leichten Spiel und entschied stets richtig. Dann beeinflusste er das Spielgeschehen mit der Fehlentscheidung, Nani die Rote Karte zu geben, allerdings maßgeblich.

 

Die Trainer:

Alex Ferguson überraschte mit seiner Aufstellung erneut und setzte Rooney und Kagawa zunächst auf die Bank. Die Hereinnahme von Nani und Giggs zahlten sich zunächst aus. Nach der Roten Karte von Nani verpasste es Ferguson, zeitnah zu reagieren.

Jose Mourinho musste bereits früh reagieren und brachte Kaka für den verletzten Di Maria. Die Wunschaufstellung des Trainers war somit bereits zur Hälfte dahin. Der Portugiese löste nach dem Gegentor früh die Viererkette auf und nahm völlig zu Recht den schwachen Arbeloa von Feld. Das nötige Übergewicht im Mittelfeld brachte zwei Tore, zudem traf Joker Modric nach der Einwechselung. Der erste Sieg von Mourinho im Old Trafford.

Das fiel auf:

  • Wie im Hinspiel attackierte Real vor allem in der Anfangsphase des Spiels extrem früh. Khedira und Alonso liefen den Ballführenden meist in der gegnerischen Hälfte an. Zwischen den beiden Sechsern und der Viererkette klaffte allerdings zu oft eine zu große Lücke, in die Welbeck oft vorstieß und die Bälle gut verarbeitete.
  • Bei eigenem Ballbesitz schaltete Manchester stets blitzschnell um. Welbeck und Nani gingen ein ums andere Mal außen durch, von beiden Außenverteidigern Rafael und Evra vor allem in Durchgang eins offensiv hingegen fast gar nichts zu sehen.
  • Real immer wieder mit Diagonalbällen auf die linke Seite. Dort hatten Di Maria und Ronaldo viel zu viel Platz, da Rafael nicht am Mann war. Die Flanken fanden aber stets keinen Abnehmer in der Mitte oder wurden geblockt.
  • Anders wie zuletzt funktionierte das schnelle Umschaltspiel der Königlichen überhaupt nicht. Zudem schlichen sich in das Aufbauspiel ungewohnt unsaubere Pässe ein.
  • Das Flügelspiel der Königlichen war erneut extrem linkslastig. Während links Coentrao und Ronaldo immer wieder nach vorne stießen, konzentrierte sich rechts Arbeloa komplett auf die Defensive - kaum eine offensive Aktion des spanischen Rechtsverteidigers.
  • Nach dem Gegentor sowie der Roten Karte gegen Nani verlor Manchester völlig den Faden und konzentrierte sich nur noch auf die Defensive. Zehn Minuten Dauerdruck der Königlichen reichten aus, um das Spiel zu drehen.
  • Ronaldo fand bei seiner Rückkehr ins Old Trafford über 90 Minuten eigentlich nicht ins Spiel. Der Portugiese versuchte es wie gewohnt immer wieder aus der Distanz (27./45.) - allerdings jeweils weit am Tor vorbei. Bei seinem Tor in der 69. Minute stand er allerdings mal wieder goldrichtig.

Manchester United - Real Madrid: Daten zum Spiel