Vegetarische amatriciana ohne Tomaten

Von Oliver Birkner / Frank Oschwald
Extase, Emotionen und unbändige Freude: Ein Fan beim Derby della Capitale
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Primera Division

Von Frank Oschwald

Auffanglatz des Spieltags: Als treuer Leser der Blitzlichter sollte man eigentlich meinen, dass man so langsam fast alle verrückten Dinge im Fußballzirkus mal mitgemacht hat. Verstörende Fotos, völlig sinnlose Aussagen und Fotos, die noch viel verstörender sind, als die eben angesprochenen. Unter der Woche mussten allerdings selbst wir drei, nein, vier Mal hinschauen, bis wir unseren Augen trauten. Joaquin trat in der spanischen Unterhaltungssendung "El Hormiguero" auf und plauderte aus dem Nähkästchen. Der Moderator Pablo Motos sprach von einer geheimen Fähigkeit des Betis-Haudegens, als plötzlich ein Sendungs-Assistent ein Huhn auf den Tisch stellte. "Das wissen nicht viele. Aber Joaquin ist in der Lage, Hühner zu hypnotisieren", plauderte der Moderator aus.

Joaquin lachte laut los, packte sich das Huhn selbstbewusst und fragte freundlich nach dem Namen. Das Huhn ignorierte den Anmachversuch gekonnt. Er wisse nicht, ob es klappt, so Joaquin. Zuletzt habe er das immer nur mit seiner Frau ausprobiert. Der 34-Jährige schritt zur Tat. Also wir wollen jetzt nicht mit dem Finger auf den armen Joaquin zeigen. Vor allem, da wir jetzt noch nicht allzu viele Huhn-Hypnotiseure gesehen haben und uns nicht zwingend als Experten auf dem Gebiet bezeichnen würden. Aber was folgte, glich eher der Arbeit eines betrunkenen Metzgers. Er versuchte ständig, den Kopf des armen Tieres auf den Tisch zu quetschen. Das Huhn wich jedoch ständig aus.

"Eine Eigenschaft von Hühnern ist, dass sie Arschlöcher sind", scherzte der Moderator. Das Spielchen zog sich über gut zwei Minuten hin. Letztlich war das Huhn ähnlich hypnotisiert wie jeder Zuschauer. Nämlich gar nicht. Als wir dachten, die Sendung könnte nicht mehr bizarrer werden, kam wenig später Pilar Rubio, Freundin von Sergio Ramos, und präsentierte Baby-Artikel. Ein Gummiheiligenschein, mit dem man das Kleinkind duschen kann, ohne dass Wasser ins Gesicht spritzt. Und ein Auffanglatz für Eltern, da mit dem Baby auf dem Schoß der Weg von Teller zu Mund so weit ist. Was ist mit dieser Welt nur los?

Nickerchen des Spieltags: Es gibt die eine oder andere Sache, die man als Moderator während eines Livespiels nicht zwingend machen sollte. Fans live im Fernsehen als Saufbolde beschimpfen beispielsweise. Man sollte keine Vergleiche mit Nazi-Parolen ziehen. Und am besten auch keinen aktiven Spieler indirekt als Zuhälter bezeichnen. Das hatten wir ja bereits alles. Dort reichte eine Entschuldigung und schon waren alle wieder Freunde. Rigoroser geht's in China zu. Denn die Fahrt von Dong Lu ins Estadio Santiago Bernabeu wird seine vorerst letzte Dienstreise für den chinesischen TV-Sender LeTV gewesen sein. Unmittelbar nach dem Spiel beurlaubte der Sender den 46-Jährigen.

Und das einzig und allein, weil der tapfere Racker zehn Minuten vor dem Ende der Partie einmal kurz eingeschlafen war. Mein Gott! Na gut, man hörte im Fernsehen laut und deutlich das Schnarchen des Reporters. Aber bitte, bei so einem Spiel. Dieses Champions-League-Gekicke ist halt auch immer spät. Wer ist da denn bitte noch nicht eingepennt? Hinzu kommt, dass es nach chinesischer Zeit ja fast 4 Uhr nachts war. Wir würden dem chinesischen Teufelskerl vielmehr einen Orden ausstellen. Wie er nach seinem kurzen Ausflug ins Traumland wieder den Faden aufnahm und losplapperte, als wäre nichts gewesen, war große Kunst. Wir haben natürlich keinen Plan, was er da so blubberte. Aber es hörte sich verdammt professionell an.

Algo mas? Das Kunstwort "Messidependencia" ist in Spanien inzwischen so geläufig wie eine übliche Begrüßung. Es beschreibt, manch ein pfiffiger Namensforscher mag es erraten haben, Barcas Abhängigkeit von Lionel Messi. Da der Argentinier aktuell ja verletzt ist, schauen wir mal kurz, was seine Vertreter so treiben. Die letzten 16 Tore für den FCB erzielten: Neymar, Suarez, Neymar, Suarez Neymar, Suarez, Suarez, Suarez, Neymar, Neymar, Neymar, Neymar, Suarez, Neymar, Suarez, Suarez, Neymar. Die Jungs kann man was machen lassen.

Serie A: Vegetarische amatriciana ohne Tomaten

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