Hertha BSC: Die großen Baustellen und Probleme - und wie Felix Magath sie angehen will

Von Stefan Rommel
Anschließend wurde es still um den Trainer Magath. Erst 2016 übernahm er wieder einen Cheftrainerposten. Von 2016 bis Dezember 2017 trainierte er den chinesischen Vereins Shandong Luneng Taishan.
© imago images

Felix Magaths erster Auftritt als neuer Hertha-Trainer ließ schon erahnen, wie der 68-Jährige die Berliner doch noch in der Bundesliga halten will: Magath setzt bei der Bewältigung gleich mehrerer Krisenherde auf Altbewährtes.

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Hertha ist nach der 0:2-Niederlage am Samstag bei Borussia Mönchengladbach auf den 17. Tabellenplatz abgerutscht. Dem bisherigen Tiefpunkt der monatelangen (nicht nur) sportlichen Talfahrt folgte am Sonntag die Entlassung von Cheftrainer Tayfun Korkut, der wie sein glückloser Vorgänger Pal Dardai 13 Spiele geleitet hatte.

Und dann die Installation von Felix Magath - der nun nur acht Spiele Zeit hat, den Totalschaden für den Klub doch noch abzuwenden. Auf den 68-Jährigen kommt eine gigantische Aufgabe zu in einem Klub, der an zahllosen Baustellen gleichzeitig kämpft und der jetzt vor den Scherben etlicher Fehlentscheidungen steht. Wie konnte es überhaupt so weit kommen und warum hat Hertha BSC weit mehr als "nur" ein Trainerproblem? Eine Bestandsaufnahme.

Das verschenkte halbe Jahr

Seine Mannschaft werde in Gladbach nicht den Bus parken, hatte Tayfun Korkut auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gesagt. Am Spieltag selbst beorderte der Trainer dann acht defensiv denkende Spieler in die Startelf, im tiefen 5-3-2 sollte Hertha reüssieren. Es war eine der letzten Volten von Korkuts Schlingerkurs.

Nach den ersten paar Spielen schien sich zumindest so etwas wie eine defensive Stabilität einzustellen, von dieser Basis ausgehend sollte dann auch die Entwicklung eines offensiven Plans erfolgen. Mit beiden Vorhaben ist Korkut spektakulär gescheitert. Den schon fragwürdigen Punkteschnitt seines Vorgängers Pal Dardai, der wie Korkut auch 13 Spiele leiten durfte in dieser Saison, hat Korkut nochmal deutlich unterschritten. Nach nur zwei Siegen lag der Schnitt letztlich bei 0,7 Punkten pro Spiel, Dardai hatte wenigstens noch 1,1, Punkte geschafft.

Mit Korkut konnte die Mannschaft weder die vielen akuten Probleme lösen, noch eine Entwicklung anstoßen, die über diese Saison hinaus Hoffnung hätte machen können. Nun hilft offenbar nur noch der Typ Feuerwehrmann, der zum Ende der Saison und bei nur noch acht Spieltagen keine großen spieltaktischen Elemente mehr einbringt, sondern andere Hebel bedient. In Magaths Fall kann man sich gut vorstellen, welche Hebel das sein werden.

Hertha BSC hat ein halbes Jahr ins Land gehen lassen, um in der Endphase der Saison nun noch einmal deutlich schlechter dazustehen als zuvor. Es gab genug Mahner und Warnungen, dass genau das passieren könnte. Das wenige Potenzial des Kaders war zuletzt vollends verschüttgegangen und es könnte eine ganze Weile dauern, die Lebensgeister wieder zu wecken. Nur hat die Hertha diese Zeit jetzt nicht mehr. Umso gespannter darf man darauf sein, wie Magath die Mannschaft ab sofort anpacken wird.

Der Trainer jedenfalls hat da schon eine konkrete Idee. "Disziplin gehört halt nun mal zum Sport, das habe ich doch nicht erfunden", richtete er sich an seine Spieler und fügte hinzu: "Wer diszipliniert mithilft, Hertha BSC in der Bundesliga zu halten, hat bei mir alle Trümpfe in der Hand", sagte Magath auf seiner ersten Pressekonferenz am Montag.

"Ich denke Hertha wollte einen Trainer für die letzten paar Spiele holen, der eine gewisse Autorität mitbringt. Die hat Felix Magath auf jeden Fall", sagt Magaths ehemaliger Spieler Heiko Westermann im Gespräch mit SPOX und Goal. Dass Magath, in der Bundesliga angesichts seiner harten Trainingsmethoden als "Quälix" und "Schleifer" bekannt, jetzt im Training die Zügel extrem anzieht, glaubt Westermann aber nicht. "Er wird jetzt nicht viel laufen lassen, die Zeit dafür ist ja gar nicht da". Vielmehr gehe es jetzt um Disziplin. Westermann: "Autorität wird ein wichtiger Faktor werden in den nächsten Spielen. Und er wird allein durch seine Anwesenheit ein wenig den Druck von den Spielern nehmen können."