"Haben die Geschichte des Klubs verändert"

Von Marcus Blumberg
Sinnbild für die Saison: Roberto Mancini und Carlos Tevez zusammen mit der Meister-Trophäe
© Getty

Manchester City hat das große Ziel, die Meisterschaft, erreicht. All die Bemühungen aller Beteiligten zahlten sich aus. Doch wie kam es zu diesem Tag? Was waren die Schlüsselmomente bzw. wer waren die Schlüsselspieler? Und was passiert als nächstes? SPOX lässt die Meistersaison Revue passieren und blickt voraus.

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Grenzenlose Freude und Begeisterung auf den Rängen im Etihad Stadium. Passend dazu hallte ein vom ganzen Publikum intoniertes "Hey Jude" durch das weite Rund - in Anlehnung an das Jahr 1968, in dem die Beatles den Song veröffentlichten und Manchester City eben letztmals Meister wurde.

Nach 44 Jahren ohne Titel war es am Sonntag endlich soweit. City ist Englischer Meister! Die Art und Weise toppte alles, ein Fotofinish, das hierzulande einige an die Meisterentscheidung im Mai 2001 erinnerte. Nach 1:2-Rückstand trafen in der Nachspielzeit noch Edin Dzeko und Sergio Agüero zum sensationellen Sieg über die die Queens Park Rangers, der den Premier-League-Titel sicherte. Die zwei Torschützen stehen für eine Reihe von Geschichten, die diese Saison geprägt haben.

Saisonverlauf: Die Citizens waren von Anfang an am Rollen. Von den ersten zehn Spielen gewannen sie nur eines - in Fulham (2:2) - nicht. Das größte Highlight hierbei war unzweifelhaft der sagenhafte 6:1-Auswärtssieg im Old Trafford. Spätestens dann war klar, dass mit City zu rechnen sein würde.

Weniger gut lief es dagegen für die Multimillionen-Truppe in der Champions League. In der Todesgruppe mit Bayern und Napoli als größte Kontrahenten, reichte es nur zu Platz drei und damit der ungeliebten Europa League, in der man später gegen Sporting die Segel strich.

In der Liga lief dagegen alles super. Bis man dann im März ein paar Federn ließ und - zum einzigen Mal in dieser Spielzeit - drei Spiele in Folge nicht gewann. Der negative Höhepunkt: Das 0:1 bei Arsenal! Aus einem einst riesigen Vorsprung war plötzlich ein Acht-Punkte-Rückstand hinter United geworden. Sechs Spieltage vor Schluss ein aussichtsloses Unterfangen. Oder doch nicht?

United schwächelte nun ebenfalls, City stabilisierte sich und so kam es am 36. Spieltag im Etihad zum Showdown. City gewann und lag dank des besseren Torverhältnisses wieder vorn. Die Entscheidung im Titelrennen, wie wir heute wissen. Erstmals überhaupt entschied das Torverhältnis über den Gewinner der Premier League.

Roberto Mancini: "Vielleicht werden wir am Samstag nicht gewinnen, aber wir haben den besten Fußball in England gespielt", sagte Roberto Mancini in der Woche vor der Titelentscheidung. Diese recht subjektive Einschätzung lässt sich immerhin mit den meisten Toren und wenigsten Gegentoren belegen.

Mancini selbst hatte auch mit einigem Gegenwind zu kämpfen. Nicht zuletzt durch die Affäre um Carlos Tevez, der sich beim CL-Spiel in München weigerte, eingewechselt zu werden und anschließend für mehrere Monate mit Klub und Trainer auf Kriegsfuß stand. Oder die zahlreichen Eskapaden eines Mario Balotelli, den Mancini am liebsten eher heute als morgen würde loswerden wollen.

Doch Mancini hat es geschafft, all das nicht im Weg stehen zu lassen. Er ging sogar soweit, dass er sowohl Tevez als auch Balotelli nach einer Weile begnadigte und damit im Grunde den Erfolg des Teams über sein vielleicht angekratztes Ego stellte.

Er sollte belohnt werden und beschreibt die Schlüsselwochen, in denen der schier uneinholbare Rückstand auf den Stadtrivalen aufgeholt wurde, wie folgt: "In dem Moment war es gut für uns. All der Druck war weg und über drei Spiele spielten wir frei auf. Wir haben immer daran geglaubt, selbst als wir acht Punkte zurücklagen."

Sein Saisonfazit: "Eine verrückte Saison mit unfassbarem Finish, aber wir haben die Geschichte dieses Klubs verändert."

Schlüsselspieler: Zu Saisonbeginn war ein Name in aller Munde: David Silva. 2010 aus Valencia gekommen, drehte der Spanier in seiner zweiten Saison in Manchester so richtig auf. Er war an fast allen Offensivaktionen des Teams beteiligt und war das belebende und kaum zu stoppende Element im Angriffsspiel der Citizens. In den vergangenen Wochen war er nicht mehr ganz so auffällig oder gar dominant.

Diese Rolle übernahm hingegen Yaya Toure. Ein Vertreter der eher rustikalen Abteilung des Mittelfelds. Doch mit seiner Dynamik und unbändigem Siegeswillen war er in den wichtigen Spielen der entscheidende Mann. Er war da, als es zählte. Sinnbild dafür natürlich seine zwei Treffer in Newcastle, mit denen er den so wichtigen Auswärtssieg quasi alleine erzwang. Er war bereits in Barcelona ein Guter, nun dürfte er zu den Besten zählen.

Der Dritte im Bunde ist unzweifelhaft Vincent Kompany, der Abwehrchef. Einst in Hamburg als aufstrebendes Talent gescheitert, ist der Hüne in Manchester zu einem der besten Innenverteidiger Europas gereift. Obendrein ehrten ihn die Sponsoren mit dem Preis für den Spieler der Saison in der Premier League. Hinten immer sicher und vorne auch mit dem ein oder anderen wichtigen Tor - wie beim 1:0-Sieg gegen United - prägte er das Team auch mit seinem Kämpferherz und absolutem Siegeswillen.

Herausstellen muss man aber auch Stürmer Sergio Agüero. Frisch aus Spanien von Atletico Madrid gekommen, brauchte er überhaupt keine Eingewöhnungszeit und setzte sich sofort durch. Seine insgesamt 30 Pflichtspieltore untermauern dies. Er stellte den hochkarätigen Sturm des Teams komplett in den Schatten und ließ sich auch von den anhaltenden Querelen seiner Kollegen Balotelli und Tevez nicht aus der Ruhe bringen. Das Siegtor gegen QPR war wohl die Krönung.

Streichliste: Mehrere hundert Millionen Euro steckte Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan in den letzten paar Jahren in die Mannschaft von Manchester City. Das Ende der Fahnenstange ist jedoch bei weitem nicht erreicht. Jedenfalls nicht, wenn ein Roman Abramowitsch als Maßstab taugt. Auch der Scheich wird sich wohl kaum mit einer Meisterschaft zufrieden geben. Das nächst höhere Ziel wäre die Champions League. Dort sah City nicht gut aus.

Kurzum: Es werden neue Leute kommen. Und auch wenn City bekannt ist für eine Kadergröße, die selbst Felix Magath Freudentränen ins Gesicht zaubert, muss der ein oder andere Spieler gehen. Ob nun freiwillig oder eben nicht.

Einer, der einem sofort einfällt in diesem Zusammenhang, ist Edin Dzeko. Der Stürmer kam im Winter 2011 für eine Summe nördlich von 30 Millionen Euro und überzeugte nach Anlaufschwierigkeiten. Doch spielen durfte er zuletzt nur noch sporadisch. Angesichts der Konkurrenz verständlich. Aber ob der Bosnier wirklich Lust hätte, sich noch so eine Saison zu geben, darf bezweifelt werden. Interessenten gibt es genug.

In der Abwehr gibt es mit Aleksandar Kolarov ein ähnliches Beispiel. Der Serbe hat unzweifelhaft die Qualität, um zu spielen. Gael Clichy steht aber vor ihm und mit Wayne Bridge kommt ein weiterer Linksverteidiger erst mal zurück.

Und dass Mancini Balotelli gerne los wäre, ist auch kein Geheimnis, nachdem es der Trainer höchst selbst öffentlich verlauten ließ.

Hinzu kommen diverse Mittelfeldspieler wie Owen Hargreaves oder David Pizarro, die nur sporadisch auf Einsatzzeit kommen. Gerade letzterer hatte sich bestimmt mehr ausgerechnet, als er zu Jahresbeginn aus Rom auf die Insel gewechselt war.

Manchestet City auf einen Blick

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