Stuttgart fast schon in Europa

Von Stefan Rommel / Fabian Huwe
Martin Harnik (r.) bejubelt sein wichtiges Tor zum 2:1 gegen Werder Bremen
© Getty

Der VfB Stuttgart hat einen großen Schritt Richtung Europacupteilnahme in der kommenden Saison gemacht. Im Spiel um Europa siegten die Schwaben auch dank eines Doppelpacks von Martin Harnik gegen Werder Bremen mit 4:1 (2:1).

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Vor 58.500 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena brachte Markus Rosenberg die Gäste überraschend in Führung (25.). Christian Gentner (37.) und Martin Harnik (45.+1) drehten allerdings noch vor der Pause die Partie.

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Wiederum Harnik mit seinem 17. Saisontor besorgte kurz nach Wiederanpfiff die Entscheidung (53.). Cacau machte dann eine Minute vor Schluss das Debakel für Bremen perfekt (89.).

Stuttgart ist damit seit nunmehr neun Spielen ungeschlagen und hat 23 von 27 möglichen Punkten geholt. Wie selbstverständlich siegte der VfB zum dritten Mal in Folge trotz eines 0:1-Rückstands.

Durch den 14. Saisonsieg hat Stuttgart nun schon sieben Punkte Vorsprung auf Werder, das nach dem sechsten Spiel in Folge ohne Sieg auf Platz acht bleibt und große Gefahr läuft, die internationalen Plätze zum zweiten Mal in Folge zu verpassen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der VfB ohne den angeschlagenen Boka. Für ihn darf Molinaro endlich mal wieder von Beginn an ran. Kuzmanovic ist verletzt und zudem gesperrt, für den Serben spielt Gentner im defensiven Mittelfeld. Sakai wieder rechts in der Viererkette.

Bremen bis auf den gesperrten Boenisch mit der Aufstellung vom Gladbach-Spiel. Allerdings taktisch im einem flachen 4-4-2 angeordnet. Für Boenisch rückt Fritz rechts in die Viererkette. Ignjovski neu im Team und neben Naldo im defensiven Mittelfeld.

9.: Schieber verlängert Molinaros Flanke an den Fünfer. Sokratis und Schmitz sind sich nicht einig, Schmitz schießt den Griechen beinahe einen Meter vor dem Tor an.

14.: Marin zieht von rechts zur Mitte. Schuss mit links aus 24 Metern, Ulreich wehrt zur Ecke ab.

25., 0:1, Rosenberg: Pizarro rauscht im Mittelfeld mit Molinaro zusammen, Schiri Welz lässt zu Recht weiterlaufen. Pass raus auf Marin, der soft an den Fünfer flankt, wo Rosenberg aus sechs Metern nur noch einschieben muss.

37., 1:1, Gentner: Stuttgart verlagert gut die Seite. Molinaro spitzelt den Ball irgendwie zu Gentner. Der geht noch zwei Schritte und schlenzt den Ball dann aus 27 Metern rechts ins Eck. Wiese steht dabei zu weit vor dem Tor...

45.+1, 2:1, Harnik: Ecke Hajnal von links. Wiese bleibt nach zwei erfolglosen Ausflügen davor diesmal auf der Linie. Am Fünfer springt Rosenberg gegen Niedermeier läppisch hoch und hat im Kopfball keine Chance. Wiese rettet noch fantastisch, Harnik nickt den Abpraller aber aus einem Meter locker ein.

53., 3:1, Harnik: Ecke Hajnal von links. Wieder totales Durcheinander im Bremer Fünfer. Harnik am zweiten Pfosten, bekommt den Ball unabsichtlich aber klar an die Hand und verschafft sich damit einen Vorteil. Schuss aus zwei Metern, unters Dach.

61.: Harmloser Freistoß von Hajnal von halblinks. Wiese rutscht der Ball am kurzen Pfosten durch die Finger und beinahe ins Tor.

67.: Kopfballverlängerung von Schieber in den Lauf von Ibisevic. Der geht ein paar Meter, zieht dann von halblinks mit der Pieke ab. Wiese ist im langen Eck und hält.

89., 4:1, Cacau: Freistoß Sakai an den Fünfer. Cacau hat Platz und Zeit und verlängert den Ball problemlos aus vier Metern ins Netz.

Fazit: Absolut verdienter Sieg für Stuttgart, das dem Gegner in allen Belangen deutlich überlegen war.

Der Star des Spiels: Tamas Hajnal blüht in den letzten Wochen immer mehr auf, gegen Bremen lieferte er eins seiner besten Saisonspiel ab. Spritzig, ballsicher, laufstark, mit vielen Ideen - wenngleich auch nach einer zähen Anfangsphase. Der sinnbildliche Unterschied beider Mannschaften an diesem Tag.

Der Flop des Spiels: Claudio Pizarro war überhaupt nicht zu sehen, wirkte im Offensivspiel fast schon wie ein Fremdkörper. Der Peruaner hatte keine einzige Szene und hilft der Mannschaft in dieser Form überhaupt nicht.

Der Schiedsrichter: Tobias Welz wählte eine sehr kleinliche Linie, hatte manches Mal auch Probleme mit der Vorteilsregel und leistete sich den einen oder anderen Pfiff zu viel. Harniks zweitem Tor ging ein Handspiel voraus, das Welz hätte ahnden können. Jedenfalls eine knifflige Entscheidung. Die Gelbe Karte gegen Sokratis war zu hart.

Analyse: Werders zwei Viererketten empfingen den VfB erst in der eigenen Hälfte, die Gäste überließen Stuttgart gerne den Ball und lauerten fast ausschließlich auf Konter. Stuttgart tat sich mit der Aufgabe anfangs etwas schwer, fand selten die Lücken durchs Zentrum. Wenn etwas ging, dann nach schnellen Ballgewinnen durch das aggressive Pressing oder über die Außen. Im Kombinationsspiel fehlte lange die letzte Präzision.

Werder hatte seinerseits in der Offensive kaum Szenen, weil das Passspiel zu fehlerbehaftet war und die Angriffe meist im Mittelfeld schon wieder beendet waren. Umso überraschender fiel deshalb auch die Bremer Führung.

Der VfB blieb aber wie in den Spielen davor ruhig, spielte sein Spiel weiter und wurde durch Gentner und Harnik gleich doppelt belohnt. Zum Ende der ersten Halbzeit hatten die Gastgeber 11:2 Torschüsse und 68 Prozent Ballbesitz.

Bremen musste nach dem Rückstand völlig anders an die zweite Halbzeit rangehen, tat das aber erstmal nicht. Die Gäste spielten ihren Stiefel runter, der VfB diktierte weiter das Spiel und setzte Werder durch enorm hohen Laufaufwand immer wieder früh unter Druck.

Das dritte Tor veranlasste Werder-Trainer Schaaf zum Doppelwechsel und zur Rückkehr zur Raute. Naldo rückte in die Innenverteidigung, Pizarro auf die Zehn. Viel änderte sich dadurch am blutleeren Offensivauftritt der Gäste aber nicht. Bremen hatte nicht genug Biss und schon gar keine spielerischen Mittel.

Das Bremer Angriffsspiel, ehemals eine Waffe der Gäste, war bei weitem nicht tauglich für höhere (Europacup-)Ansprüche. Eher erinnerte der Auftritt an die Nichtleistung von Köln vor zwei Wochen.

Der VfB verwaltete das Spiel bis zum Abpfiff sicher, hatte sogar noch die besseren Chancen. Besonders beeindruckend dabei das Tempo, das die Schwaben bis zum Schlusspfiff fast ohne Qualitätsverlust gehen konnten.

Stuttgart - Bremen: Daten zum Spiel

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