Bayern-Kenner Michael Reschke sieht offene Zukunft von Lewandowski, Müller und Neuer kritisch

Von Fatih Demireli
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Ex-Bayern-Direktor Michael Reschke sieht gerade bei der ungeklärten Zukunftsfrage von Robert Lewandowski Probleme auf den Rekordmeister zukommen. Auch zu den auslaufenden Verträgen von Manuel Neuer und Thomas Müller äußerte sich der frühere FCB-Kaderplaner.

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"Gleich mit drei solchen Identifikationsfiguren im Vertragsring zu stehen, ist natürlich herausfordernd und unglaublich schwierig zu lösen", sagte Reschke in einem Interview mit der tz. "Wobei jede Personalie einen Einzelfall darstellt, bei dem persönliche Ambitionen und Denkweisen der Spieler natürlich eine ganz entscheidende Rolle spielen."

Reschke weiß, wie schwierig es ist, beim FC Bayern Personalmanagement zu betreiben, war der heute 64-Jährige doch lange Kaderplaner bei den Münchenern. Die Verträge der drei Eckpfeiler enden jeweils im Sommer 2023. Reschke, der inzwischen für eine größere Berateragentur tätig ist, glaubt zwar, dass die Situation bei Neuer und Müller "auf jeden Fall klarer" ist und es "Zukunftsgespräche geben" werde.

Aber einen Selbstläufer erwartet Reschke nicht: "Bei beiden Spielern kann ein Schweinsteiger-Moment auftauchen. Basti hat sich vor seinem Wechsel zu Manchester United auch gesagt: 'Ich habe mit dem FC Bayern alles erreicht und München ist meine Heimat, aber mich reizt das Außergewöhnliche.' Neuer und Müller werden gewiss vergleichbare Alternativen besitzen, weil sie ebenso herausragende Akteure sind."

Die größte Baustelle sieht Reschke dagegen bei Lewandowski. Er glaubt, dass die Altersfrage beim Polen "nur eine Teilrolle" spielen wird und nicht entscheidend sei. Allerdings beschleicht Reschke das Gefühl, dass sich Lewandowski eine Zukunft außerhalb von München vorstellen kann: "Im Moment hat man den Eindruck, dass er sich zumindest vorstellen kann, eine neue Herausforderung anzugreifen."

Michael Reschke (r.) arbeitete von 2014 bis 2017 beim FC Bayern.
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Michael Reschke (r.) arbeitete von 2014 bis 2017 beim FC Bayern.

Lewandowski? "Nicht vom Willen Nagelsmanns abhängig"

Dass Bayern-Trainer Julian Nagelsmann sich öffentlich für einen Lewandowski-Verbleib aussprach, sieht Reschke als nicht entscheidend. "Eine Entscheidung von einer solchen wirtschaftlichen Tragweite ist so komplex, die wird - bei allem Respekt - nicht vom Willen Nagelsmanns abhängig gemacht werden. Da geht es um kaltes, nüchternes Abwägen. Die Verantwortlichen sind gefordert, im Interesse des Klubs zu entscheiden."

Ein großes Problem sieht Reschke auf die Bayern zukommen, wenn es am Ende um das Geld gehen sollte und wenn die Konkurrenz bei Lewandowski mitmischt. Zwar glaubt Reschke nicht, dass die Bayern Lewandowski im Sommer verkaufen, allerdings ist der Markt für den aktuelle vielleicht besten Stürmer der Welt groß.

Reschke sagt: "Möglich, dass zwischen einem Top-Gehaltsangebot des FC Bayern und den besten wirtschaftlichen Angeboten anderer Klubs ein jährliches Delta sogar im zweistelligen Millionen-Bereich liegt. Sollte es schlussendlich bei Lewy primär um die Finanzen gehen, wird eine Vertragsverlängerung für Bayern kaum lösbar sein. Sie müssten dann vermutlich mit unglaublichen Schmerzen feststellen: Unsere Grenzen sind gesprengt, denn wenn man jeden Preis mitgeht, ist dies nicht nur wirtschaftlich grenzwertig, sondern auch in Sachen Kaderhygiene intern kaum vermittelbar."

Eine Alternative für Lewandowski könnte dann Borussia Dortmunds Erling Haaland sein. "Für Bayern ist ein Einsteigen in den Haaland-Poker für diesen Sommer wirtschaftlich nur realisierbar und sportlich sinnvoll, wenn Lewandowski, der immer noch einen Tacken besser ist als Haaland, verkauft wird. Beide zusammen passt nicht und ist auch finanziell für den FCB nicht lösbar." Als "realistischste" Option sieht Reschke bei Haaland die Premier League.

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