"Jupp can be a happy man"

Von Interview: Andreas Lehner / Fatih Demireli
Alan McInally stürmte von 1989 bis 1991 unter Trainer Jupp Heynckes für den FC Bayern
© imago

Alan McInally stand von 1989 bis 1992 beim FC Bayern unter Vertrag und erlebte Jupp Heynckes noch in seiner ersten Amtszeit in München. Mittlerweile arbeitet er als Experte für "Sky Sports" in England. SPOX traf ihn beim Open Media Day zum Interview. Der Schotte über das Champions-League-Finale, die Stürmersituation in München und Dortmund sowie seinen alten Freund Jupp.

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SPOX: Sie haben kurz nach dem Training noch locker mit Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger geplaudert. Es scheint, als hätten Sie noch sehr guten Kontakt zum FC Bayern?

Alan McInally: Die Spieler sind gut drauf, sie wissen, dass das Finale ein riesengroßes Spiel für Bayern ist. Wir haben ein bisschen Spaß gemacht. Als Ex-Spieler kennen mich einige, ich bin wegen meines Jobs beim Fernsehen öfter mal dabei und ich bin immer noch ein Bayern-Fan.

SPOX: Die beeindruckende Saison der Bayern haben Sie dann natürlich verfolgt.

McInally: Klar, sie spielen eine fantastische Saison. Es ist unglaublich, dass beide deutsche Mannschaften im Finale dabei sind. Dortmund hat gegen Real zwei Riesenspiele gemacht, auch wenn sie ein bisschen Glück gehabt haben. Das brauchst du auch. Bayern hat sieben Tore gegen Barcelona geschossen! Die Meisterschaft haben sie mit vielen Punkten Vorsprung geholt. Alles schaut jetzt aufs Finale in Wembley. Der ganze Druck lastet auf Bayern, Dortmund hat nix zu verlieren.

SPOX: Wie wird die Explosion des FC Bayern in dieser Saison auf der Insel wahrgenommen?

McInally: Die Bayern haben drei Finals in den letzten vier Jahren erreicht, sie wurden in England schon immer mit Respekt betrachtet. Überraschend ist, dass es Dortmund auch ins Finale geschafft hat. Die hatten wir nicht so auf der Rechnung. In Wembley stehen sich die beiden im Moment besten Mannschaften Europas gegenüber, das ist das richtige Finale.

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SPOX: Wie bewerten Sie als ehemaliger Stürmer die Situation im Angriff des FC Bayern?

McInally: Das ist sehr schwer für Mario Gomez. Das Hinspiel gegen Barcelona durfte er beispielsweise machen, weil Mandzukic gesperrt war. Er macht ein Tor, muss im Rückspiel aber wieder auf die Bank. Das ist eine schwere Zeit für Mario, aber so schnell geht das im Fußball. Bei Bayern musst du immer 100 Prozent geben, 90 Prozent sind nicht genug. Trotzdem hat Mario in dieser Saison in allen Wettbewerben noch 15, 20 Tore gemacht. Der Trainer hat die Wahl, kann aber nur elf Mann aufstellen.

SPOX: Trotzdem ist die Verpflichtung von Robert Lewandowski ein Thema beim FC Bayern.

McInally: Vielleicht kommt er, ja. Die Bayern wollen ihn wohl haben, Manchester United, Manchester City und der Rest der Welt auch. Wenn Dortmund Lewandowski nicht hätte, wären sie nicht ins Finale gekommen. Er ist extrem wichtig für die Mannschaft und nicht zu ersetzen. Bei Bayern kann Jupp Gomez bringen, wenn Mandzukic nicht dabei ist. Diese Alternativen hat Dortmund nicht, das könnte im Finale den Unterschied machen.

SPOX: Sie konnten Edin Dzeko in den letzten Jahren in England bei Manchester City beobachten. Wäre er ein guter Nachfolger für Lewandowski in Dortmund?

McInally: Das wäre eine Möglichkeit. Er hat wie Gomez eine schwere Saison hinter sich, hat nicht immer gespielt, weil Carlos Tevez und Sergio Agüero da sind. Aber man muss abwarten, was City auf der Trainerposition macht. Mancini ist weg, wahrscheinlich kommt Pellgrini. Vielleicht erhöht das die Chancen von Dzeko. Es wird spannend, was im Sommer mit ihm passiert - und vielleicht auch mit Gomez.

SPOX: Mit Jupp Heynckes hatten Sie auf dem Platz auch noch eine freundschaftliche Begegnung. Seine Karriere wird er wahrscheinlich nach der Saison beenden. Wie schwer fällt ihm der Abschied?

McInally: Er ist jetzt 68 Jahre alt. Wenn er diesen Pokal gewinnt, ist er zufrieden. Er war natürlich enttäuscht, dass er hier nicht weitermachen durfte und dass Bayern Guardiola geholt hat. Guardiola ist ein super Typ und ein toller Trainer. Jupp hat über die letzten Jahre Unglaubliches geleistet, die Mannschaft ist deutlich stärker, als zu dem Zeitpunkt seiner Übernahme. Vielleicht kann er nach Ablauf der Saison sein Leben in Ruhe genießen und nur noch als Zuschauer zu den Spielen gehen.

SPOX: Zu Ihrer Zeit hier in München war Heynckes noch viel verbissener und verkrampfter. Wie schätzen Sie seinen Wandel ein?

McInally: Das ist unglaublich. Er war aber auch schon früher ein fantastischer Trainer, ein guter Typ und immer da für mich. Das Einzige, was fehlt: Er hat diesen Pokal mit Bayern noch nicht gewonnen. Letztes Jahr war er nahe dran. Wenn er es in dieser Saison schafft: He can be a happy man. Ich hoffe das für ihn.

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