Schiedsrichter Rafati gibt Comeback

SID
Babak Rafati (l.) wird erstmals seit Ende 2011 wieder ein Fußballspiel pfeifen
© getty

Der ehemalige Schiedsrichter Babak Rafati gibt knapp drei Jahre nach einem Selbstmordversuch sein Comeback. Der 44-Jährige pfeift am Sonntag (14 Uhr) in Hannover das Abschiedsspiel von Steven Cherundolo.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Nach all den Vorfällen in der Vergangenheit wird das sicher ein emotionaler Moment, keine Frage. Ich werde ihn genießen", sagte der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter im Gespräch mit dem "SID".

"Ich habe mich total gefreut, als man mich gefragt hat und natürlich habe ich sofort zugesagt. Das ist eine große Ehre. Stevie und ich kennen uns schon viele Jahre und der Kontakt ist nie abgebrochen", sagte Rafati. Im Stadion seiner Heimatstadt wird er viele alte Weggefährten wiedertreffen, auf der Tribüne drückt ihm seine Frau Rouja die Daumen. "Das wird natürlich auch für sie ein spezieller Moment", sagte Rafati.

Rettung in letzter Sekunde

Rückblende: In der Nacht zum 19. November 2011 wusste Rafati keinen Ausweg mehr. Gequält von Depressionen versuchte der Schiedsrichter seinem Leben vor der Partie 1. FC Köln gegen den FSV Mainz 05 ein Ende zu setzen. Seine Assistenten fanden ihn leblos in der Badewanne eines Kölner Hotels und riefen gerade noch rechtzeitig den Notruf. Rafati überlebte und begab sich wegen Depressionen in stationäre Behandlung.

"Heute geht es mir richtig gut, ich bin geheilt und nehme schon seit zweieinhalb Jahren keine Medikamente mehr", sagte Rafati, der sein Geld inzwischen als Redner bei Führungskongressen in der freien Wirtschaft verdient.

Ein Comeback in der deutschen Bundesliga schließt der gelernte Bankkaufmann zwar aus: "Aber ich würde gerne noch einmal im Ausland als Schiedsrichter oder Mentor tätig werden." Gespräche darüber laufen, "aber ich kann leider noch nicht sagen, worum es sich genau handelt."

Rafati als Buchautor

Zuletzt sorgte Rafati auch abseits des Rasens für jede Menge Schlagzeilen. In seinem Buch "Ich pfeife auf den Tod" hatte er das Schiedsrichter-Wesen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) scharf kritisiert und seine ehemaligen Kollegen Herbert Fandel und Hellmut Krug angegriffen. Er habe "absolut keine Rückendeckung" bekommen, sprach von "Herabwürdigungen" und "persönlichen Verletzungen". Fandel und Krug wiesen die Vorwürfe zurück.

Bis zu seinem Suizidversuch hatte es in der Schiedsrichter-Karriere Rafatis nur einen Weg gegeben: steil nach oben. Seit dem Jahr 2000 pfiff der Sohn persischer Eltern Spiele der Zweiten Bundesliga, im August 2005 debütierte er im Oberhaus und wurde nur drei Jahre später in die elitäre Riege der FIFA-Schiedsrichter aufgenommen.

Alle Infos zu Hannover 96

Artikel und Videos zum Thema