BVB: Die Geschichte von Null-Tore-Stürmer Matthew Amoah

Von Stanislav Schupp
Matthew Amoah erzielte in seiner Zeit beim BVB kein einziges Tor.
© spox
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Auch Watzke kritisierte van Marwijk nun öffentlich. In einem Gespräch mit der Bild sagte er, dass ihn die "aktuelle Situation und fußballerische Außendarstellung" beunruhige. Der Niederländer konterte im kicker, sprach von einer Suche nach Problemen, "wo keine sind".

Anfang Dezember ließ Watzke schließlich verlauten, dass die "Schnittmenge der Gemeinsamkeiten" zwischen ihm und van Marwijk "erschöpft" sei. Die Differenzen mündeten im Entschluss der Vereinsführung, van Marwijk, dessen Vertrag erst im Sommer bis 2008 verlängert worden war, bereits am Saisonende zu beurlauben. Die verbleibenden Partien sollte er dennoch an der Seitenlinie stehen, doch nur zwei Wochen nach der Entscheidung setzte es im Revierderby auf Schalke und gegen Bayer Leverkusen zwei Niederlagen und van Marwijk musste seinen Platz bereits nach dem 17. Spieltag räumen.

Der BVB stellte den erfolglosen Jürgen Röber als Interimslösung vor, lediglich acht Partien (mit zwei Siegen und sechs Niederlagen) später übernahm Thomas Doll im März 2007 das Amt. Hier kommt nun wieder Amoah ins Spiel.

"Als van Marwijk ging, fingen meine Probleme erst richtig an. Die Verantwortlichen ließen mich aus dem Kader streichen, da es van Marwijk war, der mich verpflichtet hatte. Sie wollten keinen Spieler einsetzen, der explizit von ihm gewollt und geholt wurde", erklärt Amoah. Gleichzeitig beteuert er, dass Zorc "immer nett zu mir war. Es waren die Leute, die über ihm standen. Die wollten, dass ich gehe. Wenn man so etwas zu hören bekommt, ist eigentlich alles gesagt."

Amoah: "Doll war anders als Röber, er war ehrlich"

Während Steven Pienaar, der 2006 von Ajax Amsterdam verpflichtete designierte Nachfolger von Tomas Rosicky, und Smolarek als Verpflichtungen van Marwijks weiterhin regelmäßig zu Einsätzen kamen, wurde Amoah sowohl unter Röber als auch unter Doll kaum mehr berücksichtigt. In Röbers kurzer Amtszeit reichte es nur zu drei Kadernominierungen und einem zehnminütigen Einsatz als Joker, bei Doll stand er in neun Partien sechsmal im Aufgebot - mehr als fünf Minuten gegen Arminia Bielefeld am 27. Spieltag sprangen aber nicht heraus.

"Im Vergleich zu Röber war Doll anders, er war ehrlich zu mir", sagt Amoah: "Er hat gesagt, dass ich bei guten Trainingsleistungen immer zum Kader zählen würde, aber es schwierig sei, zu spielen. Das war okay für mich. Er hat gesagt, er sehe, dass ich ein guter Spieler sei, aber etwas fehle. Doll mochte mich, doch wenn er mich eingesetzt hätte und es schief gegangen wäre, hätte er Probleme mit den Verantwortlichen bekommen." Statt ihm habe stets Valdez gespielt, "doch er hat es nicht wesentlich besser gemacht und nur einmal getroffen".

So entwickelte sich Amoah letztlich innerhalb nur eines Jahres vom erhofften Heilsbringer zur Persona non grata. Trotz seiner Degradierung war er anfangs gewillt, um seinen Platz kämpfen. Amoah war sogar bereit, in der Reserve zu spielen. Dies sei allerdings aufgrund seiner Staatsangehörigkeit nicht machbar gewesen. "Wegen meines ghanaischen Passes hätte ich mindestens drei oder vier Jahre in Deutschland bleiben müssen, um eine Spielberechtigung für die zweite Mannschaft zu erhalten", sagt er.

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BVB-Stürmer Amoah ohne Treffer in Dortmund

Nachdem klar wurde, dass er auch in der anschließenden Saison keine Aussicht auf Spiele haben würde, endete Amoahs Zeit bei den Westfalen im Sommer 2007 nach kümmerlichen 17 Spielen - ohne jegliche Torbeteiligung. Damit schaffte es der Ghanaer in den vergangenen Jahren regelmäßig in die üblichen Flop-Aufzählungen der BVB-Historie.

"Vielleicht haben die Leute recht. Ein Stürmer, der 17 Spiele absolviert und kein Tor schießt, ist schlecht", resümiert er: "Sie kennen die Ursachen nicht, aber ein Stürmer ist dazu da, Tore zu schießen. Am Ende ist es die Statistik, die zählt. Wenn man sich meine Spiele anschaut, sieht man, dass ich gute Auftritte hatte. Von außen denkt man aber vielleicht, dass der Druck in Dortmund einfach zu hoch war."

Amoah ging zurück in die Niederlande. Dort knüpfte er etwas überraschend unmittelbar dort an, wo er vor seinem Transfer zum BVB aufgehört hatte: beim Toreschießen. In viereinhalb Jahren bei NAC Breda steuerte er in 129 Spielen 56 Treffer und 14 Vorlagen bei. Nach Stationen in der Türkei, bei Heerenveen, Heracles Almelo und bei unterklassigen niederländischen Teams beendete er erst 2017 seine Karriere.

Seinen kurzen Aufenthalt in Dortmund bereut Amoah rückblickend nicht: "Ich hatte eine wirklich gute Zeit und großartige Mitspieler. Alles, was man im Leben erfährt, ist eine Lektion, die einen stärker macht", betont er. Die Gründe für seine Null-Tore-Ausbeute? "Ich hatte genug Chancen zu treffen, aber ich hatte einfach Pech."

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