Koller, Giroud, Großkreutz & Co. - wenn Feldspieler ins Tor müssen: Einer wurde zum Elferkiller, ein anderer landete in der Elf des Spieltags!

Von SPOX
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© Getty / Milan

Olivier Giroud ist der jüngste Neuzugang auf der Liste berühmter Feldspieler, die mal zwischen die Pfosten mussten. Der französische Mittelstürmer ist aber bei weitem nicht der erste, der in ungewohnter Rolle für Aufsehen sorgte. Wir erinnern an mehr oder weniger legendäre Performances.

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In Genua flog kürzlich Milan-Keeper Mike Maignan in der Nachspielzeit vom Platz. Da die Rossoneri nicht mehr wechseln konnten, musste ein Feldspieler ins Tor. Die Wahl fiel auf Mittelstürmer Olivier Giroud.

Der Franzose stand gleich mehrfach im Blickpunkt. Erst "guckte" er einen Freistoß der Hausherren an die Latte, dann warf er sich verwegen in ein Eins-gegen-Eins und rettete seinen Farben einen 1:0-Vorsprung über die Zeit.

Girouds Vorstellung, die ihm doch tatsächlich eine Berufung in die Elf des Spieltags einbrachte - wohlgemerkt als Torhüter und nicht als Mittelstürmer -, ist für uns Anlass genug, auf einige denkwürdige Vorstellungen von Feldspielern als Keeper zurückzublicken. Los geht's!

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SERGE AURIER

beim Afrika-Cup-Spiel Elfenbeinküste vs. Sierra Leone am 17. Januar 2022

Vorrunde beim Afrika Cup 2022: Serge Aurier musste in den Schlusssekunden der Vorrundenpartie in den Kasten, nachdem sich Keeper Badra Ali Sangaré bei einem irren Patzer am Knie verletzt hatte.

Sangaré kam aus seinem Kasten, griff nach dem Ball, verlor ihn aber wieder - und Sierra Leone machte in der 93. Minute das 2:2 ... Aurier und die Elfenbeinküste wurden dennoch Gruppensieger, scheiterten aber im Achtelfinale an Ägypten im Elferschießen.

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MICHAEL TARNAT

beim Bundesligaspiel Eintracht Frankfurt vs. FC Bayern München am 18. September 1999

Nachdem sich mit Oliver Kahn (Gehirnerschütterung) und Bernd Dreher (Kreuzbandriss) gleich zwei Bayern-Torhüter verletzt hatten, meldete sich der etatmäßige Linksverteidiger Michael Tarnat freiwillig. Der FCB lag bei der Eintracht 0:1 zurück, doch mit dem stark parierenden Tarnat im Tor drehte man das Spiel. Das geschah nicht etwa in Unterzahl, denn Tarnat ersetzte Dreher als dritter Einwechselspieler von Ottmar Hitzfeld damals. Kaum stand Tarnat im Tor, traf Giovane Elber zum 1:1, Sami Kuffour war der umjubelte Siegtorschütze für die Bayern.

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MICHAEL SCHJÖNBERG

beim Bundesligaspiel SC Freiburg vs. 1. FC Kaiserslautern am 13. Mai 2000

Die Parallelen zum gerade geschilderten Spiel der Bayern sind offensichtlich, allerdings blieb das Happy End für den Notnagel zwischen den Pfosten aus. Nach 30 Minuten verletzte sich FCK-Stammkeeper Georg Koch und wurde durch seinen etatmäßigen Backup Uwe Gospodarek ersetzt. Dieser verletzte sich jedoch ebenfalls und musste zur Pause ausgewechselt werden. Abwehrspieler Axel Roos kam für Gospodarek, der dänische Linksverteidiger Schjönberg ging beim Stand von 1:1 ins Tor. Das Freiburger 2:1 konnte Schjönberg nicht verhindern, er machte es jedoch mächtig spannend, als er in der 84. Minute einen Strafstoß der SC-Legende Alexander Iashvili parierte.

 

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JAN KOLLER

beim Bundesligaspiel FC Bayern vs. Borussia Dortmund am 9. November 2002

Wenn einen keine Schuld an der BVB-Niederlage in diesem legendären deutschen Clasico traf, dann Dortmunds baumlangen Mittelstürmer. Koller nämlich schoss den BVB in Führung und machte auch als Keeper eine richtig gute Figur (21 Jahre vor Olivier Giroud landete er auch in der Elf des Spieltags). Zum Zeitpunkt seiner "Umfunktionierung" - Stammkeeper Jens Lehmann war vom Platz geflogen, das Wechselkontingent bereits erschöpft - führten die Bayern bereits 2:1. Koller hielt seinen Kasten sauber. Was die BVB-Legende selbst von diesem Spiel hält und was sonst noch so passierte, könnt Ihr hier nachlesen.

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JOHN TERRY

beim Premier-League-Spiel FC Reading vs. FC Chelsea am 14. Oktober 2006

Das Spiel, das dafür sorgte, dass Torwartlegende Petr Cech für einen erheblichen Teil seiner Karriere mit Kopfschutz spielte. Ganze 16 Sekunden waren gespielt, als Cech mit Readings Stephen Hunt kollidierte und sich einen Schädelbasisbruch zuzog. Für Cech kam Carlo Cudicini, der nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler in der Nachspielzeit bewusstlos vom Platz getragen wurde. Für den Italiener übernahm Abwehrchef Terry, der aber nicht mehr ernsthaft geprüft wurde. Chelsea gewann 1:0.

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MLADEN PETRIC

beim UEFA-Cup-Spiel FC Basel vs. AS Nancy am 23. November 2006

Der Stürmer, der später für Borussia Dortmund und den Hamburger SV, spielte, musste rein, nachdem Basels Keeper Franco Costanzo für eine Notbremse Rot gesehen hatte. Es war die 90. Minute, es stand 2:2 und gab Elfmeter für Nancy - und Petric hielt das Ding sogar fest!

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JAN ROSENTHAL

beim Bundesligaspiel VfL Wolfsburg vs. Hannover 96 am 7. Dezember 2008

Auch hier der "klassische" Ablauf: Hannover hatte im niedersächsischen Derby schon dreimal getauscht und nach 80 Minuten sah Keeper Florian Fromlowitz die rote Karte. Der zuvor lange verletzte Rosenthal sprang ein und hielt direkt einen Elfmeter von keinem Geringeren als Edin Dzeko: Problem: Es stand bereits 2:1 für den VfL - und das ließen sich die Jungs von Felix Magath nicht mehr nehmen.

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MAKOTO HASEBE

beim Bundesligaspiel TSG Hoffenheim vs. VfL Wolfsburg am 17. September 2011

Wolfsburgs Torhüter Marwin Hitz flog in der 81. Minute mit Rot vom Platz. Der VfL hatte bereits dreimal gewechselt, Rechtsverteidiger Hasebe ging daher ins Tor. Der Japaner bekam nur vier Minuten später das 1:3 - erzielt von Roberto Firmino.

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KEVIN GROSSKREUTZ

beim Bundesligaspiel Borussia Dortmund vs. TSG Hoffenheim am 18. Mai 2013

Mit einem Sieg am 34. Spieltag hätte der BVB die TSG in die 2. Liga schießen können. Beim Stand von 1:1 flog Keeper Roman Weidenfeller wegen einer Notbremse im Strafraum vom Platz. Dortmund konnte nicht mehr wechseln - und Standardspezialist Sead Salihovic traf gegen Großkreutz. Hoffenheim siegte 2:1 und blieb drin.

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SEBASTIAN POLTER

beim Bundesligaspiel FC Augsburg vs. 1. FSV Mainz 05 am 3. November 2013

Zunächst musste Mainz' Keeper Heinz Müller zur Pause raus, dann sah Ersatzmann Christian Wetklo in der 88. Minute die rote Karte. Trainer Thomas Tuchel schickte Stürmer Polter ins Tor - und der parierte noch einen Freistoß bärenstark. Polter, bis zur U14 tatsächlich als Torhüter unterwegs, hielt seinen Kasten sauber, Mainz verlor dennoch 1:2.

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COSMIN MOTI

beim Champions-League-Playoff-Spiel Ludogorets Razgrad vs. Steaua Bukarest am 27. August 2014

Überragende Story! In der 119. Minute sah Torwart Vladislav Stoyanov Rot, Innenverteidiger Moti musste dann für das Elferschießen ins Tor bei den Bulgaren von Ludogorets Razgrad. Gegen seine rumänischen Landsleute hielt er zwei Strafstöße und verwandelte einen selbst - Razgrad erreichte erstmals die Gruppenphase der europäischen Königsklasse.

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NICOLAS DE PREVILLE und IBRAHIM AMADOU

beim Ligue-1-Spiel Racing Strasbourg vs. OSC Lille am 13. August 2017

Lille-Coach Marcelo Bielsa hatte sein Wechselkontingent schon nach 38 Minuten ausgeschöpft. Zwei Verletzungen hatte er zu beklagen und einen Spieler, der förmlich um seinen Platzverweis bettelte. Dann holte sich Keeper Mike Maignan die rote Karte (63.) beim Stand von 0:0. Stürmer De Preville rückte zunächst ins Tor, kassierte das 0:1 und machte dann Platz für Kapitän Amadou, der bei einem Elfmeter und einem Distanzschuss das Nachsehen hatte. Endstand: 3:0 für Strasbourg.

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KYLE WALKER

beim Champions-League-Spiel Atalanta Bergamo vs. Manchester City am 6. November 2019

Ein Patzer von Ilkay Gündogan mündete zehn Minuten vor Schluss in eine rote Karte für City-Keeper Claudio Bravo. Trainer Pep Guardiola durfte noch wechseln, hatte aber keinen Keeper mehr, da Bravo zuvor für den angeschlagenen Ederson gekommen war. Ein Feldspieler musste also ins Tor und Pep entschied sich nach Rücksprache mit dem Torwarttrainer für Verteidiger Walker, den er für Rechtaußen Riyad Mahrez brachte. Walker hielt dann mehr Schüsse als Ederson und Bravo zuvor zusammen. Das Spiel endete 1:1.

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VINNIE JONES

beim Premier-League-Spiel Newcastle United vs. FC Wimbledon am 21. Oktober 1995

Der Mann mit dem so knuffigen wie zutreffenden Spitznamen "Die Axt" übernahm das Torwarttrikot von Wimbledon-Keeper Paul Heald, der Rot gesehen hatte. Dass Newcastle zum Zeitpunkt des Wechsels zwischen den Pfosten bereits 3:0 führte und noch drei Buden machen sollte (Endstand 6:1), tat Jones' Performance keinen Abbruch. Jones, der es längst auch als Filmstar zum Legendenstatus gebracht hat, hechtete und grätschte mehrmals spektakulär und zeigte erstaunliche Paraden, wie man hier bestaunen kann.

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