BVB bringt sich in Frankfurt um den Sieg: Auswärts fehlen Entwicklung und Qualität

Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund
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Borussia Dortmund muss sich trotz zweimaliger Führung mit einem 2:2 bei Eintracht Frankfurt begnügen - und sich ankreiden lassen, besonders in Auswärtsspielen nicht die nötige Überzeugung einer Spitzenmannschaft auf den Platz zu bekommen.

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Michael Zorc hat es dreimal gesagt. Einmal auf der Pressekonferenz am Freitag und zweimal im Vorlauf der Partie am Sonntag bei Sky: Das Auswärtsspiel von Borussia Dortmund bei Eintracht Frankfurt an diesem 5. Spieltag der Bundesliga sei für den BVB ein "Härtetest".

"Wir müssen hier heute gewinnen, um weiter oben dran zu bleiben. Das ist ganz klar", machte der Sportdirektor zudem deutlich. Nach dem 2:2 dann, Dortmund hatte zweimal geführt und zwei Minuten vor Schluss den Ausgleich durch ein Eigentor von Thomas Delaney kassiert, zog ein bedienter Zorc ein unmissverständliches Fazit: "So spielt keine Spitzenmannschaft."

Diese Einschätzung ist zweifelsfrei korrekt, doch hatte der BVB nicht zuletzt zwei starke Leistungen in Serie geboten und gegen Leverkusen (4:0) sowie Barcelona (0:0) zumindest beinahe wie ein Spitzenteam gespielt? Zorc dürfte dies tendenziell bejahen, doch es ist kein Wunder, dass er bereits im Vorfeld die Sinne zu schärfen versuchte.

Auswärts fehlt dem BVB die Überzeugung eines Titelanwärters

Es sind nämlich genau diese "herkömmlichen" Spiele, ganz besonders jene in der Fremde, mit der die Borussia unter Lucien Favre enorme Probleme hat - und wenn man es genau nimmt, in denen sie kaum eine Entwicklung hin zum Positiven erkennen lässt. Es sind die Spiele nach den Highlights, nach einer erfolgreichen Reaktion auf eine missglückte Partie, nach den größtenteils souverän gewonnenen Heimspielen.

Spiele wie vor einem Monat in Köln, als der BVB in Rückstand geriet und trotz des Sieges am Ende lange Zeit keine überzeugende Leistung bot. Spiele wie bei Union Berlin, als Dortmund von der Physis des Gegners in die Knie gezwungen wurde und die bekannten Schwächen nach Standards sowie individuelle Patzer Gegentore begünstigten. Oder Spiele wie in der Vorsaison, als die Westfalen bei beiden Absteigern nicht gewinnen konnten und in Düsseldorf und Augsburg verloren.

Alarmierend ist dabei, dass man mittlerweile nicht umhinkommt, ein Muster dabei zu erkennen. Auswärts wird beim BVB deutlich, dass man noch weit entfernt ist von der Überzeugung, mit der ein mittlerweile selbsternannter Titelanwärter solche Spiele angehen müsste. Im Gros dieser Partien, die Dortmund qua individueller Klasse gewinnen sollte, wird oft nicht einmal sichtbar, wer überhaupt der Meisterkandidat ist.

BVB mangelt es an Kontrolle und Killerinstinkt

Kapitän Marco Reus und auch Favre wehrten sich nach dem Auftritt bei der SGE ziemlich vehement gegen den Vorwurf, dies hänge mit mangelnder Mentalität zusammen - dem Dortmunder (Un)Wort der Vorsaison. Das Veto der beiden ist insofern berechtigt, dass dies nicht die einzige Ursache darstellt. Es mag ein harter Vorwurf sein, aber am Ende haben diese Tendenzen auch mit fehlender Qualität zu tun.

Es ist schließlich eines der Merkmale einer Spitzenmannschaft, gegen offensichtlich schwächer besetzte Teams - oder müde Mannschaften, wie es nun die Eintracht nach ihrem Europa-League-Auftritt am Donnerstag war - Kontrolle und Killerinstinkt auf den Platz zu bekommen. Und zwar konstant, nicht nur phasenweise.

"Wir hätten das 2:1 über die Bühne bringen müssen - fertig, aus. Es war alles in Ordnung. Wir hatten das Spiel unter Kontrolle und dann das 2:2", analysierte Reus. Hier ist ihm, am Sonntag Dortmunds Schwächster und in dieser Saison noch nicht wirklich in die Gänge gekommen, allerdings in Teilen zu widersprechen.

Dortmund hatte das Spiel vor allem in den ersten 35 Minuten unter Kontrolle, das ist korrekt, aber mitnichten im zweiten Durchgang beziehungsweise nach der abermaligen Führung. Schon im ersten Abschnitt mangelte es an Zielstrebigkeit und auch Gier, um gegen einen angeknockten Gegner bereits für die Vorentscheidung zu sorgen.

Ein Mix aus mehreren Unzulänglichkeiten beim BVB

Nach dem 2:1 offenbarten die Hessen dann in der Schlussphase immer mehr Räume, die der BVB allerdings nicht zu bespielen wusste. Dortmund versuchte vielmehr, den Vorsprung zu verwalten und irgendwie über die Zeit zu bekommen. "Wir ziehen es nicht bis zum Ende durch", haderte Reus.

Letztlich ist es ein Mix aus mehreren Unzulänglichkeiten: Die Dortmunder gehen zu häufig zu passiv zu werke, insbesondere mit einer Führung im Rücken. Mal häufen sich dann leichte Ballverluste, viel öfter versäumen es die Schwarzgelben aber, ihr Offensivspiel mit der nötigen Präzision zu versehen. Dortmund spielt aussichtsreiche (Konter-)Situationen und Tormöglichkeiten zu fahrlässig aus oder betreibt gar gleich Chancenwucher - auch in Frankfurt wurde dies offensichtlich.

Favre und seine Spieler müssen sich fragen, woran es liegt, dass man die richtige Schärfe, die gesunde Haltung eines selbstbewussten und von sich überzeugten Teams, die man in Partien wie gegen Leverkusen und Barcelona an den Tag legt, nicht in den Liga-Alltag transportieren kann.

So hat man nun bereits wieder fünf Punkte in zwei Auswärtsspielen gegen Union und die Eintracht liegen gelassen. Sechs Gegentore hagelte es in den drei Auftritten außerhalb des Signal Iduna Parks. Diese Zwischenbilanz ist schon jetzt zu schwach, um die hohen eigenen Ansprüche untermauern zu können.

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