Störenfried und Fallensteller

Von Stefan Rommel
Coach Jupp Heynckes (M.) und zwei seiner Schlüsselspieler: Mario Mandzukic (l.) und Javi Martinez
© getty
Cookie-Einstellungen

Zwei Schlüsselspieler für die Defensive:

Zwei Spieler, die letzte Saison noch nicht im Münchener Dress unterwegs waren, helfen den Bayern bei der Umsetzung ihrer Defensivtaktik elementar: Javi Martinez und Mario Mandzukic.

Mandzukic hat sich schnell als ein Stürmer moderner Prägung entpuppt. Er bringt neben den Qualitäten in der Offensive auch die Gabe mit, sich in defensive Abläufe schnell und intuitiv einfühlen zu können. Das unterscheidet ihn zum in dieser Disziplin zwar deutlich verbesserten, aber nicht ganz so wertvollen Gomez und zu Pizarro, der im Prinzip noch ein klarer Angreifer im und um den Strafraum herum ist.

Auffällig dabei ist, wie Mandzukic gar nicht immer nur in vorderster Linie den Aufbau des Gegners stört. Da bekommt er immer wieder Unterstützung von einem der drei offensiven Mittelfeldspieler, manchmal sogar von Schweinsteiger oder Martinez, die aus ihrer Position rausstechen und einen kurzen Moment Druck auf die gegnerischen Innenverteidiger ausüben.

Mandzukic hat eine Nase dafür, wann er sich "einfach" im Raum bewegen muss und wann sich ein hartnäckiges Attackieren lohnen könnte. So steht der Kroate selbst bei minimalem Laufaufwand (und ebenso gedrosselter Laufgeschwindigkeit) so geschickt, dass er viele einfache Passwege des Gegners zustellen kann. Und sich um den Aufbauspieler des Gegners kümmern kann - was ihn gerade gegen den BVB mit Gündogan zu einer Waffe macht.

Unspektakulär, aber effektiv stört Mandzukic immer wieder dessen Kreise, verleitet den Gegner zu Abspielen in gefährliche Zonen, setzt dann plötzlich aus dem leichten Trab energisch zu und erweist sich auch als Offensivspieler im defensiven Zweikampf als äußerst geschickt.

Martinez ist ähnlich listig unterwegs. Der Spanier wirkt durch seine schlaksige Art und seinen unrunden Laufstil immer etwas hölzern. Und trotzdem gewinnt er in der Bundesliga neben Roman Neustädter von Schalke 04 die meisten Bälle.

Ein großes Plus ist dabei seine sensationelle Antizipation. Martinez erahnt die Spielzüge des Gegners, verschafft sich mit vielen kleinen horizontalen und diagonalen Läufen eine gute Ausgangsposition, um dann bei der ersten Gelegenheit zuzugreifen. Dem Gegner fehlen Anspielstationen besonders auf den Flügeln, weil Martinez immer wieder die Bahn der Passwege kreuzt.

Ist er dann doch mal nicht zur Stelle oder - wie in den seltensten Fällen, begeht er, wenn es sein muss, auch weit ab des eigenen Tores ein Foul oder bringt den Gegenspieler zumindest ins Straucheln.

Oft sieht man ihn zwischen seinen Läufen nur scheinbar teilnahmslos durchs Mittelfeld schlendern. Das ist kein Zufall, sondern Methode. Die Gegner fallen auf seine passive Spielwiese rein, rechnen offenbar nicht immer mit Martinez' Gewieftheit. Die Ausbildung in der Innenverteidigung habe ihm dabei sehr geholfen, sich auf die Ideen und Bewegungen gegnerischer Offensivspieler besser einstellen zu können, wie Martinez selbst sagt.

Sehr spannend könnte es werden, wenn Ilkay Gündogan nach Mario Götzes Ausfall aus dem defensiven Mittelfeld eine Position nach vorne rutscht und so noch mehr im Wirkungskreis von Martinez auftaucht. In einen Spieler seiner eigenen Position sollte sich Javi Martinez eigentlich noch besser hineinversetzen können.

Das ist Bayern München