DFB-Team - Löws Offensiv-Puzzle: Einem Chelsea-Helden droht die Bank

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Die Stabilisierung der anfälligen deutschen Defensive hat für Joachim Löw im Laufe der EM-Vorbereitung oberste Priorität. Im Angriff hingegen kommt ein Luxusproblem auf den Bundestrainer zu. Wird ein Champions-League-Sieger zum großen Verlierer?

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Kein Marco Reus, kein Julian Draxler, kein Julian Brandt, kein Amin Younes, kein Florian Wirtz, kein Luca Waldschmidt: Die Liste international erfahrener respektive hoch veranlagter Offensivkräfte, auf die Joachim Löw aus unterschiedlichen Gründen bei der anstehenden EM verzichtet, ist lang. Und doch hat der Bundestrainer im Hinblick auf das Turnier, das für die deutsche Mannschaft mit dem Kracher am 15. Juni gegen Top-Favorit Frankreich startet, die Qual der Wahl.

Wir werfen einen Blick auf die einzelnen Offensiv-Positionen und jeweiligen Möglichkeiten für Löw.

DFB-Team: Das zentrale offensive Mittelfeld für die EM

  • Optionen: Thomas Müller, Kai Havertz, Ilkay Gündogan, Leon Goretzka, Jamal Musiala.
  • Situation: Mit einer Stammplatzgarantie über ein gesamtes Turnier hinweg wolle er Müller zwar nicht ausstatten, so Löw, der Rückkehrer aus München werde aber in jedem Fall "eine wichtige Rolle" bekleiden. Klar ist: Wenn Müller spielt, dann wie beim FC Bayern als eine Art Freigeist im Zentrum und nicht wie bei vorherigen Turnieren auf dem rechten Flügel. "Thomas spielt schon länger nicht mehr rechts, sondern mehr aus dem Zentrum heraus. Von dort kann er noch mehr in die Spitze gehen, er wird eher zentral und im Halbraum spielen", sagt Löw. Müller dürfte sich vor allem mit Havertz und Gündogan um einen Platz im zentralen offensiven Mittelfeld streiten. Goretzka ist eher etwas weiter hinten (auf der Sechs oder - je nach System - der Acht) eingeplant, während Jungspund Musiala bei seinem ersten Turnier in die Rolle des sporadischen Jokers schlüpfen soll.

DFB-Team: Die Außenbahnen für die EM

  • Optionen: Leroy Sane, Serge Gnabry, Timo Werner, Kai Havertz, Jamal Musiala, Jonas Hofmann.
  • Situation: Der bei den Bayern meist auf dem rechten Flügel agierende Sane hat nahezu alle Länderspiele in der jüngeren Vergangenheit als Linksaußen bestritten. Wo auch immer Löw den früheren Schalker aufbieten mag: Er ist gesetzt. Auch, weil Sanes Bayernkollege Gnabry unter Löw mehr im Zentrum spielt. Die eigentlich auch eher in zentralerer Position besser aufgehobenen Champions-League-Sieger Werner und Havertz vom FC Chelsea wären weitere Optionen für die beiden Außenpositionen. Hofmann hat derweil - ebenso wie Musiala - nur geringe Chancen auf einen Startplatz.

DFB-Team: Das Sturmzentrum für die EM

  • Optionen: Serge Gnabry, Timo Werner, Kevin Volland, Kai Havertz.
  • Situation: "Serge Gnabry spielt bei mir immer", lautet das Löw'sche Credo. Für gewöhnlich nimmt der Außenstürmer des FCB unter dem Bundestrainer die Rolle des falschen Neuners ein - und das sehr erfolgreich, immerhin kommt Gnabry in 19 Länderspielen auf 15 Treffer. Was gegen ihn als Mittelstürmer spricht? Er würde rechts (oder links) ebenfalls funktionieren und könnte so Platz für die mit der Neuner-Rolle mehr (Werner, Volland) oder weniger (Havertz) vertrauten Kollegen schaffen. Gerade Volland, der nach einer starken Saison bei der AS Monaco (18 Tore, acht Vorlagen) nur so vor Selbstvertrauen strotzt, schickt sich mit engagierten Leistungen in den ersten Trainingstagen an, zu einer echten Option für Löw zu avancieren. Seine Mitspieler sind jedenfalls voll des Lobes. "Mit Kevin haben wir einen anderen Stürmertyp dabei", sagte Mats Hummels am Montag. "Er ist sehr wuchtig, hat einen tiefen Körperschwerpunkt und gewisse Waffen, die er auch einzusetzen weiß. Er kann aufgrund seiner Körperlichkeit Bälle halten oder gewinnen."

Prognose zur DFB-Offensive: Für Werner wird es ungemütlich

Löws Offensiv-Puzzle ist nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick erscheint. Sind alle fit, ist davon auszugehen, dass Müller, Sane und Gnabry drei der systemabhängig vier bis fünf offensiven Positionen zum Turnierstart besetzen.

Havertz wird nach seinem Siegtor im Champions-League-Finale mit reichlich Rückenwind ins Trainingslager nach Seefeld kommen und hat auch aufgrund seiner Technik und Übersicht beste Chancen, Löws variable Offensive zu komplettieren - entweder als Spieler auf dem Flügel oder als eine Art falsche Neun im Angriffszentrum.

Heißt auch: Werner, der zuletzt sowohl bei Chelsea als auch in der Nationalelf nicht regelmäßig von Anfang an gesetzt war und mit einer gewissen Abschlussschwäche kämpft, muss sich sputen - zumal Volland mit den Hufen scharrt und beim Testspiel gegen Dänemark in Innsbruck am Mittwoch (21 Uhr) die Chance hat, sich zu beweisen. Werner stößt - ebenso wie Havertz und die anderen England-Legionäre - erst am Donnerstag zum DFB-Team.

DFB-Team: Der Fahrplan bis zur EM

DatumTermin
2. Juni 2021Testspiel gegen Dänemark in Innsbruck (Anstoß: 21 Uhr)
6. Juni 2021Abschluss des Trainingslager in Seefeld/Tirol
7. Juni 2021Testspiel gegen Lettland in Düsseldorf (Anstoß: 20.45 Uhr)
8. Juni 2021Bezug des EM-Trainingscamps bei adidas in Herzogenaurach
15. Juni 2021EM-Auftakt gegen Frankreich in München (Anstoß: 21 Uhr)
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