Das Gylfi-Phänomen

Von SPOX
Die Aufsteiger des Monats: Dortmund und Lille stellen je zwei Spieler
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Mittelfeld

Benoit Pedretti (OSC Lille, Sprung von 320. auf 123.)

Seine Laufbahn schien mit Mitte 20 bereits den Zenit erreicht zu haben. Seitdem spielt Pedretti zwar immer regelmäßig in der Ligue 1 - doch der Sprung zurück in die Nationalmannschaft wollte ihm nicht gelingen. Der Wechsel vor der Saison von Auxerre nach Lille gab dem 31-Jährigen aber einen zusätzlichen Schub: 5 Assists und 1 Tor aus den letzten 10 Spielen sind für einen Sechser außerordentlich.

Was ihn so wertvoll macht für den französischen Liga-Dritten Lille: Aus dem defensiven Mittelfeld heraus bereitet er alle 47 Minuten einen Torschuss vor. Ohnehin gibt es kaum einen anderen Spieler mit einer derartigen Passgenauigkeit: Insgesamt kommen 82 Prozent der Anspiele zum Mitspieler, selbst in der gegnerischen Hälfte sinkt die Pass-Quote kaum (75 Prozent).

Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund, Sprung von 612. auf 152.)

Was für ein März: Dreiviertel der Saison zählte Gündogan zu den wenigen Enttäuschungen in Dortmund, dann kam mit dem Frühling auch sein Durchbruch. Der 21-Jährige profitierte davon, dass die Doppel-Sechs Bender/Kehl aus Verletzungs- oder Regenerationsgründen geschont werden mussten - und überzeugte mit überragenden Vorstellungen.

Mehr noch: In den vergangenen Wochen gibt es keinen Mittelfeldspieler, der so beständig auf hohem Level spielte wie Gündogan. Seine 4 Scorer-Punkte aus den letzten 4 Partien deuten nur eine Facette seines kompletten Spiels an. Gegen die Bayern folgt nun die Bewährungsprobe schlechthin (19.45 Uhr im LIVE-TICKER).

Gündogan: Das Langzeit-Projekt fruchtet

Jakub Blaszczykowski (Borussia Dortmund, Sprung von 645. auf 270.)

Ähnliche Geschichte wie Gündogan - nur dass Kubas Hoch etwas länger anhält. Seit Mario Götzes Ausfall als Stammspieler gesetzt, besticht er mit einer erstaunlichen Konstanz. Früher noch wankelmütig, liefert er Woche für Woche Topleistungen ab - und Assists am Fließband.

Seine 10 Assists sind klubintern der Bestwert, hinzu kommen 4 Tore. Seine imposante Rückrunden-Bilanz: 12 Spiele, 11 Scorer-Punkte.

Gylfi Sigurdsson (Swansea City, Sprung von 955. auf 379.)

Mit 3 Niederlagen in Serie steckt Swansea City, das Mini-Barca der Premier League, in einer Krise. Dennoch bleibt der gute Eindruck, den der Aufsteiger hinterlässt - und mit ihm der Überraschungsmann der Rückserie. Von Hoffenheim als Reservist ausgeliehen, rehabilitierte sich Sigurdsson als einer der talentiertesten Zehner des europäischen Fußballs.

6 Tore und 2 Assists in 12 Spielen sind imposant - und bedeuten Platz vier seit Neujahr. Nur Fulhams Wonderboy Clint Dempsey (12 Scorer-Punkte), Sunderlands Stephane Sessagnon (11) und Arsenals Theo Walcott (9) waren 2012 erfolgreicher. Nicht verwunderlich, dass Spitzenklubs wie Arsenal an eine Verpflichtung des Isländers denken.

Maximiliano Moralez (Atalanta Bergamo, Sprung von 629. auf 332.)

Kommt der Vagabund endlich zur Ruhe? In Argentinien als 1,60 Meter kleine Zaubermaus gefeiert, wechselte er 2007 zu FK Moskau, kehrte unglücklich zurück in die Heimat, stellte seinen Ruf wieder her und versucht sich seit dem Sommer erneut in Europa, diesmal aber in der Serie A bei Atalanta Bergamo. Diesmal die richtige Entscheidung: Der 25-Jährige ist gereift und so gut wie nie.

Die Ausbeute sticht zwar nicht heraus (3 Tore, 5 Assists), dafür zeichnet ihn eine unglaubliche Passgenauigkeit aus. Sogar im gegnerischen Drittel sind 78 Prozent seiner Anspiele erfolgreich. Um den Wert einordnen zu können: In allen fünf Top-Ligen Europas gibt es nur zwei Spieler, die eine bessere Quote aufweisen (Roms Miralem Pjanic, Juventus' Claudio Marchisio).

Sturm

Ruben Castro (Betis Sevilla, Sprung von 339. auf 95.)

Wenn die Frage nach dem MVP in der Primera Divison gestellt wird, müssten Namen wie Lionel Messi (Barca), Cristiano Ronaldo (Real) oder Falcao (Atletico) genannt werden. Fast genauso berechtigt ist es jedoch, Ruben Castro in die Diskussion zu schmeißen. Ohne Castro hätte sich Betis niemals aus dem Tabellenkeller befreien können, ohne Castro wäre Betis an Harmlosigkeit wohl kaum zu überbieten.

Der Beweis: Mit 12 Toren und 4 Assists ist Castro an 42,1 Prozent aller Betis-Tore beteiligt. Damit liegt er unter allen Spielern in Spanien auf Rang sechs, hinter Messi (55,6 Prozent), Falcao (50,0), Santanders Christian Stuani (47,9), Ronaldo (47,0) und Osasunas Raul Garcia (42,9). Kuriose Randnotiz zu Castro: Nach einem Tor gegen Malaga rannte er zum Jubeln direkt zur Team-Psychologin Patricia Ramirez, um sich mit einer herzlichen Umarmung bei ihr zu bedanken. Ramirez wird es zugeschrieben, dass die Betis-Spieler, darunter Castro, sich besser konzentrieren können und anders als früher die Emotionen im Griff haben.

Danny Welbeck (Manchester United, Sprung von 142. auf 48.)

Seit Welbeck 2008 als 17-Jähriger sein Profi-Debüt bei United gab, gilt er als zukünftiger Superstar. Meriten, denen er lange nicht gerecht werden konnte. Doch jetzt, mit 21 Jahren, ist er dabei, den vielleicht entscheidenden Schritt vom Ergänzungs- zum Stammspieler zu schaffen. Seit diesem Jahr ist er in der Startelf unumstritten und maßgeblich daran beteiligt, Stadtrivale City in der Tabelle zu distanzieren.

Auffällig, dass er sich mit der Rolle der Allzweckwaffe immer besser zurechtfindet. Mal als Linksaußen, mal als Rechtsaußen, mal als Keilbock für Wayne Rooney in der Sturmmitte: Welbeck überzeugt in der Regel. Nur mit der Effektivität hapert es: 7 Tore und 3 Assists in 26 Spielen sind nicht schlecht, aber nicht einem Mann mit einer solchen Klasse angemessen.

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