BVB-Kapitän Marco Reus von Hamann angezählt: "Dann ist deine DFB-Karriere beendet"

Von Jonas Rütten
Nach zwei Niederlagen in Folge, will der BVB wieder die Tabellenspitze angreifen.
© getty

Geht es nach Sky-Experte Dietmar Hamann, würde BVB-Kapitän Marco Reus keine Rolle bei der Kadernominierung für die WM 2022 in Katar spielen. Der Grund: Der freiwillige Verzicht von Reus auf die EM im Sommer.

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"Er hat in den sechs Monaten davor mit den besten Fußball seiner Karriere gespielt", lobte Hamann den 32-Jährigen zunächst in der Sendung Projekt Weltmeister - Road to Qatar: "Er wäre zur EM eingeladen worden, und ich glaube auch, dass wir ihn gut hätten gebrauchen können. Wenn du aus freien Stücken ein großes Turnier sausen lässt, dann ist deine Karriere als Nationalspieler beendet."

Reus hatte vor der Kaderbekanntgabe für die Euro durch Joachim Löw nach eigenen Angaben "gemeinsam mit dem Bundestrainer beschlossen, nicht mit zur EM zu fahren". Als Grund dafür führte er die "komplizierte, kräftezehrende und am Ende 'Gott sei Dank' erfolgreiche Saison" mit dem BVB an, die mit dem Pokalsieg in Berlin endete.

Die Entscheidung zum EM-Verzicht sei ihm "sehr schwer gefallen", teilte Reus im Sommer weiter mit, "aber nach einem sehr intensiven Jahr für mich persönlich und dem Erreichen der Ziele beim BVB bin ich zum Entschluss gekommen, meinem Körper Zeit zu geben, um sich zu erholen".

Reus hatte in seiner verletzungsdurchseuchten Karriere einige große Turniere mit der Nationalmannschaft verpasst - darunter auch den Gewinn des vierten WM-Titels beim Turnier in Brasilien 2014, zu dem er aufgrund eines Sydesmosebandrisses, den er sich im letzten Vorbereitungsspiel zuzog, nicht anreisen konnte.

BVB-Kapitän Reus nach EM-Verzicht in der Kritik

Mit der Kritik an Reus' EM-Verzicht im Sommer steht Hamann nicht alleine da. Auch Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Köln zeigte kein Verständnis für die Entscheidung des Dortmunder Mannschaftskapitäns: "Der Junge ist in überragender Form, diese EM ist für ihn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die letzte Chance, einen großen Titel zu gewinnen - und er macht lieber Urlaub. Diese Entscheidung finde ich sehr speziell", sagte Baumgart dem Westfalen-Blatt.

Vor seinem EM-Verzicht war Reus zwei Jahre lang von Bundestrainer Löw nicht mehr zur Nationalmannschaft eingeladen worden oder hatte Länderspiele aufgrund von Verletzungen verpasst. Löw-Nachfolger Hansi Flick hält jedoch große Stücke auf den Offensivspieler und nominierte ihn direkt für die ersten WM-Qualfiikationsspiele unter seiner Leitung.

Reus zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen zurück, erzielte im Verlauf der nun abgeschlossenen Qualifikation zwei Tore und bereitete zudem vier Treffer vor. Dennoch kann Hamann die Entscheidung Flicks, Reus sofort zurückzuholen, nicht nachvollziehen.

"Wenn er jetzt überragende zwölf Monate spielt und dann mit nach Katar fliegt, wäre das völlig okay. Dann trifft man eine kurzfristige Entscheidung", sagte Hamann, "aber ihn jetzt schon immer einzuladen, passt für mich nicht."

Hamann hatte bei Sky seinen 23-köpfigen WM-Kader nach jetzigem Stand veröffentlicht und keinen einzigen Dortmunder Profi berücksichtig. Auch Mats Hummels schaffte es nicht in Hamanns Aufgebot für Katar, weil dieser nach Meinung des Experten zu alt und zu langsam sei.