Schaefer: Rettung mit Spirit und eiserner Faust

SID
Frank Schaefer will beim 1. FC Köln hart durchgreifen und den Klassenerhalt sichern
© Getty

Zermürbt hatte Frank Schaefer vor fast genau einem Jahr die Brocken beim 1. FC Köln hingeworfen. Doch die Liebe und Verbundenheit zum ersten Meister der Bundesliga nach fast drei Jahrzehnten Zugehörigkeit haben ihn wieder auf den Posten des Cheftrainers zurückgetrieben.

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"Es wäre einfach gewesen, das aus der Distanz zu betrachten. Das mache ich nicht. Vor der Stadt, den Fans und dem Klub hätte ich mir das nie verzeihen können, wenn ich das nicht gemacht hätte", sagte der 48-Jährige nach dem ersten Training am Freitag mit einem Kölner Team, das sich im freien Fall befindet.

Vital und mit einem kämpferischen Vortrag präsentierte sich Schaefer nebst FC-Geschäftsführer Claus Horstmann rund 70 Medienvertretern auf einer Pressekonferenz im Kölner Stadion und sprach darüber, wie er bei seinem kurzen Gastspiel auf der Zielgeraden der Saison den drohenden fünften Abstieg der Klubgeschichte verhindern will.

"Es ist die schwierigste Situation für den Verein seit Jahren, wenn man auf die Tabelle schaut. Ich habe aber keine Sekunde gezögert. Wenn ich vom Klassenerhalt nicht überzeugt wäre, hätte ich es auch nicht gemacht", sagte Schaefer und betonte: "Voraussetzung ist, dass alle im Verein absolut als Einheit auftreten."

Rückzug am 27. April 2011

Die "Mission Impossible" beginnt am Sonntag im Derby beim Vierten Borussia Mönchengladbach, es folgen die Spiel gegen den Fünften VfB Stuttgart, beim SC Freiburg und gegen Bayern München. Das ist die Distanz, die Retter Schaefer diesmal zu gehen hat. Das haben er und Horstmann so beschlossen.

Schaefer sei laut Horstmann die beste Option "für diese Situation" gewesen, es habe auch andere Kandidaten gegeben. Im vergangenen Jahr hatte der tiefgläubige Christ Schaefer nach dem 1:4 beim VfL Wolfsburg, der dritten Pleite in Folge, am 27. April 2011 seinen Rückzug erklärt.

Als Gründe vermutet wurden viele. Volker Finke, der seinen Bezug zur Religion thematisiert hatte, soll einer gewesen sein. Genaues kam nie heraus, am Freitag wollte er sich dazu nicht äußern. Aber auch das habe er "aus Überzeugung getan". Damals sagte er, dass er der Mannschaft keine neuen Impulse mehr hatte geben können.

Aber jetzt glaubt Schaefer wieder aus vollster Überzeugung daran. Er verwies auf seine Erfolge, die sich nach seinem Engagement als Nachfolger von Zvonimir Soldo direkt einstellten. Ein 3:2 gegen den Hamburger SV im ersten Spiel und sieben Heimsiege in Folge, was es zu letzt unter Hennes Weisweiler gegeben hatte.

Teamwork und harte Hand

Mit Teamwork, aber auch mit harter Hand und Disziplin will Schaefer die Aufgabe angehen. "Wir fangen bei Null an. In der Vergangenheit sind einige Dinge passiert, die die Arbeit schwierig machen. Alles, was nun kommt, wird registriert und sanktioniert", sagte Schaefer.

Der sprach die Alkoholeskapaden von Miso Brecko, der nach der Karnevalssitzung im Februar mit seinem Auto im Gleisbett landete, oder jüngst von Slawomir Peszko an. Ein Neuanfang ist es für die Spieler, die zuletzt bei Solbakken nicht im Kader waren, darunter Torjäger Milivoje Novakovic.

Nach dem ersten Training sagte Schaefer, er habe eine Mannschaft gesehen, der man anmerke, dass sie in einer schwierigen Situation stecke. Er habe aber ein gutes Gefühl. "Die Spieler sind willig. Sie haben Dinge angenommen, es hat Spaß gemacht", sagte Schaefer.

Kurzfristig will der populäre Coach, der wieder Publikumsliebling Dirk Lottner als Co-Trainer hat und Stephan Engels als Teamleiter dazu holte, an der Defensive arbeiten. 63 Gegentore sprächen für sich, "aggressive Verteidigung" sei angesagt.

Die brauche man in Mönchengladbach auch. "Das ist eine Riesenherausforderung in der jetzigen Situation. Wir sind klarer Außenseiter, sehen aber auch die Chancen, die das Spiel bietet", sagte Schaefer, der weiter auf Pedro Geromel als Kapitän setzt.

Der Kader des 1. FC Köln im Überblick

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