Ex-BVB-Torwart Zlatan Alomerovic im Interview - "Nach Klopps Ansprache dachte ich: Ich bin der Geilste!"

Von Philipp Schmidt
Alomerovic bezeichnet Klopp als "außergewöhnlichen Trainer und Menschen".
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Ehrmann gilt als einer der besten Torwarttrainer Deutschlands, pflegt aber einen harten Umgang mit seinen Schützlingen. Wie haben Sie ihn erlebt?

Alomerovic: Gerry ist geradeaus, er hat auch keine Angst vor Trainern oder Sportdirektoren. Manchmal geht das vielleicht auch ein bisschen zu weit. Er hat einfach seine klaren Ansichten, die er voll vertritt. Ich war nicht seine Nummer eins und dann merkte ich auch, dass ich nicht die allergrößte Anerkennung erhalte.

Ehrmann wurde im Februar nach über 20 Jahren von seinen Aufgaben entbunden, weil er unter anderem den Trainerstab beleidigt haben soll. Was haben Sie gedacht, als Sie dies erfuhren?

Alomerovic: Er kann schon sehr direkt werden. Ob das jetzt so weit führt, dass er beleidigend wird, kann ich nicht beurteilen. Selbst wenn er es übertrieben haben sollte, müsste der Verein darüber nachdenken, was Gerry für den FCK geleistet hat und ob es wirklich notwendig ist, diese Schlammschlacht in der Öffentlichkeit auszutragen.

Zur neuen Saison kam Tayfun Korkut in die Pfalz, doch Ihnen wurde mitgeteilt, dass man nicht mehr mit Ihnen plant. Wie kam es?

Alomerovic: Mein Berater war mit dem neuen Sportdirektor Uwe Stöver in Kontakt. Korkut hatte den Wunsch geäußert, sich alle Torhüter ansehen zu wollen, bevor er eine Entscheidung trifft. Es war schon sehr merkwürdig, mit vier Torhütern in eine Vorbereitung zu starten. Schließlich wurde mir erst am 15. Juli mitgeteilt, dass man nicht mehr mit mir plant und ich mir einen neuen Verein suchen kann. Das war eine absolute Schweinerei.

FCK-Torwart-Legende Gerry Ehrmann baute auf Alomoerovics Konkurrenten Marius Müller.
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FCK-Torwart-Legende Gerry Ehrmann baute auf Alomoerovics Konkurrenten Marius Müller.

Zlatan Alomerovic nach FCK-Aus ein Jahr ohne Verein

Da zu diesem Zeitpunkt wohl die meisten Torwartpositionen bei anderen Klubs schon besetzt waren, oder?

Alomerovic: Natürlich. Und eine Woche später begann die 3., zwei Wochen danach die 2. Liga. Es war nahezu unmöglich, noch einen Verein zu finden. Kurz vor Transferschluss habe ich dann meinen Vertrag aufgelöst und mich bei der zweiten Mannschaft des BVB fit gehalten.

Es dauerte ein Jahr, ehe Sie bei einem neuen Verein unterschrieben. Zwischenzeitlich sollen Sie im Mai 2017 ein Probetraining bei Hansa Rostock absolviert haben.

Alomerovic: Ich war im Alltag ins Training beim BVB II integriert, was dem Verein aufgrund einiger Ausfälle auch geholfen hat. Im Winter hatte ich dann zunächst ein Probetraining in Nijmegen bei meinem alten A-Jugend-Trainer Peter Hyballa. Dort wollte der zweite Torhüter weg. Ich war dann im Trainingslager mit dabei, aber der Keeper blieb letztlich doch. Und danach kam die kuriose Geschichte mit Rostock.

Was ist dort passiert?

Alomerovic: Ich hatte ein dreitägiges Probetraining. Danach sagten Chef- und Torwarttrainer: 'Das machen wir.' Ich sollte dann noch zum Ligaspiel gegen Erfurt bleiben. Hansa verlor zwar, aber es war kurz vor Saisonende und ging um nichts mehr. Anschließend bin ich sechs Stunden nach Hause gefahren. Als ich auf mein Handy schaute, las ich, dass man den Trainer entlassen hat. Damit war das Thema wieder vom Tisch.

Zlatan Alomerovic im Steckbrief

Geburtsdatum/-ort15. Juni 1991/Opstina Priboj
Größe1,87 Meter
Gewicht85 Kilogramm
PositionTorwart
StationenBVB (Jugend und Aktive), FCK, Korona Kielce, Lechia Gdansk
Erfolge2x Deutscher Superpokalsieger, Polnischer Pokalsieger, Polnischer Superpokalsieger

Wie hat sich die Vereinslosigkeit auf Ihre Psyche ausgewirkt?

Alomerovic: Ich habe versucht, positiv zu bleiben und mich fit zu halten. Ohne greifbares Ziel war das jedoch schon schwer. Diese Rückschläge haben mich nachdenklich gemacht. Nach dem Motto: 'Vor einem Jahr warst du einer der besten Keeper in der 3. Liga und jetzt will dich keiner mehr zu einem Probetraining einladen.' Ich würde keinem empfehlen, den Vertrag aufzulösen, solange man keinen neuen Arbeitgeber hat. Niemand möchte einen Spieler verpflichten, der in zwei Jahren nur ein Spiel gemacht hat und arbeitslos war. Diese Verantwortung will kein Trainer oder Sportdirektor tragen.

Wie nah waren die Gedanken an ein Karriereende?

Alomerovic: Schon zu meiner BVB-Zeit habe ich mich in Form von Immobilien-Investments mit der Zukunft beschäftigt. Ich wollte aber natürlich nicht akzeptieren, dass jetzt auf einmal alles vorbei ist und bis August 2017 unbedingt versuchen, irgendwo unterzukommen. Hätte das nicht geklappt, hätte ich mir sicherlich Gedanken gemacht.

Wie ging es dann weiter?

Alomerovic: Im Mai hatte die SG Sonnenhof Großaspach aus der 3. Liga angefragt. Dort wollte man mich auch ohne Probetraining haben und bot mir einen Vertrag über zwei Jahre an. Das Gehalt war nicht sehr üppig und das Leben in der Stuttgarter Gegend nicht gerade günstig, daher wollte ich mich nicht gleich für zwei Jahre binden. Ich sagte zu den Verantwortlichen: 'Gebt mir, was ihr wollt, aber ich will nur für ein Jahr unterschreiben.' Ich war absolut bereit, Vollgas zu geben und mich zu präsentieren. Der Verein lehnte das allerdings ab, so dass sich der Wechsel zerschlug.

Mit Korona Kielce erreichte Alomerovic in der Saison 2017/18 einen starken sechsten Platz in der polnischen Ekstraklasa.
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Mit Korona Kielce erreichte Alomerovic in der Saison 2017/18 einen starken sechsten Platz in der polnischen Ekstraklasa.

Alomerovic: "Vom Steak in die polnische Ekstraklasa"

Zwei Monate später unterschrieben Sie bei Korona Kielce, einem polnischen Erstligisten. Wie sind Sie dort gelandet?

Alomerovic: Durch eine typische Fußball-Geschichte. In Dortmund gibt es ein Restaurant namens Acqua, das häufig von Fußball-Profis und deren Beratern frequentiert wird. Als ich dort war, kam ich mit dem Inhaber Sam über meine derzeitige Situation ins Gespräch. Er sagte, dass er sich mit den Beratern austauschen würde. Eine Woche später rief er mich an und erzählte, dass Konstantinos Farras, der Berater von Sokratis, aus Bremen kommt und mit Werder-Legende Dieter Burdenski befreundet ist. Und Burdenski hatte gerade Anteile an einem polnischen Verein...

Korona Kielce.

Alomerovic: Genau. Dort suchte man auch einen Torwart. Trainer Gino Lettieri, der auch schon in Deutschland arbeitete, lud mich zum Training ein. Nach mehreren Trainingseinheiten und einem Testspiel wollte er mich noch im Trainingslager sehen, aber ich habe ihm klargemacht: 'Du musst jetzt eine Entscheidung treffen. Ich fahre nicht noch eine Woche mit und du suchst dir in der Zwischenzeit einen Besseren.' Er hat dann nochmal mit dem Verein gesprochen und ein paar Stunden später zugesagt. So war ich plötzlich Spieler in Kielce. Ohne diesen Restaurantbesuch wäre ich jetzt wohl nicht in Polen. Das könnte doch die Überschrift des Interviews sein: 'Vom Steak in die polnische Ekstraklasa.' (lacht)