Kommentar zum FC Bayern München: Kovac und Salihamidzic verlieren die Deutungshoheit

Bayern-Trainer Niko Kovac (l.) und sein Sportchef Hasan Salihamidzic am Mittwochabend in Athen.
© getty

Wie schon beim FC Augsburg (2:2) überzeugte der FC Bayern München auch bei Olympiakos Piräus (3:2) nicht. Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Hasan Salihamidzic beurteilten die beiden durchaus vergleichbaren Auftritte jedoch völlig konträr - ihre Analysen wirken zunehmend kurios. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Nino Duit.

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Die beiden Auswärtsspiele des FC Bayern beim FC Augsburg und bei Olympiakos Piräus weisen etliche Parallelen auf.

Der FC Bayern war zwar optisch jeweils die absolut spielbestimmende Mannschaft, ohne das Spiel jedoch tatsächlich bestimmt zu haben - vor allem auf Grund eines fehlerhaften und ideenlosen Aufbauspiels, einer schlechten Raumaufteilung im Mittelfeld und dem Vertrauen auf individuelle Klasse im Angriff. Die Mannschaft kam zwar jeweils in etliche Abschlusssituationen (24 in Augsburg, 17 bei Piräus), ohne diese jedoch konsequent zu nutzen. In beiden Spielen wirkte der FC Bayern defensiv permanent angreifbar und kassierte zwei Gegentreffer - vor allem auf Grund von individuellen Fehlern.

Nicht identisch waren jedoch einerseits die Ergebnisse (in Piräus wurde das finale Wanken im Gegensatz zum Spiel in Augsburg nicht bestraft) und andererseits die öffentlichen Analysen von Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Die Analysen von Kovac und Salihamidzic sind widersprüchlich

Beim 2:2 in Augsburg hatte Salihamidzic ein "sehr, sehr gutes Spiel" gesehen. Nach dem 3:2 in Piräus drei Tage später forderte er dagegen: "Alles muss besser werden!" Kovac sah in Augsburg gar ein "außerordentlich gutes Spiel" seiner Mannschaft und meinte: "Wir haben es genauso gemacht, wie wir es wollten." In Piräus erklärte er dagegen, dass Kontrolle und Dominanz derzeit "nicht da" seien: "Wir tun uns im Moment nicht leicht." Was denn jetzt?

Widersprüchlicher könnten die Analysen zweier durchaus vergleichbarer Spiele kaum sein. Es scheint, als verlieren die Verantwortungsträger des FC Bayern die Deutungshoheit über die Auftritte der eigenen Mannschaft. Es scheint, als gingen ihnen die Erklärungen aus. Als wüssten sie selbst nicht, wie sie die aktuelle Situation einordnen sollen. Doch es sind nicht nur die Analysen des großen Ganzen, die kurios anmuten: Es sind auch die einzelnen Nebenaspekte.

Kovac lobt sich selbst - und gibt dem Wetter eine Teilschuld

Allen voran der öffentliche Umgang mit Thomas Müller. Statt die Thematik souverän wegzumoderieren, reagiert vor allem Kovac schnell gereizt. Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel in Augsburg lieferte er sich auf Nachfrage zu Müller ein überflüssiges Wortduell mit einem Journalisten. In Piräus, wo er Müller erstmals nach fünf Spielen wieder in die Startelf beorderte, wollte Kovac dessen keinesfalls schlechte Leistung nicht bewerten. Warum auch immer.

Stattdessen lobte er sich selbst für den "guten Schachzug", Müller nach dem Rückstand ins Zentrum beordert zu haben. Den eigenen Anteil am Erfolg verbal herauszustellen, ist ohnehin ein zuletzt fest etabliertes Muster bei Kovac. Bei Misserfolgen sind dagegen meist die Spieler verantwortlich, die die vermeintlich richtigen Vorgaben nicht erfüllt hätten. Oder wie in Piräus auch mal die äußeren Umstände. "Die Temperaturen waren nicht ganz einfach", erklärte Kovac.

Beim Anstoß um 22 Uhr hatte es übrigens durchaus erträgliche 22 Grad. Als der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß gegen halb eins wortlos das Stadion verließen (bei mittlerweile nur mehr 21 Grad), trugen sie Hemd und Sakko ohne dabei den Verdacht zu schöpfen, übermäßig ins Schwitzen zu kommen - zumindest nicht wegen der Hitze.

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