Korkut krempelt Hannover 96 um

SID
Tayfun Korkut hat große Ambitionen mit Hannover 96
© getty

Abstiegsstrudel, verheerende Derby-Pleite und Rettung aus höchster Not: Viel turbulenter hätte das erste Halbjahr in der noch jungen Trainerkarriere des Tayfun Korkut nicht verlaufen können. Mit Hannover 96 geriet der 40-Jährige in die schwierigste Situation seit Jahren - und bestand den Härtetest mit Bravour. Doch der Druck wird auch in der kommenden Saison kaum abnehmen.

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"Es gibt sicher Trainer, die in zehn Jahren nicht erleben, was ich in diesem halben Jahr erlebt habe", sagt Korkut im "SID"-Interview: "Da war wirklich alles dabei, zeitweise enormer Druck, dann die Befreiung. Diese Erfahrung ist auf der einen Seite gut, aber auf eine Wiederholung kann ich auch ganz gut verzichten."

Korkut ist am Ende einer langen Vorbereitung braun gebrannt, die Sorgenfalten sind längst neuer Zuversicht gewichen. Das 3:1 am Sonntag gegen Lazio Rom bestätigte seine positiven Eindrücke vom neuen Team. Knapp elf Millionen Euro holte der ehrgeizige 96-Präsident Martin Kind aus der Spardose für begehrte Profis wie Joselu, Hiroshi Kiyotake und Miiko Albornoz - so viel hatten die 96er nie zuvor auf dem Transfermarkt investiert.

Europa-League-Plätze das Ziel

Ausgaben, die Erwartungen wecken - vor allem bei Kind. Der 70 Jahre alte Unternehmer will die 96er als nationale Marke stärken und zumindest mittelfristig wieder beharrlich an die Europa-League-Plätze anklopfen.

"Wir dürfen die vergangene Saison nicht vergessen, die war unheimlich schwierig", sagt Korkut und tritt ein wenig auf die Euphoriebremse: "Ich stehe mit Herrn Kind in sehr, sehr engem Kontakt. Er ist ehrgeizig, hat aber auch immer einen realistischen Blick auf unsere Situation."

Der polyglotte Deutsch-Türke hat die emotionalen Bilder seines ersten Halbjahres in Niedersachsen noch nicht vergessen. Insbesondere nach der Derby-Klatsche gegen Eintracht Braunschweig (0:3) am 29. Spieltag ging bei den Anhängern der "Roten" die Angst um. Bei nur noch drei Punkten Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz war 96 mitten in die Gefahrenzone geraten.

Vorbereitung im Kloster

Doch Korkut fand in enger Abstimmung mit Sportdirektor Dirk Dufner die richtige Antwort. Sie nahmen das Team aus der Schusslinie und bereiteten sich im Kloster Marienfeld auf den Abstiegskracher gegen den HSV vor - das hochemotionale 2:1 vertrieb die größten Sorgen.

"Es gibt im Leben Momente, da muss man seinen Mann stehen, da muss man durch solche schwierigen Momente durch", sagt Korkut vier Monate später, den Blick längst nach vorn gerichtet. Akribisch arbeitet der Chefcoach an seinem neuen Team, das ohne die abgewanderten Szabolcs Huszti, Topangreifer Mame Diouf und Didier Ya Konan auskommen muss. "Ich will keine Mannschaft haben, die nach zwei Wochen als Konter- oder Ballbesitz-Mannschaft eingeordnet wird", sagt Korkut, vor allem flexibel soll Hannover 96 aufspielen.

Damit seine erste komplette Bundesliga-Saison als Cheftrainer ein wenig nerven-schonender über die Bühne geht.

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