Die Trainersuche des FC Bayern München: Wer ist übrig als Tuchel-Nachfolger nach den Absagen von Alonso, Nagelsmann und Rangnick?

Von Oliver Maywurm / Christian Guinin / Tim Ursinus
Max Eberl, FC Bayern München
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Der FC Bayern kassiert auf der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel einen Korb nach dem anderen. Nach Meistercoach Xabi Alonso und Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte nun auch Ralf Rangnick den Münchenern ab. Welche sind nun die verbliebenen Optionen? Ein Überblick.

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Nach Erfolgstrainer Alonso, der Bayer Leverkusen die Treue hält und Julian Nagelsmann, der mit der Vertragsverlängerung beim DFB eine "Entscheidung des Herzens" fällte, sagte den Bayern nun auch Ralf Rangnick ab. Der 65-Jährige will seinen Vertrag als österreichischer Nationaltrainer (bis 2026) erfüllen und die volle Konzentration auf die Europameisterschaft im Juni und Juli in Deutschland legen.

Dass Sebastian Hoeneß nicht an die Säbener Straße kommt, ist indes seit dessen Vertragsverlängerung beim VfB Stuttgart klar. Am Donnerstag betonte der 41-Jährige im Rahmen der Pressekonferenz zum bevorstehenden Heimspiel gegen (ausgerechnet) den FC Bayern, dass er zu diesem Thema alles gesagt habe. Die entsprechende Nachfrage eines Journalisten beantwortete er schmunzelnd: "Netter Versuch."

Geschichte dürfte auch Unai Emery sein, nachdem dieser bei Aston Villa per Option vorzeitig bis 2027 verlängerte. Auch der mitunter gehandelte Roger Schmidt steht nicht zur Verfügung. Der 57-Jährige erklärte, bei Benfica (Vertrag bis 2026) bleiben zu wollen.

Am Freitag wurde auch Leipzigs Marco Rose nach seinen Bayern-Ambitionen gefragt. "Ich glaube, der FC Bayern kommt ganz gut ohne Marco Rose zurecht", sagte der 47-Jährige und wünschte seinem früheren Weggefährten, FCB-Sportvorstand Max Eberl, bei der Trainersuche "alles Gute, dass er da schnell eine adäquate Lösung präsentiert, damit nicht mehr so viel spekuliert wird."

Gerade Rangnicks Absage dürfte die Bayern nach zuletzt forschen Aussagen der Verantwortlichen um Präsident Herbert Hainer und Eberl zur vermeintlich bevorstehenden Verpflichtung des einstigen "Fußballprofessors" besonders getroffen haben. Zur Enttäuschung gibt es den Spott freilich gratis dazu.

Wer bleibt nun noch, wer will überhaupt den Job von Tuchel am Saisonende übernehmen? Hier gibt es einen Überblick.

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Bleibt Thomas Tuchel beim FC Bayern?

Auch wenn Tuchel derzeit für seinen Job brennt und seine Mannschaft vor allem in der Champions League von einem tollen Spiel zum nächsten führt, sollte sein Verbleib in München vom Tisch sein. "Die Vereinbarung ist kommuniziert und die steht", sagte der 50-Jährige im Rahmen einer Pressekonferenz am 19. April konfrontiert mit Nagelsmanns Entscheidung gegen die Bayern am selben Tag.

Zwar gibt es Spekulationen seitens Sky, wonach die Trennung zwischen dem Rekordmeister und seinem Trainer nur mündlich vereinbart worden sei, und Tuchel einen Verbleib nicht komplett ausschließe, doch wäre dieser Sinneswandel nur schwer vorstellbar.

Tuchel habe zudem Möglichkeiten, seine Karriere in der Premier League fortzusetzen. Manchester United und Ex-Klub Chelsea werden genannt.

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José Mourinho zum FC Bayern München?

Zwar hat Mourinho mit der Roma immerhin 2022 die Conference League gewonnen und es vergangenen Sommer bis ins Europa-League-Finale geschafft - der ganz große Zauber von 'The Special One' ist in den vergangenen Jahren aber verflogen.

Dennoch wurde Mourinho qua seines großen Namens natürlich auch mit Bayern in Verbindung gebracht. Denn der 61-Jährige ist seit seinem Aus in Rom Mitte Januar bekanntlich verfügbar und betonte zuletzt, ab Sommer wieder auf einer Trainerbank sitzen zu wollen. "Es gibt keine Neuigkeiten. Ich habe keinen Verein, ich bin frei. Aber ich möchte arbeiten, im Sommer will ich arbeiten", sagte er Ende März.

Zwischenzeitlich wurde Mourinho als Option bei Bayern gehandelt, als im Raum stand, Tuchel könne noch während der laufenden Saison abgelöst werden, doch davon ist längst keine Rede mehr.

Was die langfristige Nachfolge angeht, verneinte Eberl zwar zuletzt nicht, dass auch Mourinho Thema werden könnte - dass der Portugiese tatsächlich an der Säbener Straße übernimmt, scheint aber aktuell nicht sonderlich realistisch.

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Hansi Flick zum FC Bayern München?

Hansi Flick wäre im Gegensatz zu Rangnick in jedem Fall verfügbar, ist seit seiner Entlassung als Bundestrainer im September vergangenen Jahres ohne Trainerjob.

Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Trennung von Tuchel war Flick einer der präsentesten Namen, wenn es um Spekulationen über den neuen Bayern-Trainer ging. Eine mögliche Rückkehr des Triple-Coaches von 2020 galt als naheliegende Lösung, zumal er die Differenzen mit Uli Hoeneß, die wohl aus der Trennung 2021 resultierten, offenbar beigelegt hat.

In den vergangenen Wochen kehrte allerdings Ruhe um Flick ein. Dem Vernehmen nach gäbe es in der Bayern-Führung Vorbehalte gegen eine Rückkehr, darüber hinaus hätte auch der 59-Jährige selbst keine allzu große Lust auf die Aufgabe in München. "Soweit ich weiß, wird Hansi Flick nicht mehr in der Bundesliga arbeiten und ist mehr aufs Ausland fokussiert", meinte Lothar Matthäus am Rande des Bayern-Sieges gegen Union Berlin bei Sky.

Er selbst würde dem 59-Jährigen die Aufgabe beim deutschen Rekordmeister zutrauen, schließlich sei Flick ein "hervorragender Trainer und Mensch", jedoch glaubt Matthäus, dass "er selbst keinen Bock hat, irgendwie groß noch einmal in der Bundesliga zu arbeiten".

Ändern würde daran auch die Tatsache nichts, dass mit Hasan Salihamidzic der damalige Grund für den Flick-Rücktritt nicht mehr im Verein arbeite. "Das war ja nur ein Zwist zwischen Hasan Salihamidzic und Hansi Flick. Das war nichts großes Anderes. Das war der Grund, weil die beiden nicht einen gemeinsamen Nenner gefunden haben", meinte Matthäus.

Tags darauf berichtete die AZ dann wiederum, dass Flick sich sehr wohl mit einer Rückkehr anfreunden könnte.

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Zinédine Zidane zum FC Bayern München?

Auch der Name Zinédine Zidane geistert rund um den FC Bayern immer wieder umher. Der Franzose wäre eine sehr spektakuläre Lösung mit enormer Strahlkraft, die nicht nur der Aura eines ehemaligen Weltstars als Spieler entspringt, sondern auch seinen Erfolgen als Trainer von Real Madrid. Und frei wäre er bekanntlich, seit dem Ende seiner zweiten Amtszeit bei Real im Sommer 2021 hat der 51-Jährige nicht mehr als Trainer gearbeitet.

Unmittelbar nach Nagelsmanns Absage berichtete die spanische Mundo Deportivo im April, dass Zidane zum Kandidaten Nummer eins ausgerufen worden sei und bereits unmittelbar vor einer Anstellung in München stehe. Demnach sei die französische Fußball-Ikone "nur noch einen Schritt davon entfernt", im Sommer die Nachfolge von Thomas Tuchel beim deutschen Rekordmeister anzutreten, heißt es in dem Bericht. Dem Gerücht folgte das Dementi von Eberl vor dem FCB-Spiel bei Union Berlin.

Gegensätzliche Medienberichte folgten auch aus Frankreich. Dort schrieb L'Équipe, dass Zidane ein anderes Wunschziel hätte - nämlich Manchester United. Mit den Bayern könne er sich hingegen nicht wirklich anfreunden, heißt es weiter.

Als Grund werden die fehlenden Deutsch-Kenntnisse Zidanes sowie seine Bedenken, sich in München wohlzufühlen, genannt. Wie ESPN berichtet, soll es zudem noch keinen Kontakt zwischen Zidane und den Bayern gegeben haben. Auch der kicker berichtet, dass sich Zidane nicht unter den wahrscheinlichsten Kandidaten befindet.

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Roberto De Zerbi zum FC Bayern München?

Der Italiener war stets eine Art Außenseiter in diesem Rennen, nun klingt sein Name relevanter denn je. De Zerbi gilt als Revoluzzer, seine unkonventionelle Taktik mit den Kernelementen Locken und Zuschnappen fasziniert nicht nur die englischen Fußballkenner - auch Bayern-Sportvorstand Eberl ist ein Fan, obwohl De Zerbi kein Deutsch spricht.

Doch stünde dieser aufstrebende, begehrte Trainer überhaupt zur Verfügung, nachdem der FC Bayern bereits öffentlich mit drei anderen Anfragen scheiterte? Eigentlich, sagte De Zerbi kürzlich zudem, wolle er sowieso in Brighton bleiben.

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Antonio Conte zum FC Bayern München?

"Ich habe auch gelesen, dass mir Antonio Conte irgendwelche Listen schickt mit Spielern. Da sehe ich immer, wie pervers, wie kurios unsere Trainersuche ist - wer da alles zugesagt und abgesagt hat." Das sagte Eberl im ZDF, als er auf die Suche nach dem neuen FCB-Coach angesprochen wurde.

Conte war zuvor eher als Außenseiter-Kandidat gehandelt worden. Und daran hat eigentlich auch Eberls Erwähnung des Italieners nichts geändert.

Zwar wäre Conte verfügbar, hat seit seinem Aus bei Tottenham im März 2023 keinen neuen Trainerjob mehr angenommen. Und die Erfolge des Italieners aus der Vergangenheit machen ihn sicherlich auch für Bayern interessant. Aktuell deutet aber nicht viel daraufhin, dass das Thema Conte an der Säbener Straße wirklich konkret werden könnte.

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Arne Slot zum FC Bayern München?

Anfang März brachte die AZ auch Arne Slot als möglichen Tuchel-Nachfolger ins Gespräch. Wie ernsthaft man sich beim FCB mit dem Erfolgstrainer von Feyenoord Rotterdam tatsächlich beschäftigt, hat sich seitdem nicht konkretisiert.

Als er vor einigen Wochen nach einem 2:2 bei der PSV Eindhoven um Trainerkollege Peter Bosz auf das angebliche Bayern-Interesse angesprochen wurde, zeigte sich Slot betont lässig. Der 45-Jährige, der Feyenoord vergangene Saison zum niederländischen Meistertitel geführt hatte, nahm sein Namensschild in die Hand und fragte vielsagend: "Steht hier Peter Bosz drauf?"

Später erklärte er etwas ernsthafter: "Ich kann das nicht wirklich beantworten. Aber es ist schön, dass ich auf einer Liste stehe." Slot hatte Feyenoord 2021 übernommen, sein Vertrag in Rotterdam läuft noch bis 2026.

Aktuell gilt Slot als erster Anwärter auf die Nachfolge von Jürgen Klopp beim FC Liverpool. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge seien die Verhandlungen bereits weit fortgeschritten. Slot selbst gab offensiv zu Protokoll, Liverpool-Coach werden zu wollen - und den Segen von Klopp hat er auch schon bekommen.

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Erik ten Hag zum FC Bayern München?

Mit Erik ten Hag wird auch ein weiterer Niederländer zart mit den Bayern in Verbindung gebracht. Der kicker schrieb zuletzt von Außenseiterchancen, die der Trainer von Manchester United aktuell auf die Nachfolge von Tuchel beim FCB hat.

Ten Hag steht bei United zwar noch bis 2025 unter Vertrag, ist im Old Trafford aber keineswegs unumstritten. Ein Aus in Manchester nach Saisonende ist durchaus möglich. In diesem Fall könnte der 54-Jährige tatsächlich noch einmal konkreter Thema in München werden, wo er von 2013 bis 2015 als Coach der zweiten Mannschaft arbeitete. Aktuell ist ten Hag aber keine wahrscheinliche Option.

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Lucien Favre zum FC Bayern München?

Oder wird es am Ende ein ehemaliger Trainer von Borussia Dortmund? Wie der kicker berichtete, ziehe der FC Bayern auch eine Interimslösung bis 2025 in Erwägung. In Frage käme dafür neben dem bereits gehandelten Flick auch Lucien Favre.

Eberl kennt den 66-jährigen Schweizer aus gemeinsamen Zeiten bei Borussia Mönchengladbach. Anschließend arbeitete Favre von 2018 bis 2020 bei Borussia Dortmund und zweimal bei OGC Nizza, aktuell ist er vereinslos. Hintergrund einer Interimsvariante: 2025 wären womöglich die Wunschlösungen Xabi Alonso (Bayer Leverkusen), Sebastian Hoeneß (VfB Stuttgart) und Jürgen Klopp (noch FC Liverpool) verfügbar.

Claudio Echeverri, Martin Demichelis
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Martin Demichelis zum FC Bayern München?

Einer, der das "Mia san mia" als Spieler, U19- und Reserve-Trainer jahrelang gelebt hat. In seiner argentinischen Heimat hat sich Demichelis in Windeseile seine Sporen verdient, feierte mit River Plate gleich in seiner Debütsaison die Meisterschaft.

Schon nach Bekanntwerden der Tuchel-Trennung zum Saisonende wurde ihm die unvermeidliche Frage gestellt. Demichelis: "Ich bin bei River - und ich liebe es, hier zu sein." Allerdings sagte er auch: "Jeder weiß, wie sehr ich mich Bayern München verbunden fühle."

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
04. Mai, 15.30 UhrBundesligaVfB Stuttgart (A)
07. Mai, 21 UhrChampions LeagueReal Madrid (A)
12. Mai, 17.30 UhrBundesligaVfL Wolfsburg (H)
18. Mai, 15.30 UhrBundesligaTSG Hoffenheim (A)