Flaute für die Kritiker

Pep Guardiola coacht die Münchner am 3. Spieltag auf den ersten Tabellenplatz
© Getty

Der vermeintlich große Härtetest wird zum Schaulaufen, beim 3:0-Sieg über Bayer Leverkusen zeigt der FC Bayern am 3. Spieltag der Bundesliga nicht nur beeindruckenden Fußball, sondern erobert auch die Tabellenspitze. Pep Guardiola nimmt mit taktischen Kniffen seinen Kritikern den Wind aus den Segeln - und macht aus schwierigen Vorzeichen den perfekten Saisonstart.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Sommerpause der Bayern im Zeitraffer. Sinngemäß: Pep bringt Unruhe in die Mannschaft, weil er nicht verlängert. Pep verlängert nicht, so gereizt wie er ist. Die Spieler verstehen seine wirren Ansagen ohnehin nicht. Immer dieses Spanisch.

Und dann geht auch noch Klub-Legende Bastian Schweinsteiger und Arturo Vidal kommt, der noch nicht einmal weiß, was "Mia san Mia" bedeutet. Und dann Douglas Costa für Abermillionen aus Donezk holen, kann der überhaupt was? Und wo bleibt da überhaupt die Identität?

Die Fußballwelt im Netz auf einen Blick - Jetzt auf LigaInsider checken!

"Es gab schon ein paar Themen, die aufgemacht wurden", sagte Matthias Sammer als frischgebackener Tabellenführer mit einem kleinen Lächeln nach dem 3:0 über Bayer Leverkusen. Doch aller Unruhe zum Trotz stehen die Münchener nach drei Spielen mit der optimalen Ausbeute da. Und kommen auch spielerisch ins Rollen.

Mit "Stahlhelm und Schutzmantel" gegen die Störfeuer, wie es Sammer etwas martialisch ausdrückte. Und einem Pep Guardiola an der Seitenlinie, der gegen die Werkself in die Trickkiste griff.

Doppeltes Überraschungsmanöver

Viel Kritik musste der Katalane schon aus allen Ecken für seine Personalentscheidungen einstecken. Weil seine neuen Systeme und Ideen nicht immer Kantersiege zu Tage förderten und er die Spieler nicht da aufstellte, wo ihre Stammposition ist - oder sie vor drei Jahren in der Triple-Saison doch so überragend waren.

Gegen die Werkself warf der mit 2,5 Punkten pro Spiel erfolgreichste Bayern-Coach aller Zeiten wieder alle gewöhnlichen Ansätze über den Haufen und überraschte mit zwei Manövern, die den Leverkusenern das Leben nicht nur schwer, sondern unmöglich machten.

Schon vergangenes Jahr beim 1:0 im Heimspiel gegen Bayer wollte Pep das intensive Pressing der Werkself umschiffen, in der er das Spiel im letzten Drittel enorm breit machte und seine Flügelspieler mit weiten Bällen fütterte. Klappte das im Dezember mit Lewandowski und Müller auf den Außen nur bedingt, ging der Plan mit den pfeilschnellen Robben und Costa dieses Mal voll auf. Die technisch versierten Außenspieler klebten an den Linien, gleichzeitig boten die langen Bälle so gut wie keine Angriffsfläche für die Leverkusener Balljagd.

Das 1:0 gegen die Werkself darf dabei als Musterspielzug für Peps Masterplan herhalten. "Wir hatten gute Möglichkeiten nach vorne über die Außen, das war unser Plan", gab Jubilar und Doppeltorschütze Thomas Müller bei seinem 200. Bundesligaspiel zu Protokoll. "Die Leverkusener spielen natürlich sehr aggressiv mit Risiko gegen den Ball, wenn man den Ball dann über die erste Angriffsreihe bekommt, dann geht was."

Unter dem Strich waren Costa und Robben auf den Außen gar die offensivsten Akteure, während Müller und Lewandowski hängend aus dem Zentrum heraus agierten und in die Spitze stießen.

Der Aktionsradius der Spieler beim Topspiel Bayern gegen Leverkusen

"Heute wurde ein neuer Innenverteidiger geboren"

Guardiolas zweiter Streich war die Besetzung der Abwehr. Viele runzelten die Stirn, dass in Abwesenheit von vier der fünf nominellen Innenverteidiger im Kader auch noch Dante auf der Bank Platz nehmen musste. Doch hatten die Gäste mit ihrem zentrumslastigen Spiel große Probleme gegen die Dreierkette Lahm, Alaba, Bernat, die situativ von Xabi Alonso als zweitem Innenverteidiger verstärkt wurde.

"Heute wurde ein neuer Innenverteidiger geboren", schwärmte Sammer vom Spanier, der zwischen der letzten Reihe und Spielaufbau pendelte und so für die nötige defensive Stabilität, aber auch gefährliche Bälle auf die Außen sorgte. "Er hat ein Weltklassespiel gemacht."

Mit Vidal als Zerstörer vor der Abwehr und Thiago als giftigem Zwischenspieler eine Station weiter vorne ließen die Münchner Leverkusen kein Tempo aufnehmen, schnappten sich ob der Unterlegenheit in der Luft viele zweite Bälle - und ließen bis auf Hakan Calhanoglus Lattentreffer nach einem Freistoß in Hälfte eins und einer Aktion von Stefan Kießling kurz nach Wiederanpfiff keine nennenswerte Chance zu. Gegen ein Team, das unter der Woche Lazio Rom mit 3:0 seine Grenzen aufgezeigt hatte.

Probleme, die keine sind

"Unabhängig der optischen Leistung", sagte Sammer schließlich, "musst du gegen Bayern München das Gefühl haben, dass da nichts möglich ist. Wir müssen das ausstrahlen." Gegen die im Vorfeld hoch gehandelten Leverkusener dürfte das Team seinen Sportvorstand somit recht glücklich gemacht haben.

Dass die kritischen Stimmen in der bayrischen Landeshauptstadt komplett abebben, darf sich der FCB zwar nicht erhoffen, dennoch bläst momentan wenig Wind in den Segeln der Kritiker. So waren Dinge wie der vermeintliche Elfmeter-Zwist zwischen Vidal und Robben und die mahnenden Worte des Niederländers für den tricksenden Costa die größten "Probleme", mit denen man sich bei den Roten auseinandersetzen musste.

Bayern - Leverkusen: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema