Labbadia: "Das war ein geiler Sieg"

Von Stefan Rommel
Cacau erzielte den 4:1-Endstand für den VfB Stuttgart
© Getty

23 von 27 Punkten aus den letzten neun Spielen: Der VfB Stuttgart ist nach dem beeindruckenden Sieg gegen Werder Bremen weiterhin nicht zu stoppen und marschiert in Richtung Europa League. In Bremen sieht es dagegen immer düsterer aus - aufgrund einer brutalen Verletzungsmisere, aber auch aufgrund mangelnder Leistungsbereitschaft.

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Reaktionen:

Bruno Labbadia (Trainer VfB Stuttgart): "Das war ein geiler Sieg. Es hat Spaß gemacht, meiner Mannschaft zuzuschauen. Wir haben nach dem Rückstand weiter gepresst und Bremen unter Druck gesetzt, denn wir wussten, dass wir sie nicht spielen lassen durften. Das 1:1 war natürlich sehr wichtig."

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Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Wir können derzeit nicht die Abstimmung finden, das schaffen wir nicht. Durch die vielen Wechsel kann keine Klarheit in unser Spiel kommen. Ich hatte gehofft, dass uns das Gladbach-Spiel etwas Selbstvertrauen gibt und dass wir dann anfangen zusammen zu spielen. Aber wir werfen uns selbst immer wieder raus. Wir hatten dabei das große Problem, wenn wir den Ball hatten. Dann haben wir nichts damit angefangen. Wir sind selbst gefordert und brauchen nicht rumjammern."

Fredi Bobic (Sportdirektor VfB Stuttgart): "Was die Mannschaft derzeit abliefert, ist schon sehenswert. Jeder ist gewillt, jeden Meter für den anderen mitzugehen. Das macht die ganze Mannschaft, auch diejenigen, die von der Bank kommen - die sind alle so heiß und haben Hunger."

Martin Harnik (VfB Stuttgart): "Wir haben heute ein ganz starkes Spiel abgeliefert und vor allem wieder die richtige Reaktion auf den Rückstand gezeigt. Dass ich bereits 17 Tore geschossen habe, ist für mich nicht so wichtig wie der Blick auf die Tabelle, und der macht zurzeit einfach nur Spaß."

William Kvist (VfB Stuttgart): "Das Spiel war gut heute, Bremen wollte eigentlich gar nichts und unser Pressing hat sehr gut funktioniert. Richtung Europa sieht es nun sehr gut aus, aber wir werden weiter von Woche zu Woche schauen."

Marko Marin (Werder Bremen): "Wir konnten das Spiel gar nicht gewinnen, da wir nach dem 1:0 nicht weitergespielt haben. Die Europa League können wir jetzt nach diesem Spiel eigentlich abhaken."

Nachbetrachtung:

Natürlich ist im Erfolgsfall schnell alles schön - viele Spieler, Trainer, Fans und Beobachter ziehen dann aber die falschen Schlüsse oder verkennen kaschierte Defizite. Der VfB Stuttgart hat 23 von 27 möglichen Punkten aus den letzten neun Spielen geholt, die Zahlen stimmen also mehr denn je.

Damit ist auch die Teilnahme am internationalen Geschäft in der kommenden Saison sehr wahrscheinlich - eine Aussicht, die in der Winterpause und dann einem verkorksten Start in die Rückrunde nur sehr kühne Optimisten so unterschrieben hätten.

Was die Stuttgarter aber noch viel zufriedener machen muss als die bevorstehende Rückkehr nach Europa ist die Tatsache, dass diese Mannschaft nach einigen Wirrungen in den letzten Jahren wieder einen klaren Plan und eine definierte Spielidee hat.

Da läuft besonders im Offensivspiel noch längst nicht alles rund und hinten kassiert die Mannschaft regelmäßig auch Gegentore. Aber: Es wird hüben wie drüben von Woche zu Woche besser. Wie die Mannschaft mittlerweile geschlossen nach vorne verteidigt und dem Gegner auch in der Schlussphase einer Partie keine Ruhe lässt, ist sehr beeindruckend.

Selbst der dritte Rückstand in Folge konnte dem Team gegen Bremen nichts anhaben. Im Wissen um die eigene Stärke machte der VfB einfach weiter und rückte die Verhältnisse auch in der Höhe verdient bis zum Schluss zurecht.

Dass Bruno Labbadia seinen Spielern neben der auffällig ausdauernden Fitness auch eine relativ neue Spielauffassung verpasst hat, war so ebenfalls nur von wenigen erwartet worden. Der VfB jedenfalls ist von allen Europa-League-Anwärtern derzeit die Mannschaft, der man gefühlt am meisten attestieren würde: die haben sich Europa verdient.

Werder Bremen stand einst für schwungvollen Offensivfußball, mit einer Selbstverständlichkeit vorgetragen als gäbe es nichts Leichteres auf der Welt. In den letzten Jahren ist die Leichtigkeit aber Stück für Stück verflogen, momentan sind noch nicht mal mehr Spurenelemente davon zu sehen.

Das liegt natürlich an der großen Verletzungsmisere, die Werder in dieser Saison heimsucht und die wichtige Stammspieler immer wieder und lange fern hält von der Mannschaft. Inwieweit dafür auch die immer mal wieder kritisierte medizinische Abteilung ihren Beitrag dazu leistet, lässt sich von außen nicht beurteilen. Die bloßen Fakten mit teilweise bis zu 13 verletzten Spielern lassen aber genügend Raum für Spekulationen.

Andererseits tummeln sich im Kader aber mittlerweile auch zu viele Spieler, die den spielerischen Anforderungen auf höchstem Niveau einfach nicht gewachsen sind, einige davon wurden erst vor der Saison verpflichtet. Die vielen jungen Spieler, die zwangsläufig (zu früh) ihre Bewährungschancen bekamen, sind noch nicht so weit.

Aber: Drei Gegentore nach Standards in einem Spiel haben nichts mit Taktik, Verletzungspech oder fehlender Abstimmung zu tun. Dann fehlt es an der Konzentration und dem Biss, dem Gegner im Zweikampf zur Not auch mal wehzutun.

In Stuttgart versuchte Schaaf zumindest, die nicht mehr funktionierende Raute durch eine defensivere Ausrichtung zu ersetzen, was bis zum Ausgleich auch ganz ordentlich gelang. Ob Naldo im defensiven Mittelfeld aber wirklich richtig aufgehoben ist, muss man zumindest bezweifeln.

Nur fehlte es über weite Strecken der Partie neben den spielerischen Elementen auch an einer grundlegenden Leistungsbereitschaft. Eigentlich ein Armutszeugnis für einen Profi. In Bremen aber mangels personeller Alternativen ein kaum zu sanktionierender Zustand.

Stuttgart - Bremen: Daten zum Spiel

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